Ingersheim will aktiver in Sachen Umweltschutz werden Rathaus als Vorbild beim Klimaschutz

Von Jörg Palitzsch
Der Großingersheimer Ortskern mit dem Rathaus. Die Verwaltung soll beim Klimaschutz vorangehen.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Die Kommune will bis 2040 klimaneutral sein, der Gemeinderat stimmt dem Beitritt dem Klimaschutzpaket des Landes zu.

Mit Harald Schnabel, Leiter des Amtes für Liegenschaften, Digitalisierung und Technik, hat Ingersheim einen Klimabeauftragten. Gleichwohl bemängelte der ausgewiesene Fachmann in der Ratssitzung am Dienstag, es fehle an dem nötigen Bewusstsein für das Thema Klimaschutz. Im Rathaus würde etwa auf den Verbrauch von Energie und Material geachtet, dieses Bewusstsein müsse aber nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Bevölkerung greifen. „Dazu braucht es Aufklärung“, so Schnabel.

13 Kommunen waren schneller

So setzte Bürgermeisterin Simone Lehnert das Thema auf die Tagesordnung, beschlossen werden sollte im Gremium eine Erklärung der Gemeinde zum Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg. Bislang haben dies im Land 401 Kommunen getan, davon 13 im Landkreis Ludwigsburg, wie etwa Tamm, Pleidelsheim und Murr. Die Unterzeichner machen deutlich, dass sie beim Klimaschutz aktiv sind und dies auch künftig weiterentwicklen wollen. Die beteiligten Kommunen profitierten von erhöhten Förderquoten bei den Programmen „Klimopass“ und „Klimaschutz-Plus“, der Klimaschutzpakt hat derzeit ein Volumen von 27 Millionen Euro.

Wie einzelne Maßnahmen aussehen könnten, erläuterte in der Sitzung die Diplom-Chemikerin Dr. Kristina Rang von der Energieagentur Ludwigsburg.

Demnach soll bis zum Jahr 2040 die Klimaneutralität in Ingersheim erreicht sein, über die Förderung des Programms „Klimaschutz-Plus“ sind Analysen für die Abwärmenutzung möglich, ebenso Coaching zum Energiemanagement. Außerdem könnte eine 50-Prozent-Stelle im Rathaus eingerichtet werden, die sich nur um das Thema Klima kümmert. Kristina Rang wies auf die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand hin, Bürgermeisterin Lehnert bezeichnete den Beitritt zum Klimaschutzpaket kurz und knapp als „Notwendigkeit“. Eine Notwendigkeit sah auch Jürgen Fleischmann (FWG). Es sei positiv, wie sich junge Menschen aktiv für den Klimaschutz, etwa bei „Fridays for Future“, einsetzen, auch Ingersheim sollte aktiver werden. Hilde Grabenstein (SPD) sagte, man habe im Ort schon einiges getan. Man könne auch die 50-Prozent-Stelle ausschreiben, die Frage sei, ob man sie besetzt bekomme.

Nur Lippenbekenntnisse?

Karl Seitz (FWG) wollte der positiven Stimmung nicht folgen. „Wir machen schon viel, ich kann mir nicht vorstellen, noch mehr zu tun“, sagte er. Bei den Zielen für die nächsten Jahrzehnte werde viel geredet, aber es komme nichts dabei heraus. Kritik kam auch von Martina Spahlinger (MIT). Man müsse konkret handeln, alles andere seien nur Lippenbekenntnisse. Dies sei zu wenig. Sie verwies auf das neue Baugebiet „In den Beeten II“, wo sechs Hektar Land versiegelt würden, dort sei keine Bushaltestelle geplant und alle fahren mit dem Auto. „Papier ist geduldig“, ergänzte Karin Zimmer (WIR). Man müsse konkret werden, die allgemeine Aussage „wir sind dafür“ reiche nicht aus.

Konkret werden in Ingersheim bereits die Liegenschaften nach und nach energetisch umgerüstet und eine zukunftsfähige Wärmeversorgung für das neue Baugebiet ist auf den Weg gebracht. Ein weiteres Klimaschutzprojekt war die Umrüstung der Straßenbeleuchtung in Groß- und Kleiningersheim auf LED, die komplett abgeschlossen ist.

Große Mehrheit

So wollte Kristina Rang die Kritiker doch noch überzeugen. Wenn man die Erklärung zum Klimaschutz unterschreibe, sei es anschließend schwierig, die ausgemachten Klimaziele nicht zu beachten. Der Antrag zum Klimaschutzpaket wurde anschließend mit großer Mehrheit bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung angenommen.

 
 
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