Ingersheim Richtlinien für neue Unternehmen

Von Jörg Palitzsch
Die letzte Ansiedlung im Gewerbegebiet: die Berrang GmbH. Foto: /Oliver Bürkle

Ingersheim will ein Gewerbegebiet, das nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern auch ökologisch und sozial ausgewogen ist.

Die Gemeinde Ingersheim und die Stadt Bietigheim-Bissingen betreiben den interkommunalen Gewerbepark „Bietigheimer Weg“. Ingersheim hat eine tragende Rolle in der Ausgestaltung und Vermarktung des Gebiets inne. Ziel ist es, zukunftsorientierte Unternehmen mit nachhaltiger Ausrichtung anzusiedeln und damit die wirtschaftliche sowie strukturelle Entwicklung der Kommune aktiv zu fördern.

Richtlinien zur Vermarktung

Die jetzt bei zwei Enthaltungen im Gemeinderat beschlossenen Vermarktungsrichtlinien sind als fester Bestandteil einer langfristigen, nachhaltigen Gewerbeflächenpolitik gedacht und wurden in zwei Workshops erarbeitet. Sie sollen gewährleisten, dass der Gewerbepark nicht nur ökonomisch erfolgreich ist, sondern auch ökologische und soziale Kriterien erfüllt.

„Es sind keine Verbote, sondern Gebote“, ebenso seien die Kriterien nicht starr, und erlauben eine gewisse Bandbreite, sagte Projektleiter Dr. Christoph Dickmanns, der die Leitlinien im Gemeinderat per Stream vorstellte.

Die Richtlinien sind in die Zukunft gerichtet, wie in der Sitzung aus einer Antwort von Bürgermeisterin Simone Lehnert zu einer Frage von CDU-Gemeinderätin Ursula Heinerich über den aktuellen Stand der Ansiedlungen hervorging. Die Gemeinde besitze ein Grundstück, nur ab und an würde es in puncto Ansiedlung Nachfragen geben. Eine größere Erschließung gibt es bislang nicht. Dies ist unter anderem der schwierigen wirtschaftlichen Lage geschuldet, die letzte Ansiedlung stammt von der Berrang GmbH.

Trotz der verhaltenen Nachfrage gibt es zentrale Leitlinien für eine zukunftsorientierte Ansiedlungspolitik. Das Gesamtkonzept stützt sich dabei auf eng miteinander verknüpfte Bereiche: Etwa auf die Ansiedlungskriterien der Gemeinde, nachhaltige Maßnahmen und Elemente im Gewerbepark sowie ein Verfahren zur Ansiedlung und Vermarktung. Herausgeschält hat sich ein zentrales Ergebnis: Statt durch Verbote zu reglementieren, schafft die Gemeinde einen Rahmen, in dem unterschiedliche Nachhaltigkeitskriterien gleichrangig betrachtet und in ihrer Gesamtheit bewertet werden. Es gibt keine starren Vorschriften oder Rankings – vielmehr erfolgt die Entscheidung zur Ansiedlung stets auf Basis einer umfassenden Gesamtbetrachtung.

Klimafreundliches Wirtschaften

Im Mittelpunkt der Ansiedlungspolitik steht das ressourceneffiziente, klima- und umweltfreundliche Wirtschaften. Ingersheim verfolgt die Vision eines Gewerbegebiets, das nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern auch ökologisch und sozial ausgewogen ist. Drei zentrale Gruppen von Akteuren werden dabei in den Blick genommen: Die Kommune, die als Entscheidungsträgerin und Vorbild agiert, die Unternehmen, die durch nachhaltiges Handeln ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, und die Bevölkerung, die von einer umweltbewussten Entwicklung profitiert.

Unternehmen, die sich im Gewerbepark ansiedeln, profitieren im positiven Sinne davon. Sie erfüllen nicht nur künftige gesetzliche Anforderungen – etwa zur CO2-Reduktion –, sondern können sich auch als zukunftsfähige und verantwortungsbewusste Akteure positionieren.

Für die Vermarktung von Gewerbegrundstücken hat die Gemeinde übergeordnete Kriteriengruppen definiert: Effiziente Flächennutzung, Schaffung von Arbeitsplätzen, Ertragskraft des Unternehmens und die Wirtschaftlichkeit der Ansiedlung. Diese Kriterien dienen als Orientierung, ein schneller Verkauf der Grundstücke steht dabei nicht im Vordergrund. Stattdessen geht es um einen strategisch sinnvollen Verkauf im Einklang mit den Entwicklungszielen der Gemeinde.

Wohnnutzung ausgeschlossen

Schon für den ersten Bauabschnitt des Gewerbegebiets wurden beispielsweise bestimmte Nutzungen ausgeschlossen, darunter Bordelle, Wettbüros, Gastronomiebetriebe und Speditionen. Ebenso ist eine Wohnnutzung im gesamten Gebiet ausgeschlossen.

Ein besonderes Augenmerk legt die Gemeinde Ingersheim auf die Unterstützung von bereits ortsansässigen Unternehmen. Diese können durch eine Umsiedlung in das neue Gewerbegebiet weiterwachsen und somit aktiv zum Strukturwandel in Ingersheim beitragen.

Auch die Gewerbesteuer spielt bei der Bewertung eine Rolle. Sie gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, wobei zu berücksichtigen ist, dass Investitionen in den ersten Jahren oft zu einem geringeren Gewinn führen. Gleichwohl, so Christoph Dickmanns, geben die Leitlinien insgesamt Planungssicherheit und Klarheit für die Unternehmen.

 Jörg Palitzsch

 
 
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