Hospiz in Bietigheim-Bissingen eröffnet „Zeichen für Mitmenschlichkeit und Gemeinsinn“

Von Sandra Bildmann
Zahlreiche Besucher kamen zur Einweihung, um sich die Räume des neuen Hospizes in der Pforzheimer Straße anzuschauen. Franz Honikel, Vorsitzender der Stiftung (Mitte), verlas im Garten die Namen der Stifter.⇥ Foto: Martin Kalb

Das Hospizgebäude in der Pforzheimer Straße wurde am Sonntag eingeweiht. Das öffentliche Interesse an der Einrichtung war groß.

Mit 500 Besuchern hatte die Geschäftsführerin des Hospizes, Petra Zuccalá, grob gerechnet – doch für die Eröffnung des Neu- und Umbaus am Sonntag interessierten sich weit mehr Menschen. Im Jahr 2000 hatte das Hospiz in Bietigheim-Bissingen am bisherigen Standort in der Gartenstraße seinen Betrieb aufgenommen und bot Platz für sieben Patienten. Nach 17 Monaten Bauzeit wurde nun der Neubau in der Pforzheimer Straße, in direkter Nachbarschaft zum Haus an der Metter, eingeweiht.

Für sechs Millionen Euro ist das bestehende Gebäude saniert und mit einem Neubau verbunden worden. Von nun an können sich zwölf Menschen parallel auf den letzten Abschnitt ihres Lebenswegs begeben. Damit erfüllt das neue Hospiz die vorgesehenen kreisweiten Vorgaben, wonach ein Hospizplatz auf 45 000 bis 55 000 Einwohner umgerechnet wird.

Idyllische Lage

Geschäftsführerin Zuccalá, seit 2019 im Amt, ist nicht nur über die Aufstockung der Wohnplätze froh, sondern verweist auch auf die idyllischere Lage. Das neue Hospiz verfügt nicht nur über einen kleinen Innenhof, sondern auch über einen großen, von Bäumen umsäumten Garten mit Terrasse. Dort steht der Stifterbrunnen, der im Rahmen der Feierlichkeiten am Sonntag eingeweiht wurde.

Nach dem Gottesdienst in der Stadtkirche am Vormittag folgte die Eröffnung in der Kelter samt symbolischer Schlüsselübergabe. Architekt Michael Kerker vom Planungsbüro KMB übergab den Hefezopf in Schlüsselform zunächst an den Stiftungsvorsitzenden Franz Honikel, der ihn wiederum an die Geschäftsführung weiterreichte. Landrat Dietmar Allgaier dankte in seinem Grußwort all jenen Helfern im Haupt- und Ehrenamt, „die sich aus Herzensüberzeugung und mit großem Engagement“ den Aufgaben im Hospiz täglich stellen. Oberbürgermeister Jürgen Kessing verwies auf die Bedeutung des neuen Gebäudes einerseits, um ein „menschenwürdiges Lebensende“ zu gewährleisten und andererseits als „Zeichen für Mitmenschlichkeit und Gemeinsinn in unserer Stadt.“

Die ersten Bewohner werden am Dienstag in das neue Domizil umziehen. Eine Verpflichtung dazu gebe es freilich nicht, betont Petra Zuccalá. Wer möchte, dürfe in der Gartenstraße bleiben.

Entscheidung nach Dringlichkeit

Durchschnittlich 23 Tage betrage die Aufenthaltsdauer der Bewohner, erzählt die Geschäftsführerin, die auf den Unterschied zu palliativen Betreuungsumständen in Kliniken hinweist. Im Hospiz lege man besonderen Wert auf das wohnliche Ambiente, weshalb manche Menschen auch mehrere Monate dort verbrächten. Eine Warteliste wolle man ausdrücklich nicht führen, sagt Zuccalá. Es gebe viele Anfragen, man entscheide nach Dringlichkeit.

Von den Räumlichkeiten und Angeboten konnte sich am Sonntag jeder Interessierte selbst ein Bild machen, da die Einweihung mit einem Tag der offenen Tür verbunden wurde. Die Besucher indes kamen aus unterschiedlichen Gründen – vielfach aus Neugier; Ältere, weil sie sich einen Eindruck verschaffen wollten, ob das Hospiz für sie eines Tages infrage kommt; Jüngere, die sich für ein Praktikum interessieren. Zahlreiche Mitarbeiter informierten in den jeweiligen Räumen beispielsweise über Aroma-, Physio- oder Klangschalentherapie.

Zauberer und Clowns

Auch der „Raum der Stille“ stand zur Besichtigung offen. Zum Nachmittagsprogramm zählten musikalische Beiträge, ein Zauberer und Klinik-Clows; währenddessen gab es Kaffee und Kuchen sowie Informationsangebote zum Trauercafé und dem „Letzte-Hilfe-Kurs“. Aufgrund der gesteigerten Kapazitäten könnten in Zukunft Schulungen und Kurse angeboten werden, berichtet Petra Zuccalá.

Info Das neue Hospiz für den gesamten Landkreis in der Pforzheimer Straße bietet Platz für zwölf Patienten. Rund 30 hauptamtliche sowie circa 80 ehrenamtliche Mitarbeiter zählt das Hospiz, das vom Trägerverein betrieben wird. Dieser besteht aus den evangelischen, katholischen und evangelisch-methodistischen Kirchengemeinden Bietigheim-Bissingen, Vorsitzende ist Ute Epple. Träger des Hospizes ist die Stiftung.

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