Hospizdienst Besigheim „Es soll keiner alleine sterben müssen“

Von Gabriele Szczegulski
Christine Nägele betreut in der Diakoniestation Besigheim die ehrenamtlichen Sterbebegleiter. Foto: /Richard Dannenmann

Die Diakoniestationen suchen ehrenamtliche Mitarbeiter für die Sterbegleitung. Ein Kurs soll in die Thematik einführen.

Tod und Sterben ist mit Angst behaftet, noch immer“, sagt Christine Nägele, die in der Diakoniestation Besigheim für die Betreuung der ehrenamtlichen Hospizdienste verantwortlich ist. „Es soll keiner alleine sterben müssen, das ist die Idee hinter der ehrenamtlichen Sterbebegleitung“, sagt Nägele.

Gemeinsam mit den Diakoniestationen Bönnigheim und Sachsenheim bietet die Besigheimer Diakoniestation im Oktober einen zentralen Qualifizierungskurs für ehrenamtliche Sterbebegleitung an. Unterstützt wird Nägele dabei von Sabine Horn, Hospizreferentin der Ökumenischen Hospizinitiative des Kreises Ludwigsburg.

Oft kommen Menschen zum Kurs wegen eigener Trauerarbeit

„Wir bedienen mit unserer ehrenamtlichen Sterbebegleitung einen großen Bereich und die Bönnigheimer und Sachsenheimer auch, deswegen suchen wir ständig neue Ehrenamtliche“, sagt Nägele. Von Besigheim aus werden die Gemeinden Freudental, Löchgau, Erligheim, Mundelsheim oder Pleidelsheim betreut.

Den Kurs, so sagt sie, kann jeder machen, der sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen will, „auch nur, um sich selbst damit zu helfen“, sagt Nägele. Anschließendes Engagement in der Sterbebegleitung ist keine Voraussetzung. Sie hofft natürlich, dass der ein oder andere Teilnehmer sich dann auch ehrenamtlich in der Sterbebegleitung engagiert. Oft kämen Menschen zu dem Kurs aus eigener Trauer oder weil sie jemanden aus dem Familien- oder Freundeskreis begleiten wollen. „Es ist natürlich nicht jedermanns Sache, Fremde beim Sterben zu begleiten, aber im Kurs lernt man, wie man mit den Erfahrungen umgehen kann“, sagt Nägele. Nicht nur, dass es erfüllend sei, mit Achtung und Akzeptanz einem Sterbenden beizustehen, sondern auch, dass es für die Betroffenen hilfreich sei, wenn eine fremde Person die Sterbebegleitung übernehme. Viele Patienten seien oft ehrlicher in ihren Wünschen und im Aussprechen ihrer Sorgen als mit Verwandten, die sie nicht belasten wollen.

Sie erzählt von einem Beispiel, wo ein Sterbender so gerne noch einen nahen Verwandten aus dem Ausland sehen wollte, sich aber nicht traute, den Wunsch auszusprechen. Die Sterbebegleitung vermittelte und die Angehörigen setzten den Wunsch um. Meistens aber, so Nägele, ginge es in der Sterbebegleitung um die pure Anwesenheit oder darum, die Verwandten zu entlasten.

Angehörige nehmen zu spät Sterbebegleitung in Anspruch

Neben dem Umgang mit dem Sterbenden und seinen Angehörigen lernen die Interessenten im Kurs, genau hinzuhören, zu beobachten. „Das ist das Wichtigste, dass der Begleiter nicht seine Sicht der Dinge überstülpt, sondern dass der Kranke im Fokus steht, aber auch seine Angehörigen“, sagt Nägele.

„Leider kommen die meisten Angehörigen erst in allerletzter Minute auf uns zu und bitten um Sterbebegleitung“, sagt die Pflegefachkraft. Um eine Beziehung des Vertrauens aufzubauen und auch, um die Familie mehr zu entlasten, seien längere Betreuungen besser, auch für die Angehörigen, die dann meist schon am Ende ihrer Kräfte seien.

Für die ehrenamtlichen Sterbebegleiter sei es auch wichtig, Instrumente kennenzulernen, mit denen sie Distanz und Nähe vereinbaren und mit eigenen Kraftquellen haushalten können. „Der Qualifizierungskurs zum Sterbebegleiter ist intensiv und kräftezehrend, aber er lohnt sich“, sagt Christine Nägele, „auch für die eigene Einstellung zu Tod und Trauer“.

Die Auftaktveranstaltung und gleichzeitig Informationsabend zum Qualifizierungskursfür ehrenamtliche Sterbebegleiter in Besigheim findet am Freitag, 27. September, 19 Uhr, im Paul-Gerhardt-Haus in Besigheim statt. Sabine Horn informiert über den Kurs, außerdem wird der Film „Marias letzte Runde“ gezeigt. Am 9. Oktober ist das Vorgespräch für die Teilnehmenden ab 18 Uhr.

Der Kurs geht bis zum 23. Februar und wird durch einen Beauftragungsgottesdienst beschlossen. Die verschiedenen Kurstermine sind wöchentlich, mittwochabends 18 bis 21 Uhr und viermal freitags, 18 bis 21 Uhr sowie samstags 9 bis 16.15 Uhr. Teilnehmende an dem Kurs müssen nicht zwangsläufig Sterbebegleiter werden, der Kurs kann auch aus eigenem Interesse besucht werden.

Eine Anmeldung ist notwendig per Telefon unter (07143 )80 63 11 oder Per E-Mail an info@diakoniestation-besigheim.de. Der Kurs ist gebührenfrei.

Die Hospizinitiative des Landkreises Ludwigsburg macht einen Vorbereitungskurs für die ehrenamtliche Begleitung sterbender Menschen vom 29. November bis 12. April.   Er findet in Ludwigsburg, Solitudestraße 12, statt. Weitere Infos und Anmeldung zu diesem Kurs unter Telefon (07141) 99 24 34 14 oder per Mail an post@hospiz-ludwigsburg.de.

Die Hospizbewegung mit ihren Hospiz- und Sitzwachengruppen steht für die psycho-soziale Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihren Zugehörigen. Diese Kurse sind die Voraussetzung zur ehrenamtlichen Mitarbeit in einer Hospizgruppe und bereitet auf die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen und deren Angehörigen vor.

 
 
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