Die Abgabe der Stimme zur Bundestagswahl am Sonntag ist in der Regel kein Problem. Entweder geht man persönlich im Wahllokal vorbei oder man macht vorab in aller Ruhe Briefwahl. Nicht so jene Deutsche, die zum Wahltermin längerfristig im Ausland unterwegs sind oder ihren Lebensmittelpunkt ganz dort haben. Schätzungen zufolge leben weltweit etwa drei bis vier Millionen Deutsche im Ausland, die potenziell wahlberechtigt sind. Allerdings müssen Auslandsdeutsche, die nicht in Deutschland gemeldet sind, einen schriftlichen Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis ihrer letzten deutschen Wohnsitzgemeinde stellen, um an der Wahl teilnehmen zu können.
Ingersheim Stimmzettel kommen per Flugzeug
Beate und Walter Veigel sind mit dem Wohnmobil auf Fuerteventura. Die Wahlunterlagen kamen zu spät auf die Insel – und trotzdem konnte das Paar wählen.
Bei der Bundestagswahl 2021 hatten sich laut Statistik des Bundeswahlleiters rund 129.000 Auslandsdeutsche in die Wählerverzeichnisse eintragen lassen, für 2025 liegen noch keine Zahlen vor. Schwierigkeiten haben aber auch jene Wahlberechtigte, die für längere Zeit im Ausland unterwegs sind, wie Beate und Walter Veigel aus Ingersheim.
Sie sind seit Ende 2024 mit dem Wohnmobil auf Tour und derzeit auf der zur Spanien zählenden Insel Fuerteventura. Ende Januar beantragte Veigel per Mail im Bürgerbüro des Rathauses die Wahlunterlagen, verschickt wurden diese Unterlagen dann per Eilbrief ab dem 7. Februar. Die Veigels erhielten über ihre Kontaktadresse auf Fuerteventura ihre Unterlagen schließlich am Dienstag dieser Woche.
Die großformatigen Kuverts, so Walter Veigel, waren zehn Tage lang unterwegs. „Schicken wir das jetzt wieder mit der Post zurück, ist die Wahl wohl schon vorbei“, vermutete er. Mit den vorgezogenen Neuwahlen des Bundestages sind knappe Fristen verbunden, trotzdem ließ sich das Ehepaar nicht von den Schwierigkeiten und einer Entfernung von rund 3000 Kilometern Luftlinie abhalten. Und nach der Münchner Sicherheitskonferenz sowie den beunruhigenden Nachrichten über Putin und Trump sahen sich die Veigels noch weiter verstärkt dazu aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Man muss die Demokratie aufrechterhalten“, so Walter Veigel.
Boten am Flughafen gefunden
Gesagt, getan. Am Mittwochmittag machte sich das Ehepaar mit dem Motorrad auf zum Flughafen Fuerteventura, rund fünf Kilometer südlich der Hauptstadt Puerto del Rosario. Mit dabei die beiden verschlossenen Wahlbriefe mit den Stimmzetteln an die Heimatgemeinde Ingersheim. Die Veigels hielten am Abflugschalter dann Ausschau nach Schwäbisch sprechenden Fluggästen in Richtung Stuttgart, Abflugzeit 17.30 Uhr, und fanden mit einem Ehepaar aus Stuttgart-Vaihingen dankbare Boten. „Das Ehepaar war nett und zuvorkommend“, so Veigel. Die Stuttgarter nahmen die Unterlagen an die Heimatgemeinde mit und versprachen, diese gleich nach der Ankunft in einen Briefkasten zu werfen.
Rückkehr Mitte März
Unterdessen rief die Bundeswahlleiterin Ruth Brand alle Wahlberechtigte dazu auf, ihre Wahlbriefe schnellstmöglich abzuschicken. Diese müssen spätestens am Wahlsonntag, 23. Februar, bis 18 Uhr bei den zuständigen Stellen der jeweiligen Kommune eingegangen sein. Und die Deutsche Post hat in einer Mitteilung zugesichert, Wahlbriefe, die bis zum Donnerstag, 20. Februar, vor der letzten Leerung in den Briefkasten geworfen oder in einer Postfiliale abgegeben werden, rechtzeitig ankommen. Damit haben Beate und Walter Veigel ihre Stimmen fristgemäß abgegeben. Die Rückkehr nach Ingersheim ist für Mitte März geplant.