Ingersheim Bewährtes Modell wird ausgebaut

Von Jörg Palitzsch
In Ingersheim setzt man auf die Fortführung der Schulkindbetreuung zur Umsetzung des Ganztagsanspruch. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Gemeinde setzt auf die bestehende Schulkindbetreuung zur Umsetzung des Ganztagsanspruchs. Die Finanzierung bleibt für die klamme Kommune jedoch eine Herausforderung.

Der Ingersheimer Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die Weichen für die Umsetzung des ab dem Schuljahr 2026/2027 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagesbetreuung gestellt. Bei zwei Enthaltungen wurde beschlossen, diesen Anspruch über die bereits bestehende Schulkindbetreuung an der Grundschule zu erfüllen.

Verschiedene Modelle wurden geprüft

Die Entscheidung fiel nach eingehender Prüfung verschiedener Umsetzungsmodelle. Neben verpflichtender oder wahlfreier Ganztagsschule stand auch die Weiterführung des bereits bestehenden Betreuungskonzepts zur Diskussion. Die Analyse der Kosten, der organisatorische Aufwand und die finanzielle Unsicherheit hinsichtlich einer möglichen Landesförderung sprach dann eindeutig für die Beibehaltung der Schulkindbetreuung durch die Gemeinde. In der Schulkindbetreuung stehen aktuell 120 Plätze in fünf Gruppen zur Verfügung. Fünf Plätze können flexibel mit 5er Karten belegt werden.

Bürgermeisterin Simone Lehnert sagte, mit dem Beschluss schaffe man Klarheit und man reagiere auf die räumlichen und personellen Auswirkungen, die Auswirkungen für Eltern und Kinder sowie die finanzielle Situation der Gemeinde.

Das Ganztagsförderungsgesetz sieht für Grundschulkinder ein tägliches Bildungs- und Betreuungsangebot von acht Stunden an fünf Wochentagen vor – inklusive der Ferienzeiten. Nötig könnte in Ingersheim dafür unter anderem die Einrichtung einer zusätzlichen Betreuungsgruppe sowie der Ausbau der Mensa werden. Dafür steht der Gaststättenraum in der SKV-Halle zur Verfügung. Erste Gespräche mit dem Essensanbieter „Apetito catering“ wurden bereits geführt.

Finanzierung bleibt Herausforderung

Trotz positiver Rückmeldungen zur Schulkindbetreuung von Seiten der Eltern, Kinder und Mitarbeitenden bleibt die Finanzierung für die Gemeinde eine Herausforderung.

Die Ganztagsbetreuung muss im Rahmen des Rechtsanspruchs künftig gebührenfrei angeboten werden. Damit entfallen Einnahmen durch Elternbeiträge, während die laufenden Kosten vollständig von der Gemeinde getragen werden müssen. Im Jahr 2024 lag der Abmangel im Bereich der Schulkindbetreuung bereits bei rund 360.000 Euro.

Zur Sicherung der Kostendeckung soll die Schulkindbetreuung daher beibehalten und in einem angemessenen Rahmen kostenpflichtig bleiben. Eine „moderate Gebührenerhöhung“ wird empfohlen, um den derzeitigen Kostendeckungsgrad von 28,5 Prozent zu verbessern. Die Bedarfsprognose für die kommenden Jahre bleibt jedoch unsicher, genaue Zahlen, wie viele Kinder die Ganztagesbetreuung in Anspruch nehmen werden, gibt es nicht. Entsprechend wird mit einer zusätzlichen Betreuungsgruppe geplant. Ein geeigneter Raum für den Ausbau der Betreuung wurde in der Schillerschule bereits festgelegt. Dieser soll mit neuer Möblierung ausgestattet und flexibel nutzbar gemacht werden. Für den Ausbau einer zusätzlichen Mensa in der SKV-Halle wurden Fördermittel beim Land beantragt.

Kritik: Zu wenig Geld und Personal vorhanden

Karl Seitz (FW) sagte, man habe in der Gemeinde kein Geld, die jetzt verabschiedete Lösung verursache rechnerisch einen Abmangel in Höhe von rund 400.000 Euro. Man solle doch alles so weiterlaufen lassen, wie bisher, so Seitz. Martina Spahlinger (MiT) meinte, der Zuschuss sei wage, die Kommune werde im Regen stehen gelassen, ebenso habe man nicht genügend Personal.

Die Verwaltung stellte die Vorteile gegenüber. So gibt es bei der Umsetzung durch die vorhandene Schulkindbetreuung keine Verpflichtung für Eltern, ihr Kind täglich acht Stunden betreuen zu lassen. Eltern bezahlen weiterhin Betreuungsgebühren sowie Mittagessen und eine sichere Betreuung sei dauerhaft gewährleistet.

Das Fazit von Bürgermeisterin Lehnert lautete, interessant würden die Jahre nach 2027, weil dann in der Ganztagesbetreuung immer eine Klasse hinzukomme. „Aber mit dem Beschluss sind wir gut gerüstet.“ Und wenn eine weitere Mensa nötig werde, würde man im Gremium in die Beratung über die Kosten gehen.

 
 
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