Ingersheimer Bürgermeisterwahl Für mehr Einnahmen und bezahlbaren Wohnraum

Von Claudia Mocek
Rund 350 Zuschauer kamen zum BZ-Wahlforum in Ingersheim. Interessiert verfolgten sie die etwas eineinhalbstündige Podiumsdiskussion.⇥ Foto: MARTIN KALB

Drei der vier Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Ingersheim haben sich den Fragen der Redaktion und dem Publikum gestellt.

Simone Haist, Thorsten Majer und Andreas Oberman: Drei der vier Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Ingersheim haben sich beim BZ-Wahlforum am Donnerstag den Fragen der Redaktion und der rund 350 Besucher gestellt. Der vierte Kandidat, Ulrich Raisch, hatte seine Teilnahme bei der Veranstaltung in der SKV-Halle in Ingersheim aus familiären Gründen kurzfristig abgesagt.

Eineinhalb Stunden lang hatten die Kandidaten Gelegenheit, die Zuschauer von sich zu überzeugen und sich für die Wahl am 16. Februar zu empfehlen.

Nach einer kurzen Präsentation der Bewerber moderierten die BZ-Redakteure Jürgen Kunz und Claus Pfitzer die Fragerunde – und machten es den Bewerbern nicht immer leicht. Haist, Majer und Oberman mussten in wechselnder Reihenfolge Sätze vervollständigen, thematisch Stellung beziehen, auf manche provokative Frage der Moderatoren reagieren und stellten sich anschließend den Fragen der Zuschauer.

Bei ihrer Präsentation hob Simone Haist (41), Diplom-Verwaltungswirtin, hervor, dass das Amt der Bürgermeisterin für sie eine Berufung sei. Ihre Laufbahn in der Verwaltung habe sie gut darauf vorbereitet. Als Bürgermeisterin wolle sie für die Bürger da sein: „Ich möchte, dass Ingersheim eine gute Bürgermeisterin bekommt.“

Thorsten Majer (41) betonte bei seiner Vorstellung, dass er und seine Familie in Ingersheim stark verwurzelt seien. Im Bürgermeisteramt sehe er eine Herausforderung, der er sich stellen wolle. Der Anwalt und Gemeinderat sagte, dass er seinen Heimatort mitgestalten wolle: „Was wir brauchen ist Mut, Kreativität und Entschlossenheit.“

Andreas Oberman (56), der in Mannheim studiert hat und viele Jahre ein eigenes Geschäft geführt hat, sagte, dass das Amt für ihn die Gelegenheit sei, einen neuen Weg einzuschlagen. Er zeigte sich zufrieden mit der Arbeit des bisherigen Bürgermeisters Volker Godel, die er fortführen wolle: „Wir bleiben auf dem Boden, wir sind Schwaben.“

Finanzen stabilisieren

Vier Millionen Euro Schulden, Tendenz steigend: Zum Thema Finanzen fragten die Moderaten die Bewerber, wie sie die Finanzen stabilisieren wollten.

Haist gab an, solide und kompetent wirtschaften zu wollen. Jede Investition müsse sorgfältig geprüft werden. Um die Gewerbesteuer zu erhöhen, wolle sie „Firmen, die nach Ingersheim passen“ in den Ort holen. Haist: „Gutes Wirtschaften bedarf der Arbeit an der Struktur.“

Dass Investitionen der Gemeinde derzeit über Kredite finanziert werden müssten, sei kein gutes Zeichen, so der Befund von Majer. Die Einnahmen durch die Gewerbesteuer müssten mindestens verdoppelt werden. Er stehe „voll hinter dem Ausbau des Gewerbegebiets“, sagte Majer.

Oberman gab an, die Zahlen abwägen zu wollen. Die Entscheidung obliege dann dem Bürgermeister und dem Gemeinderat. Oberman: „Ich befasse mich damit, wenn es soweit ist.“

Die finanziellen Forderungen für die neue Oscar-Paret-Schule durch die Stadt Freiberg bewerten Majer und Haist als nachvollziehbar. Beide sagten aber, mit der Nachbargemeinde hart verhandeln zu wollen, um das beste Ergebnis für Ingersheim zu erzielen. Oberman meinte, dass man sehe müsse, wie man diskutieren könne.

Zum sozialen Wohnungsbau im geplanten Baugebiet Beeten II gab Oberman an, sich mit dem Thema noch eingehender beschäftigen zu wollen. Die Gemeinde habe die Möglichkeit zur Gestaltung, so Haist. Mit Regelungen wie der Baupflicht könne sie die Rahmenbedingungen vorgeben und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Majer sagte,  er wolle im Gebiet 15 Prozent bezahlbare Wohnungen vor allem durch Mehrfamilienhäuser schaffen.

Viel Schleichverkehr

Befragt zum hohen Durchgangsverkehr sagte Majer, dass er sich für Tempo 30 bis zum Ortsausgang, einen sicheren Schulweg und regelmäßige Kontrollen einsetzen wolle. Haist gab an, sich neben Geschwindigkeitsbeschränkungen auch für einen attraktiven Öffentlichen Nahverkehr und Radverkehr einsetzen zu wollen. Oberman nannte die Regelungen in Stuttgart beispielhaft.

Während Haist und Majer sich für eine Sanierung des Vereinsheims Schönblick in Kleiningersheim aussprachen, sah Oberman hier keinen Bedarf.

Die Zuschauerfragen am Ende der Podiumsdiskussion drehten sich um die Themen Klimaschutz, strukturelle Probleme in der Verwaltung und den Bolzplatz in der Goethestraße.

 

228 Zuschauer haben sich an der Umfrage beteiligt

Ingersheim. Von den rund 350 Zuschauern des BZ-Wahlforums am vergangenen Donnerstag in der SKV-Halle in Ingersheim haben sich mehr als die Hälfte am Stimmungsbarometer der BZ beteiligt. Die Frage, über die die Besucher mit einer Stimme abstimmen konnten, lautete: „Wer hat Sie heute Abend am meisten überzeugt?“

111 der 228 abgegebenen Stimmen entfielen auf den Kandidaten Thorsten Majer, 81 Stimmen auf die Bewerberin Simone Haist. Der Kandidat Andreas Oberman erhielt 2 Stimmen. 4 Stimmen waren bei der Umfrage für den Bewerber Ulrich Raisch abgegeben worden, der seine Teilnahme an der BZ-Podiumsdiskussion an diesem Abend jedoch kurzfristig abgesagt hatte. 30 der abgegebenen Abstimmungszettel waren ungültig.⇥moc

 
 
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