Ingersheim BMW M3 – ein Traum in Macaoblau

Von John Patrick Mikisch
Traum in Macaoblau: Das M3-Cabrio von Tim Merkle ist mehr als 30 Jahre alt. Erstmals gesehen hatte er seine automobile Liebe 1992 als Führerscheinneuling bei einem BMW-Händler. Foto: /Martin Kalb

Automobile Liebe auf den ersten Blick: Tim Merkle verguckte sich 1992 in einen BMW M3. Bis er sich den Wagen als Cabrio zulegen konnte, dauerte es 20 Jahre. Herausgeben würde er ihn nie wieder

Das Jahr 1992: In Südafrika geht die Apartheid zu Ende, in Jugoslawien wütet der Bürgerkrieg, Bill Clinton wird erstmals US-Präsident – und Tim Merkle macht den Führerschein. Wie Clintons Präsidentschaft mal ausgeht, ist damals noch nicht klar. Dass Tim Merkle unbedingt einen BMW M3 haben wollte, hingegen schon. „Mein Vater ist schon immer BMW gefahren“, erzählt der heute 49-Jährige. „Bei seinem BMW-Händler in Asperg stand eines der letzten M3-Modelle im Showroom. Ich war sofort begeistert.“

Bei DTM-Fahrern beliebt

Gefahren ist er seitdem viele Autos. Der M3 hat ihn aber nie losgelassen. Im Gegensatz zu anderen Sportwagen: „Porsche hat mich noch nie interessiert.“ Der BMW M3 ist die Sportversion der bekannten 3er-Reihe des bayrischen Fahrzeugbauers, das bis heute vom Tochterunternehmen BMW M GmbH hergestellt wird. Merkles Traumauto gehört zur ersten Baureihe, die BMWs Motorsportschmiede unter dem Werkscode E30 baute. Um die 80.000 Deutsche Mark kostete das auch im Tourenrennsport (DTM) und der Tuningszene beliebte Modell damals.

„Als ich mir Jahre später so einen M3 kaufen wollte, gab es von meiner Frau zwei Bedingungen“, erzählt Tim Merkle. Erstens: „Das Auto sollte keinen Wertverlust machen.“ Und zweitens: „Es sollte ein Cabrio sein.“ Das allerdings erschwerte die Suche ungemein. Denn schon von der Variante mit festem Verdeck liefen zwischen 1986 und 1991 nur 18.000 Stück vom Band. Zwar ein Erfolg, denn ursprünglich war BMW von einem Absatz von 5000 Fahrzeugen ausgegangen. Die Cabrio-Version wurde allerdings nur 786-mal gebaut. Von der Standardausführung der E30-Baureihe liefen übrigens 2,34 Millionen Stück in den Werken München und Regensburg vom Band.

Händler bereut Verkauf

Während alte 3er-BMWs selbst in der Cabrio-Version vergleichsweise einfach zu finden sind, zog sich Merkles Suche nach der Sportversion einige Jahre hin. Bei einem österreichischen Sammler wurde er 2012 fündig. „Der hatte mehrere M3 und auch ein 1992 gebautes Cabrio in Macaoblau“, erzählt er. 30.000 Euro sollte das kosten. Merkle plünderte sein Konto und lieh sich noch etwas hinzu. „Dann bin ich mit dem ganze Bargeld nach Österreich gefahren und habe das Auto gekauft.“ Bereut hat es nicht. Im Gegensatz zum Verkäufer. „Der hat mir später erzählt, dass er eigentlich eines der Coupés verkaufen wollte.“ Kein Wunder: Von der Cabrio-Version gibt es heute vielleicht noch 400 Stück, wie Merkle weiß. Entsprechend hoch ist die Nachfrage. „Egal, wohin ich fahre, es gibt immer jemanden, der das Auto am liebsten sofort kaufen würde“, erzählt der 49-Jährige. Gut erhaltene Exemplare werden auf Fahrzeugbörsen im Internet für etwa 80.000 bis 125.000 Euro gehandelt. Die geforderte Wertsteigerung ist also mehr als erfüllt.

Der Kauf war also ein gutes Investment für ein Auto, das vergleichsweise wartungsarm ist. „Das Einzige, was bislang erneuert werden musste, war ein durchgerosteter Auspuff“, so Merkle. Ansonsten seien alle Teile am Fahrzeug original, vom „Dogleg“-Getriebe („Dabei liegt der erste Gang links unten, zweiter und dritter zum schnelleren Schalten über einander.“) über das Sitzpolster aus kühlendem Klimaleder („Wirkt leider nicht.“) bis zum „Check-Control“-Display überm Rückspiegel („Wie im Flugzeug“).

Und der Motor ist natürlich original: Der 2,3-Liter-Vierzylinder-Vierventil-Motor hat 215 PS und läuft auch nach mehr als 30 Jahren extrem gut. Wenn auch eher selten: Das gute Stück kommt meistens nur für kurze Spritztouren in der Region aus der Garage, so Merkle.

 
 
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