DLRG Bietigheim-Bissingen Schwimmkurs für Erwachsene: „Man muss sich einfach trauen“

Von Petra Neset-Ruppert
Im Bietigheimer Bad am Viadukt sind die Schwimmkurse für Erwachsene sehr gefragt. ⇥ Foto: Werner Kuhnle

Die Zahl Nichtschwimmer steigt wegen der Pandemie. Die DLRG Bietigheim-Bissingen bringt nun verstärkt Erwachsenen das Schwimmen bei.

Erst einmal tief durchatmen, das Wasser fixieren und dann – doch nochmal durchatmen. Der jungen Frau am Beckenrand  fällt es sichtlich schwer, in das Schwimmbecken zu springen. Was hat sie nur?

Es ist Montagabend und im Hallenbad am Viadukt ist Hochbetrieb. Eine Kindergruppe trainiert gerade, im Becken nebenan bewegt man sich zu Musik im Wasser und dann steht da eine Gruppe Erwachsener im Bad, bespricht etwas und geht dann langsam in das Nichtschwimmerbecken. Der Erwachsenen- Schwimmkurs der DLRG Bietigheim-Bissingen trainiert heute.

Bunt gemischt ist die Truppe. Die einen konnten sich immer schon ein wenig über Wasser halten, die anderen trauten sich bisher nur bis zu den Waden ins Wasser. „Wir starten immer erst einmal im Nichtschwimmerbecken und gewöhnen uns langsam ans Wasser“, erklärt Alexander Peppel. Irina Brosi und er leiten seit vielen Jahren die Erwachsenen- Schwimmkurse der DLRG Bietigheim-Bissingen.

Schnell ausgebucht

Die Kurse sind sehr gefragt: „Der aktuelle Kurs war nach nur neun Stunden ausgebucht. Immer wieder werden wir nach Wartelisten gefragt“, erzählt Peppel, der auch Ausbilder für den Wasserrettungsdienst ist. Es fehlt an passenden Angeboten. Eine der Teilnehmerinnen kommt extra aus Heilbronn nach Bietigheim, weil sie sonst keinen Kurs gefunden hat.

Deshalb gehen Irina Brosi und Alexander Peppel auch auf andere DLRG-Ortsgruppen zu und erklären, wie man einen Erwachsenen-Schwimmkurs aufbaut und führt. „Das Wichtigste ist, dass man individuell auf die Teilnehmer eingeht und sie motiviert“, sagt Irina Brosi. Das bedeutet auch, dass die Erwachsenen-Schwimmkurse fast mit einer 1:1-Betreuung stattfinden müssen. Kein Kursteilnehmer wird alleine gelassen. Jede Situation an und im Wasser wird betreut. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird gelacht und viel gejubelt, wenn ein Teilnehmer einen neuen Meilenstein geschafft hat.

„Vor Kurzem hat sich bei uns ein ehemaliger Teilnehmer gemeldet, der mittlerweile seinen ersten Iron Man absolviert hat. Das ist einfach klasse“, erzählt Peppel stolz. Für die Teilnehmer soll der Kurs nur ein Anfang sein, viele wollen den Fortgeschrittenen-Kurs belegen und sich weiter ins Wasser trauen.

So hat es auch Dietmar gemacht. Nach dem zweiten Kurs hat er angefangen mitzuhelfen und ist nun als Trainer beim DLRG dabei. „Am Ende des Kurses hab ich damals das Seepferdchen gemacht. Ich war richtig stolz. Mittlerweile habe ich das Bronze-Schwimmabzeichen. Wenn ich ins Wasser springe, weiß ich was zu tun ist.“ Die Scheu, zuzugeben, dass man gar nicht schwimmen kann, ist extrem groß. „Man sucht dann immer Ausreden, weshalb man gerade nicht ins Wasser kann“, erzählt eine Teilnehmerin.

Von Tochter überredet

„Eigentlich ist es gar nicht schlimm. Aber man muss sich einfach trauen“, sagt Marcel. Er hat sich für den Kurs angemeldet, weil seine Tochter ihn überredet hat. Empfehlen kann er es jedem. „Jeder hat mal klein angefangen und dann geht es immer weiter“, erklärt Marcel zuversichtlich.

Mindestens zwei Anfänger- und einen Fortgeschrittenen-Kurs bietet die DLRG Bietigheim-Bissingen jedes Jahr an. „Das Wichtigste sind die Badezeiten. Gerade abends braucht man ausreichend Zeiten, in denen uns das Schwimmbad für die Kurse zur Verfügung stehen“, sagt Peppel. Zwar sei die Situation in Bietigheim-Bissingen noch recht gut, verglichen mit anderen Städten, doch der Schwimmbadschwund sei „dramatisch“ und erschwere damit das Schwimmenlernen für viele Menschen. Alle Trainer engagieren sich ehrenamtlich, deshalb seien gerade die Abendzeiten so wichtig, denn da hätten die meisten Zeit, um sich zu engagieren.

Mittlerweile werden Bahnen geschwommen, die einen mit, die anderen ohne Poolnudel. Die junge Frau ist mittlerweile im Wasser, hält sich an der Poolnudel fest und macht kräftige Schwimmzüge, bis sie am anderen Ende des Beckens ist. Dann wird geklatscht und gejubelt – geschafft.

 
 
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