Im Gespräch mit dem Bürgermeister Gemeinwesen wieder beleben

Von Jürgen Kunz
Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Bürgermeister Uwe Seibold blickt auf ein kommunalpolitisch erfolgreiches Jahr zurück. Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Vereine und das gesellschaftliche Leben machen im Sorge.

Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold resümiert im Gespräch mit der BZ das Coronajahr 2020 und blickt auf dieses Jahr. Ihm mache Hoffnung, es zeichne gerade Kirchheim aus, dass es viel ehrenamtliches Engagement und Begeisterung in der Bevölkerung für Projekte gebe, in denen sich die Kirchheimer einbringen – wie etwa die Flüchtlingsbetreuung vor einigen Jahren, die Kultur, das Steillagen-Weinbauprojekt oder das Projekt „Seebrücke“. Für Seibold ist dies nicht selbstverständlich und „der Kit in einer Gesellschaft“.

Für Kirchheim sei 2020 ein extrem bewegtes und aktives Jahr gewesen, sagt Seibold zum Themenkomplex Gesamtbilanz 2020 und wichtigste Investitionen. Die Erweiterung und Sanierung der Schule auf dem Laiern habe mit vielen staatlichen Zuschüssen begonnen. Im Ortskern habe auf einem Areal gegenüber dem Rathaus ein privater Investor mit planerischer Unterstützung durch die Gemeinde mit dem Bau von Häusern in denen auch das Polizeirevier einziehen wird begonnen, der Baubeschluss für die Gemeindehalle wurde in der letzten Sitzung im Gemeinderat beschlossen, und auch hier habe man 2020 viele Zuschüsse generieren können, so dass ein Baubeginn im kommenden Sommer zu erwarten sei. Die Gemeinde konnte das Cronimet-Gelände am Bahnhof kaufen und könne damit eine „tolle Zukunftsaufgabe“ in Angriff nehmen mit einer interessanten Quartiersentwicklung, die natürlich in Etappen in den nächsten fünf bis sechs Jahren umgesetzt werde.

„Die ganzen Dinge, die man in den letzten Jahren vorbereitet hat, an Baumaßnahmen, an Zuschussanträgen, sind jetzt 2020 alle zusammengekommen. Jetzt wird an allen Ecken und Enden durchgestartet, losgelegt und gebaut“, so das Resümee des Kirchheimer Bürgermeisters.

Darüber hinaus habe man im vergangenen Jahr mit der Pflege-WG begonnen, in dem man die notwendigen archäologischen Grabungen auf dem innerörtlichen Gelände in Angriff genommen habe. Ziel sei es, dass die Pflege-WG im Frühjahr 2022 in Betrieb gehen kann. Auch die Verlegung der Tennisplätze ans Sportgelände in der Hohensteiner Straße wurde 2020 begonnen, was der Tennisclub in eigene Regie umsetze, mit Unterstützung durch die Gemeinde. „Mit einigen ,Stolpersteinen’ sei auch der Naturkindergarten auf den Weg gebracht worden“, merkt Seibold an, nachdem man dieses Projekt mit dem Naturschutz abgestimmt habe. Zum Jahres ende konnte auch die Ampelanlage am Schillerplatz/B 27 installiert werden. Seibold: „Trotz Corona und allen damit zusammenhängenden kommunalen Herausforderungen, war es ein sehr, sehr gutes Jahr mit vielen Weichenstellungen.“

Auf Kirchheimer Gemeindefinanzen habe sich Corona, auch die erhaltenen Ausgleichszahlen, so gut wie nicht ausgewirkt, sagt Seibold auf die Frage nach der Haushaltslage zum Jahresende. Auch bei den geplanten Gewerbesteuereinnahmen, erwartet der Bürgermeister kaum Einbrüche. „2020 ist für uns haushaltstechnisch okay, aber in den Folgejahren wird es uns einholen“, ist sich Seibold sicher, als Gesellschaft müssten schließlich die vielen Milliarden finanziert werden.

Dieses Jahr werde auf jeden Fall spannend, meint Seibold zu den Aussichten für 2021. „Wie lange geht Corona noch und wie sind danach die Strukturen“, diese Fragen stelle er sich, gerade wenn er im Gespräch mit den Vereinen sei. Beim Gesangverein, mit Männerchor, Kinder- und Jugendchor sowie der „Young Chorporation“, gebe es beispielsweise nun fast ein Jahr keine Chorproben mehr, „ob da alle wieder zurückkommen“, diese Frage stelle sich. Ähnlich sei es bei der Kirchheimer Ringern, die lediglich im vergangenen Sommer für wenige Wochen trainieren konnten. „Es wird eine große Aufgabe sein, dass wir alle zusammen das Vereins- und Kulturleben, die das Gemeinwesen ausmachen, wieder möglichst viel zum Laufen bringen und erhalten können“, sagt Seibold, denn ein Ort sei schließlich mehr als Baumaßnahmen und Haushaltspläne. So gehören auch zu seinen persönlichen Wünschen für 2021, dass man die Pandemie möglichst schnell in den Griff bekomme und dass die gesellschaftlichen Einschränkungen schnell überwunden werden können.

Sorgenkinder in der Gemeinde? „Natürlich die Frankenbahn“, merkt der Kirchheimer Bürgermeister spontan an. Es stelle sich schon die Frage, ob man „so etwas“ – der Wegfall von Zughalte in Lauffen, Kirchheim, Walheim, Besigheim für den Pendlerverkehr am frühen Morgen – machen müsse. Für ihn völlig unverständlich. „Wie kommt der Ort aus der Krise, was machen die Vereine, was machen die Veranstaltungen und gibt es künftig die traditionsreichen Feste noch. Oder sagen die Vereine, wir können es nicht mehr stemmen, weil so viele Mitglieder den Rücken zugekehrt haben.“

 
 
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