Bio ist in. Rund 37.000 Betriebe gibt es mittlerweile deutschlandweit. Einer befindet sich am Westzipfel von Großingersheim. Dort betreibt die Familie Schäfer seit 1. Januar 2024 einen Biohof, der sich etabliert hat und die Bevölkerung interessiert, wie übers Wochenende bei der Aktion „Gläserne Produktion“ deutlich wurde.
Ingersheim Biohof zieht Besucher an
Großes Interesse gab es am Wochenende bei der „Gläsernen Produktion“ an toxinfreien Gemüse-Erzeugnissen des Ingersheimer Landwirt Schäfer.
Das Thema Landwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutz- oder Düngemittel war auf dem an dieser Stelle vor 50 Jahren gegründeten ehemaligen Demeter-Hof der Gärtnerei Willmann vor allem bei drei Führungen und danach in aller Munde, als Maximilian und Anna Schäfer sowie ihre Mitarbeiter auf dem 25-Hektar-Areal hinter die Kulissen schauen ließen und dabei viel Interessantes über den Bio-Anbau sagten.
Mit Raub- gegen Spinnmilben
Beispielsweise, wie man hier schädliche Insekten mit anderen Insekten bekämpft, auch Fadenwürmer einsetzt oder Raub- gegen Spinnmilben. Die Gäste erfuhren ebenso, dass man hier über gehäckseltes Gehölz rund 80 Prozent der am Hof benötigten Wärme selbst erzeugt, sich mit einem Rückhalte-Becken und eigenem Brunnen samt wichtigem, Strom sparendem Wasserdruck aus zwei Wassertürmen bei den immer problematischer werdenden klimatischen Veränderungen behilft.
Aber auch, dass man am Biohof Schäfer mit insgesamt 15 Mitarbeitern plus vier rumänischen Saisonkräften das größte Problem – Unkraut – eben nicht mit schädlicher Chemie, sondern primär „mechanisch, mit Hacken und nochmals Hacken“, immer besser in den Griff bekomme. Bemerkenswert der Zusatz, dass auch der streng kontrollierte Bio-Anbau rundum zunehmend technisiert werde und höchstens Schwefel und Kupfer eingesetzt werden dürften. Dass es nicht nur moderne Bewässerungs- und Beheizungstechniken gibt, einen stattlichen Fuhrpark und beispielsweise Tomatenstauden, die bis zu 15 Meter lang wachsen, sorgten ebenfalls für Gesprächsstoff.
Neuen Hofladen eingeweiht
Ingersheims Bürgermeisterin Simone Lehnert vor Ort: „Ich bin sehr froh, dass der Hof weiter betrieben wird und auch, wie das der Fall ist: Hier kommen frischer Wind und neue Ideen rein. Die Landschaftspflege ist ein weiterer positiver Aspekt.“
Am Samstagnachmittag wurden auf dem Hof, der neben dem Gemüseanbau mit der Landschaftspflege ein zweites Standbein und inzwischen den zuvor betriebenen Hof aus Benningen hier integriert hat, auch ein Hofladen eingeweiht und Pflanzenkunde angeboten. Vor vier Wochen wurden allerdings die 14 Kühe aufgegeben, weil Betriebschef Maximilian Schäfer (31) „mit Rindviechern allgemein nicht so viel anfangen“ kann, die Weidepflicht hier nur schwer zu realisieren sei. Schon eher wäre eine Schar von Legehennen denkbar.
Nach den Worten des gelernten Landwirts sowie inzwischen auch Natur- und Landschaftspflegers werden auf seinem gepachteten Hof – wenn auch nur marginal –Exoten wie Physalis, Wasser- und Honigmelonen angebaut. Die Leitkulturen seien jedoch Tomaten, Gurken und Salate. Zu denen kommen Mangold, Fenchel, Zucchini, Kräuter, Spinat, Wintersalate, Auberginen, Paprika, Kohlrabi, Petersilie, Erdbeeren, Sellerie und zum Beispiel Zwiebeln und Rucola noch dazu.
Am Tag werden demnach rund 800 Salatköpfe abgegeben. Es gibt cirka 1300 Tomatenpflanzen und rund 1000 Gurkenpflanzen, von denen am Tag etwa 200 Gurken geerntet werden. Hauptabnehmer sind der Hako-Großhandel in Vaihingen und Wiederverkäufer wie Hofläden, der Wochenmarkt in Bietigheim. Selbstvermarktung werde von ihm aber angestrebt.
Bio-Höfe wie der seiner Familie stünden unter Preisdruck, die Geschäfte seien „ausbaufähig“, zumal „wir die unterste Stufe sind: Bei uns wird immer als erstes gespart – beim Urlaub oder zweiten Handy net!“, weiß Maximilian Schäfer.