Ingersheim Windkraft-Pläne weiter ausgebremst

Von Jörg Palitzsch
Die Gemeinde Ingersheim strebt ein zweites Windrad auf ihrer Gemarkung an – bisher ohne Erfolg. Foto: /Oliver Bürkle

Die Gemeinde kritisiert Vorgehen des Verbands Region Stuttgart scharf. Die angekündigte Unterstützung sei nicht spürbar gewesen.

Die Gemeinde Ingersheim strebte seit Anfang 2024 gemeinsam mit der Bürgerenergiegenossenschaft den Bau eines zweiten Windrads mit 300 Metern Höhe auf dem Flurstück „Hoher Markstein“ an. Unterstützung erhoffte sich die Kommune durch die Ausweisung eines neuen Vorranggebiets im Rahmen der Regionalplanung. Doch der geplante Standort wird nicht berücksichtigt (die BZ berichtete). Die Enttäuschung im Ingersheimer Rathaus ist groß – und die Kritik am Verfahren deutlich. So steht das Thema in der nächsten Ratssitzung am 24. Juni auf der Tagesordnung.

Prüfung brachte kein Ergebnis

Im Januar 2024 hatte die Gemeinde eine offizielle Stellungnahme beim Verband Region Stuttgart eingereicht. Darin sprach sie sich klar für die Ausweisung eines weiteren Vorranggebiets für Windkraft aus. Doch im April 2025 wurde überraschend bekannt, dass der beantragte Standort nicht in die Teilfortschreibung des Regionalplans aufgenommen wird – und dies, obwohl im Vorfeld Signale einer möglichen Berücksichtigung gegeben wurden, so die Ingersheimer Bürgermeisterin Simone Lehnert. Die Begründung für die Ablehnung: Die vorgesehene Fläche auf dem Flurstück „Hoher Markstein“ erfülle die Abstandsregelungen nicht. Eine erneute Prüfung auf alternative Flächen im Gemeindegebiet brachte kein brauchbares Ergebnis.

Die Gemeinde Ingersheim bemängelt in diesem Zusammenhang insbesondere das Informationsmanagement des Verbands Region Stuttgart. So sei es unverständlich, dass die Gemeinde und die Bürgerenergiegenossenschaft nicht frühzeitig über die absehbare Ablehnung des Standorts informiert wurden. „Ein solcher Ausschluss hätte in einem transparenten Verfahren frühzeitig kommuniziert werden müssen“, heißt es aus dem Rathaus.

Auch übergeordnete Aspekte der Energiewende werden in der Kritik betont: Die Entscheidung konterkariere das Engagement vor Ort, insbesondere angesichts einer positiven Grundhaltung in der Bevölkerung. Bereits 2022 hatte eine Bürgerbefragung gezeigt, dass die Mehrheit der Ingersheimerinnen und Ingersheimer ein zweites Windrad unterstützt. Solche Initiativen vor Ort durch rein formale Kriterien vor den Kopf zu stoßen, sieht die Gemeinde als schlechtes Signal an die breite Öffentlichkeit an.

Unterstützung nicht spürbar

In ihrer aktuellen Stellungnahme zur Teilfortschreibung des Regionalplans, zeigt sich die Gemeinde Ingersheim enttäuscht über die Nichtberücksichtigung ihres Vorschlags. Sie verweist darauf, dass durch die strengen – teilweise über gesetzliche Vorgaben hinausgehenden – Abstandsregelungen kaum nutzbare Flächen verbleiben. Ingersheim sieht darin eine erhebliche Einschränkung der regionalen Potenziale für Windkraft. Besonders kritisch bewertet die Gemeinde, dass die zuvor geäußerte Unterstützung des Verbands Region Stuttgart bei der Standortfindung im späteren Verfahren „nicht spürbar“ gewesen sei. Die Gemeinde fordert daher eine transparentere Kommunikation in künftigen Planungsprozessen und appelliert an die Verantwortlichen, das Engagement vor Ort stärker einzubeziehen. Die Gemeinde Ingersheim kündigt an, die Bürgerenergiegenossenschaft weiterhin aktiv zu unterstützen. Zugleich bittet sie um erneute Gespräche mit dem Verband Region Stuttgart, um doch noch eine Lösung zur Realisierung eines zweiten Windrads auf Ingersheimer Markung zu finden.

 
 
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