Ingersheim Mundartrocker mit eigenem Profil

Von Jörg Palitzsch
Die Band Sozialstation aus Ingersheim singt in schwäbischer Mundart Foto: /Martin Kalb

Die Band Sozialstation hat sich mit ihren schwäbischen Songs beständig weiterentwickelt, die Zahl der Fans steigt.

Alle 14 Tage wird es auf einem Aussiedlerhof bei Kleiningersheim laut. Die Band Sozialstation spielt im Proberaum einige Songs aus ihrem Programm. Mit dabei stets eine Gruppe von tanzenden Fans, manchmal endet der Abend auch erst weit nach Mitternacht. Samuel Glück (Gitarre und Gesang), Matthias Hutter (Gitarre), Marcus Blum (Bass) und Schlagzeuger Frank Grabenstein kennen sich schon gut zehn Jahre und haben nach einigen Umbesetzungen beschlossen, künftig als Quartett weiterzumachen. Der Übungsraum wurde umgebaut, der Bandname Sozialstation kam eher durch Zufall zustande, als jemand die Musik der Band mit den Worten „Sind wir hier denn in der Sozialstation?“ kritisierte.

Es folgten Auftritte beim Fischerfest, erstmals 2016 beim Kleiningersheimer Dorffest und auch bei der jüngsten Veranstaltung im vergangenen Sommer war die Band am Schönblick dabei.

Emotionen wecken

Ein Teil des Programms sind Coverversionen von AC/DC bis Neil Young, wo Sänger Glück etwa aus dem Klassiker „Rockin’ in the Free World” den Schwabensong „Auf der Welt gibt’s nicht nur Freibier” getextet hat. Bei genauerem Hinhören eine Geschichte mit ernstem Hintergrund.

„Wir übernehmen Originale nicht 1:1 als Cover-Version, oft muss nur die Klangmelodie passen”, sagt Glück. Die schwäbischen Texte sind danach ausgerichtet, Emotionen zu wecken, dazu zählt auch die Eigenkomposition „Schwobaland”, der von den Fans und der Band zur Hymne erklärt wurde und jeden Auftritt abschließt.

Inzwischen sind 30 Songs zusammengekommen, darunter 20 Eigenkompositionen, ausschließlich Mundartrock. „Wir wollen das Schwäbische nicht ins Lächerliche ziehen und auch keinen Klamauk draus machen“, erklärt Gitarrist Hutter. „Wir wollen das Schwäbische auch nicht auf den Dialekt reduzieren“, ergänzt Schlagzeuger Grabenstein. Bei vielen Künstlern, die mit dem Dialekt arbeiten, habe man den Eindruck, sie wollten gar nicht ernst genommen werden.

Schwäbisch könne derb und lustig sein, und es geht aber auch anders, sagt Hutter, der mit seinen Soli der Musik von Sozialstation auf den Grundlagen von Basser Blum und Drummer Grabenstein einen ganz eigenen Drive gibt.

So hat die Band keine Blaupause und bietet, je nach Stimmung, einen Songmix aus den Genres Blues, Rock, Metal und Reggae. Die Geschichten handeln von der schwäbischen Heimat, von eigenen, auch schmerzhaften Erlebnissen, dem Tod, und manchmal kommt Zufall dazu wie in „Nachtbus 444“.

Kein Erfolgsdruck

Samuel Glück hat dafür ein sicheres Händchen, seine Texte wie in „Nachtkrapp“ kann man schon nach dem zweiten Refrain mitsingen. Und jeder interpretiert die Texte wie er will, bestes Beispiel ist der Song „Mit und ohne – die ganze Nacht“.

Trotz allem lässt es Sozialstation ruhig angehen. Die Band steht nicht unter Erfolgsdruck, alle gehen einer Arbeit nach und sowieso ist viel zu wenig Zeit zum Üben. Konkrete Pläne, etwa für eine eigene CD gibt es nicht. So hängt an der Wand im Proberaum ein Gutschein für einen Tag im Studio, ungenutzt.

 
 
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