In Ludwigsburg findet ein Experiment in den Stadtteilen statt Das Bürgertheater beschreitet neue Wege

Von Gabriele Szczegulski
Wie hier in Neckarweihingen soll es in den Ludwigsburger Stadtteilen Pop-up-Sitzgelegenheiten aus Paletten, ein Café, einen Kiosk und viele Workshops geben – und alles mit Beteiligung der Einwohner. Eine Inszenierung aus den Erfahrungen gibt es dann 2023.⇥ Foto: Bürgertheater

In den Stadtteilen wird direkt vor Ort einiges angeboten.

Utopien, Zukunftsvisionen – Wer hat die nicht? Ganz sicher gibt es die in den Ludwigsburger Stadtteilen, dachte sich das Team des Ludwigsburger Bürgertheaters um Bettina Gonsiorek, Gesine Mahr und Axel Brauch.

In ihrem ersten Projekt für das Bürgertheater nach der Ära von Rainer Kittel wird vieles anders sein. Nicht nur, weil das neue Team auch neue Ideen hat, sondern weil die Pandemie Proben der verschiedensten Bürgertheater-Gruppen der Stadt, die üblicherweise beteiligt sind, nicht zuließ.

Künstlerische Forschungsreise

Die Idee zu dieser künsterlich-experimentellen Forschungsreise namens „LUtopia“ ist, sich Hilfe bei der Suche nach Utopien und Zukunftsvisionen  aus der Bevölkerung zu holen.

Dafür verlässt das Bürgertheater seinen angestammten Platz in der Karlskaserne und geht in die Stadtteile: in diesem Jahr in die Oststadt/Schlösslesfeld, Eglosheim und Neckarweihingen. Schon seit einer Zeit ist das Team in Kontakt mit Stadtteilbeauftragten, Vereinen und Bewohnern. Nun soll immer eine Woche lang das „Café der Utopist*innen“ Halt in den Stadtteilen machen. Die Idee des Bürgertheaters Ludwigsburg seit Anbeginn ist, die Bürger und Bürgerinnen oder verschiedene Gruppen aus der Bevölkerung einzubeziehen in eine Aufführung, die sich einem zeitaktuellen Thema widmet. Neu ist, dass nun in den Staddteilen ganz direkt nach Bürgerbeteiligung gefragt wird. „Und wir hoffen, die Bürgerinnen und Bürger bringen sich ein und lassen uns vor Ort nicht allein“, sagt Bettina Gonsiorek, die für die Organisation zuständig ist.

Hier soll man sich dann treffen, nachdem die Möbel, die eigens angeschafft und größtenteils aus Paletten bestehen, gemeinsam aufgebaut wurden. Es wird ein Kiosk aufgebaut und eine kleine Bühne, auf der abends Vorführungen stattfinden, aber auch Besucher als Open Stage benutzen können. Alles mit und unter Bürgerbeteiligung. Vor Ort gibt es dann Aktionen, Workshops für jeden, Austauschmöglichkeiten, Kinderaktionen.

Das soll, so der künstlerische Leite Axel Brauch, nicht nur für Bewohner des jeweiligen Stadtteils in Ludwigsburg interessant sein, sondern auch Besucher von überall her anziehen, vor allem zu den abendlichen Vorführungen.

Selbstgebaute Möblierung

Die Aktionswochen sind vom 1. bis 8. August in Eglosheim auf dem Kelterplatz und vom 5. bis 12. September in Neckarweihingen auf dem Rathausplatz. Gestartet wird immer sonntags mit der Gestaltung des Platzes und dem Bau von Pallettenmöbeln mit den Bürgern und Bürgerinnen. Das Café der Utopist*innen wird für eine Woche zum Treffpunkt. Es gibt eine Zukunftswerkstatt, ein kreatives Labor, Workshops und Angebote rund um die Uhr. Themen sind beispielsweise Urban Gardening, Nachhaltigkeit, Lebensraum, Natur, Architektur und Bewegung.

Abends gibt es dann Theater, Performances von vielen verschiedenen Künstlern. Zudem gibt es künstlerische, informative und poetische Stadtspaziergänge auf der eigens geschalteten neuen Homepage des Bürgertheaters. Zudem gibt es sie auf der App Actionbound. Die Spaziergänge entstanden aus Online-Gesprächen mit Bürgern aus den Stadtteilen im Vorfeld der Aktionswochen. Und alle Angebote sind kostenlos, da das Bürgertheater durch die Bundesförderung Neustart Kultur unterstützt wird.

Aus den Aktionswochen, so  die künstlerischen Leiter Axel Brauch und Gesine Mahr, sollen dann im Jahr 2023 als Ergebnis die Erfahrungen aus den Stadtteilen wieder zurück in die Kernstadt fließen und alles zusammenbringen.

„In welcher Form wird sich zeigen, als Inszenierung, als utopische Stadt oder architektonische Darstellung“, so Mahr. „Auch für uns ist das etwas ganz Neues, wir proben nicht wochenlang und führen dann auf, auch wir lassen und ganz offen auf ein Experiment ein“, so Axel Brauch. ⇥

 
 
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