Ingersheim Betriebsübergang erfolgt zum 1. Juli

Von Jörg Palitzsch
Die Evangelische Heimstiftung übernimmt die Ingersheimer Sozialstation inklusive aller Kunden und Verträge. Foto: /Oliver Bürkle

Gemeinderat, Gemeinde und Heimstiftung sehen keine Hindernisse für die Übernahme der Sozialstation. Der Umzug soll bis Ende September erfolgen.

Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung dem Übergang der gemeindeeigenen Sozialstation an die Evangelische Heimstiftung (EHS) zugestimmt. Die Entscheidung fiel bei einer Nein-Stimme von Martina Spahlinger (MiT), die sich darüber beschwerte, man habe die Mitarbeiter in der Sozialstation erst im Nachhinein informiert und auch sie selbst fühle sich unzureichend informiert. Diesen Vorwurf wies Bürgermeisterin Simone Lehnert entschieden zurück. Das Gremium sei zu jedem Zeitpunkt über den Betriebsübergang informiert gewesen.

Tatsächlich hatte der Gemeinderat bereits im September nach intensiver Beratung einstimmig dem Abschluss eines Interimsmanagementvertrags mit der EHS zugestimmt. Ziel dieser Vereinbarung war es, in einer Übergangsphase alle wesentlichen Aspekte eines möglichen Betriebsübergangs zu klären und gemeinsam mit der EHS eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu erarbeiten.

Rückenwind von Mitarbeitern

Dies ist inzwischen erfolgt, wie Elke Eckardt und Martin Schäfer von der Heimstiftung in der Sitzung erläuterten. Man habe in den vergangenen Wochen von den Mitarbeitern viel Rückenwind bekommen. Hinzu kommt: „Es wurden keine Risiken festgestellt, die einer Übernahme entgegensteht“, so Eckardt. Man übernehme die Sozialstation so wie sie ist, inklusive aller Kunden und aller Verträge. Der Umzug in die neuen Räume in der Seniorenresidenz soll nach der Entscheidung im Gemeinderat spätestens bis Ende September 2025 erfolgen.

Der Betriebsübergang wird schon zum 1. Juli 2025 vollzogen. Am Mittwoch fand zeitnah eine Personalversammlung statt, bei der alle Unterlagen verteilt wurden. Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, dem Übergang zu widersprechen, in diesem Fall seien betriebsbedingte Kündigungen unvermeidlich – ein Schritt, der jedoch möglichst vermieden werden soll.

Betrieb seit Jahren defizitär

Die Sozialstation der Gemeinde Ingersheim wurde jahrelang als kommunaler Regiebetrieb geführt – sowohl organisatorisch als auch wirtschaftlich. Aufgrund ihrer begrenzten Größe und der engen Eingliederung in die kommunale Verwaltung ist der Betrieb seit Jahren defizitär. Um die ambulanten Pflege- und Betreuungsleistungen für die Ingersheimer Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft sichern zu können und gleichzeitig eine verlässliche Perspektive für die Mitarbeiter zu schaffen, wurde ein Wechsel der Betriebsform eingeleitet – was auch zu Protesten geführt hat.

Mit dem Übergang wird sichergestellt, dass die Bürgerinnen und Bürger auch bei der EHS weiterhin professionell ambulant versorgt werden. Für das Personal bedeute der Übergang ebenfalls eine gute Perspektive, wie Schäfer und Eckardt betonten. Alle Mitarbeiter können zur Evangelischen Heimstiftung wechseln und werden dort zu mindestens gleichwertigen Bedingungen weiterbeschäftigt – oftmals sogar zu verbesserten Konditionen.

Die Sozialstation hat in den vergangenen Jahren einen erheblichen Zuschussbedarf verursacht – jährlich rund 200.000 Euro, in manchen Jahren sogar bis zu 300.000 Euro. Diese Belastung hat die ohnehin angespannte Haushaltslage der Gemeinde weiter verschärft. Durch den Betriebsübergang an die EHS entfällt dieser Zuschussbedarf künftig, was eine finanzielle Entlastung für die Gemeinde bedeutet.

Erfahrung und Stabilität

Der Betriebsübergang verfolgt zwei zentrale Ziele: Den dauerhaften Erhalt der ambulanten Pflegeleistungen in Ingersheim sowie eine sichere und faire Lösung für die Mitarbeiter der Sozialstation. Die EHS bringe als etablierter Träger umfangreiche Erfahrung und Stabilität mit, was sowohl für die Versorgungssicherheit als auch für das Personal von Vorteil sei, hieß es in der Sitzung. „Eine gute Geschichte“, auch in rechtlicher Hinsicht, meinte Thorsten Majer von der SPD. Was jetzt unter anderem noch fehlt ist ein Anlagenverzeichnis über die beweglichen Güter der Sozialstation, wie etwa Fahrzeuge, Schreibtische und Computer, die an die EHS übergehen. Eine hohe Summe für die Gemeinde sei aber nicht zu erwarten, so Martin Schäfer.

 
 
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