In Ingersheim brodelt es Kinderbetreuung sorgt für Ärger

Von Claudia Mocek
Unter anderem im Kinderhaus an der Uhlandstraße sind viele Mitarbeiter erkrankt, so dass eine Notbetreuung eingerichtet werden musste.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Eltern kritisieren die Situation in den Kitas. Bürgermeisterin Lehnert wehrt sich gegen persönliche Angriffe. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll nun Modelle entwickeln.

Heute wird im Ingersheimer Gemeinderat über die Kinderbetreuung diskutiert. Doch schon im Vorfeld brodelt es in der Gemeinde. Die Betreuungssituation spitze sich immer weiter zu, kritisieren Eltern und deren Vertreter. Elternbeirätin Theresa Gundelfinger sieht neben dem Personalmangel auch „die Uneinsichtigkeit der Bürgermeisterin“ als Grund, die Betreuungsmodelle streichen wolle und Unterstützungsangebote seitens der Eltern ablehne. Bürgermeisterin Simone Lehnert weist die Vorwürfe zurück und wehrt sich gegen persönliche Angriffe.

Eingeschränktes Angebot

Die Situation für die Eltern sei „heftig“, kritisiert Gundelfinger. Im Kinderhaus Uhlandstraße hätten diese am Montag per Mail erfahren, dass die Notbetreuung ab Mittwoch nur bis 13.30 Uhr statt bis 17 Uhr gewährleistet werden könne. Es wurde gefragt, wer sein Kind Zuhause lassen könne. Sonst könnte es sein, dass eine Auswahl getroffen werden müsse, welche Kinder wann betreut werden könnten. Eltern, die berufstätig seien und keine Großeltern in der Nähe hätten, hätten dadurch ein großes Problem, so Gundelfinger.

Ein Angebot der Eltern, dass eine Fachkraft die Kita kurzfristig unterstützen könne, sei von der Gemeinde abgelehnt worden. „Wir stellen keine 450 Euro-Kräfte ein“, habe es geheißen, kritisiert Gundelfinger. Trotz des eingeschränkten Angebots würden die Gebühren nicht reduziert, sondern sogar noch angehoben.

Derzeit gibt es in Ingersheim fünf Betreuungsmodelle, davon drei Ganztagesmodelle. Eltern können zwischen 30 und 49 Betreuungsstunden wählen. Die bisherige Beschlussvorlage enthält den Vorschlag, zwei Modelle (40 und 49 Stunden) zu streichen. Simone Lehnert wolle laut Gundelfinger Kosten sparen. „Ob das der richtige Ansatz ist?“, fragt sie angesichts des Neubaugebiets, in das auch junge Familien einziehen sollen.

Nicht sie persönlich wolle die Betreuungsmodelle ändern, betont Bürgermeisterin Lehnert. Mit dem Vorschlag, zwei Modelle zu streichen, komme sie einem Auftrag des Gemeinderats nach. Aufgrund der Haushaltslage müsse die Gemeinde sparen. 80 Prozent des Gemeinderäte hätten sich für eine Verschlankung der Kita-Modelle ausgesprochen. Den Vorschlag dafür habe die Verwaltung gemeinsam mit der pädagogischen Gesamtleitung der Kindertagesstätten erarbeitet. Nun sei es am Gemeinderat, darüber zu diskutieren. „Wir leben in einer Demokratie“, sagt Lehnert. Ob der Vorschlag so angenommmen oder noch geändert werde, entscheide der Gemeinderat. „Eine Beschlussvorlage kann immer korrigiert werden“, sagt sie.

Derzeit sind in allen Einrichtungen laut Verwaltung 16 Kinder in den Ganztagsmodellen angemeldet (40 Stunden: 10 Kinder, 45 Stunden: 5 Kinder, 49 Stunden: 1 Kind). Für die kommenden Jahre gibt es laut Lehnert derzeit nur sechs Anmeldungen. Von den vorgeschlagenen Änderungen seien nur wenige Kinder betroffen. „Es sind Einzelfälle. Das heißt aber nicht, dass sie nicht wichtig sind“, sagte Lehnert.

Aufgrund der Rückmeldungen in der Bügersprechstunde habe Lehnert das Gespräch mit dem Gesamtelternbeirat gesucht. „Da kamen keine Widerstände“, sagte sie. Aufgrund des Gesprächsprotokolls habe es dann aber persönliche Vorwürfe in Whatsapp-Gruppen gegen sie gegeben. In einem kurzfristig angesetzten Gespräch mit 16 Teilnehmern habe sie am vergangenen Samstag sehr viele falsche Informationen korrigieren können, sagt Lehnert. Die Kommunikation im Vorfeld sei nicht optimal gelaufen, räumt sie ein.

Vorgehen geändert

Um zu einer guten Lösung zu kommen, hat sie jetzt das weitere Vorgehen kurzfristig geändert: Der Gemeinderat wird laut Bürgermeisterin Lehnert am heutigen Dienstag nicht über die Betreuungsmodelle abstimmen. Sie will „komplett neu an das Thema herangehen“, sagt sie. Eine Arbeitsgruppe, an der sich auch Eltern und -beiräte beteiligen können, soll nun Vorschläge erarbeiten, über die der Gemeinderat dann abstimmt.

Derzeit fehlten in der Uhlandstraße mehrere Mitarbeiter aufgrund von Krankheit, sagt Lehnert. Die kurzfristige Aushilfe durch Eltern habe nicht sie ausgeschlagen, stellt sie klar: „Das Team vor Ort möchte das nicht“, sagt die Bürgermeisterin. Der Grund: Ein ähnlicher Versuch – eine fremde Betreuung in einer Gruppe – habe in der Vergangenheit nicht funktioniert.

Es stimme auch nicht, dass Ingersheim keine 450 Euro-Kräfte mehr einstelle. Derzeit gebe es zum Beispiel in der Uhlandstraße eine 450 Euro-Kraft. Richtig sei zwar, dass der Verwaltungsaufwand für einen solchen Mitarbeiter recht hoch sei. Doch für die Bürgermeisterin steht fest: Angesichts des hohen Personalmangels in den Kitas „müssen wir nach jedem Strohhalm greifen“. Der Verwaltungsaufwand dürfe da keine Rolle spielen.

Was die Gebühren angehe, so habe die Kommunalaufsicht die Gemeinde angesichts leerer Kassen aufgefordert, auch Gebühren zu erhöhen. Der Gemeinderat habe sich für eine achtprozentige Erhöhung ausgesprochen, die nun im September zum Start des Kindergartenjahres komme.

 
 
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