Ingersheim „Es ist selbstverständlich, sich im Ort zu engagieren“

Von Gabriele Szczegulski
Bärbel Botz verabschiedet sich als Vorsitzende des Landfrauenvereins. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

21 Jahre leitete Bärbel Bötz den Landfrauenverein Kleiningersheim. Nun gibt sie den Vorsitz ab, im Verein und im Kreisvorstand bleibt sie aber.

Sich im Ort zu engagieren, das sei ihr in die Wiege gelegt worden, sagt Bärbel Bötz, die scheidende Vorsitzende des Kleiningersheimer Landfrauenvereins. 21 Jahre leitete sie ihn, trat damit in die Fußstapfen ihrer Mutter Gertrud Nägele, die ihn 30 Jahre lang leitete. Am kommenden Dienstag wird eine neue Vorsitzende gewählt. „Es ist Zeit, dass Jüngere Verantwortung übernehmen“, sagt Bötz. „In meiner Familie war es selbstverständlich, dass man sich in Vereinen für das Dorf engagierte“, sagt sie. Schon der Großvater, der sich als Kleiningersheimer Auswanderer in die USA wieder im Dorf niederließ, „brachte sich ein, wo er konnte“, sagte sie.

Mutter war Gründungsmitglied

Bärbel Bötz kann viel erzählen, „weil unsere Familie überall mitmischte“. Der Großvater, „Metzger aus New York“, baute im Dorf ein großes Haus, „mit weißen Säulen, wie das Weiße Haus in Washington“, erzählt Bärbel Bötz, die gerne Barbara getauft worden wäre. Der Vater aber, Sohn des Heimkehrers Friedrich Nägele, wollte aber eine Bärbel. Als sich Volker Godel bei Nägele als Bürgermeisterkandidat vorstellte, wünschte er sich nur eines: „Mein Vater wollte, dass die eingeschlafene Partnerschaft zu Ingersheim im Elsass wieder auflebt“. Godel efüllte nach seiner Wahl diesen Wunsch. Auch Bärbel Bötz und ihr Mann Hans engagieren sich bis heute im Partnerschaftskomittee, pflegen Kontakte, die schon Vater Nägele knüpfte.

„Ich habe den Vorsitz vom Landfrauenverein 1999 auch wegen meiner Mutter übernommen“, sagt Bötz. Der Großingersheimer Landfrauenverein löste sich auf, Bötz sorgte dafür, dass viele der Mitglieder nach Kleiningersheim wechselten. Aus 69 Mitgliedern 1999 wurden 121 im Jahr 2020, hinzukommen 13 Fördermitglieder.

Aufgaben haben sich verändert

„Natürlich haben sich die Aufgaben des Vereins verändert“, sagt die Vorsitzende. Als er 1954 gegründet wurde – auch Bärbel Bötz’ Mutter war Gründungsmitglied – ging es vor allem darum, „den Frauen eine Möglichkeit zu geben, rauszukommen“, sagt sie. Außer ihrer Mutter, die die erste Frau in Kleiningersheim mit Führerschein war, waren die Frauen im Dorf nicht mobil. Bärbel Bötz führte die Mehrtagesreisen ein, die eifrig angenommen wurden. Mittlerweile gibt es sie nicht mehr, die meisten der Frauen sind zu alt. „Das ist schon ein Problem, junge Frauen zu motivieren, zu uns zu kommen“, sagt sie.

Die Landfrauen in Kleiningersheim haben unter ihrer Ägide einiges bewirkt: Durch den Adventsbasar im Schloss wurde der Bau des Kindergartens gefördert oder Schule, Kirche und die Sozialstation unterstützt. Bei Dorffesten oder bei Kultur im Schloss bringen sich die Landfrauen ein. „Meine Mutter hat ein Serenadenkonzert im Schloss ins Leben gerufen, mittlerweile sind es eine ganze Reihe von Veranstaltungen“ sagt sie.

Wichtig, so Bötz, seien auch die vielen Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen. „Uns geht es auch um Bildung und Aufklärung, das war zu Anfangszeiten des Vereins noch wichtiger, aber auch jetzt ist es ein großer Teil unserer Arbeit“, sagt sie und hofft, dass es für die Landfrauen eine Zukunft gibt.

Info Am kommenden Dienstag, 11. Februar, 14.30 Uhr, wird auf der Jahreshauptversammlung der Landfrauen in der Linde in Kleiningersheim die Nachfolgerin von Bärbel Bötz gewählt. Alle zwei Wochen treffen sich die Landfrauen, mal zu Vorträgen, mal zum geselligen Beisammensein. Der Mitgliedsbeitrag im Landfrauenverein kostet 35 Euro jährlich.

 
 
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