Ingersheim Schafe liefern Langzeitdünger

Von Jörg Palitzsch
Der Ingersheimer Schafzüchter Marcel Eggert inmitten seiner Schafe. Foto: /Oliver Bürkle

Schafzüchter Marcel Eggert aus Kleiningersheim produziert Wolle-Pellets. Der Dünger mit seinen Substanzen ist sparsam in der Anwendung, hat aber eine große Wirkung.

Die Familie Eggert aus Kleiningersheim hat den Test gemacht. Einmal Tomatenstauden mit Wolle-Pellets, daneben Stauden ohne Pellets im Boden. Und das Ergebnis ist eindeutig: An den Stauden mit den eingearbeiteten Pellets im Boden sind die Tomaten viel größer. Dabei produziert Marcel Eggert den Dünger über die Süddeutsche Wollerzeugergemeinschaft selbst, in der Schafzüchter aus Baden-Württemberg und Bayern zusammengeschlossen sind und die Vermarktung ihrer Wolle selbst in die Hand nehmen.

Eggert zählt im Nebenerwerb insgesamt 45 Schafe sein Eigen, die einmal im Jahr nach der Schafskälte im Juni geschoren werden. Jedes Schaf wirft fünf bis sechs Kilo Wolle ab, die mit Blick auf die Pellets-Herstellung vorsortiert und zentral zu einer Sammelstelle nach Wüstenhausen bei Ilsfeld geliefert wird. Die gute Wolle erhalten Spinnereien und Webereien, „es kommt auf den Reinheitsgrad an“, so Eggert. Weiterverarbeitet wird die Wolle dann auch zu Filzen und Dämmmaterial.

Zerkleinert und gepresst

Die in den Betrieben nicht verwertbare Schurwolle wird zerkleinert und gepresst — mit etwa vier Millimeter Durchmesser etwas größer als ein Streichholzkopf. Die kurzen Düngepellets sind mit rund 77 Prozent organische Substanzen – zehn Prozent Stickstoff, fünf Prozent Kalium, Magnesium, Phosphat und Schwefel — ein für den ökologischen Landbau zugelassener hochwirksamer und natürlicher Multifunktionsdünger. Dieser Dünger, so Eggert, halte sich auch viel länger im Boden als etwa der Kunstdünger Blaukorn, der nach einer gewissen Zeit aus dem Boden herausgewaschen werde. Die Pellets aus Schafwolle quellen zunächst auf und zersetzen sich dann über einen sehr viel längeren Zeitraum.

Dies sind aber nicht die einzigen Vorteile. Der Wolldünger ist für alle Obst- und Gemüsearten sowie Zierpflanzen anwendbar, er erhöht die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen, und eine Abgabe deckt den Nährstoffbedarf für eine ganze Saison. Angesichts anhaltender Dürre und Hitzeperioden speichern die Pellets das bis zu 3,5-Fache des Eigengewichts an Wasser, „und durch ihr Aufquellen wird auch lehmhaltiger Boden aufgelockert“, so Marcel Eggert. Dabei komme es zu keiner Auswaschung der Nährstoffe, was wiederum das Grundwasser schone, und die Bodenfruchtbarkeit steigere.

Die Anwendung des natürlichen Langzeitdüngers ist denkbar einfach. Die Wolle-Pellets werden zunächst ausgestreut und mit einer Hacke flach in den Boden eingearbeitet. Wird eine Pflanze neu eingesetzt, gibt man den Dünger direkt ins Pflanzloch. Bei Obst und Gemüse benötigt man, je nach Nährstoffbedarf, 60 bis 100 Gramm für einen Quadratmeter.

Die Dosierung für Zier- und Topfpflanzen beträgt rund zehn Gramm pro Liter Erde, was einem Esslöffel entspricht. Eggert bietet den Dünger in zwei Größen an, einmal in einer 500 Gramm- sowie in einer Ein-Kilo-Packung.

Ziel: regionale Vielfalt

So bringt der Wolldünger nicht nur die Pflanzen zum Blühen, er fördert auch die Pflege und den Erhalt der natürlichen Landschaft – ein erklärtes Ziel der Süddeutschen Wollerzeugergemeinschaft, die für regionale Vielfalt und engagierte Menschen steht, die sich für die traditionelle Schafhaltung einsetzen. Nur eines wird der Kleiningersheimer Schafhalter Marcel Eggert im Ablauf wohl ändern. Aufgrund des Klimawandels müsse er seine Schafe künftig früher scheren als wie bisher nach der Schafskälte, die vom 4. bis 20. Juni andauert.

In diesem Jahr hatte es im Zeitraum danach Temperaturen von bis zu 30 Grad gegeben. Auf die Produktion der Wolle-Pellets hat dies keinen Einfluss.

 
 
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