Ingersheimer Anlegestelle Neckar-Käpt’n legt nicht mehr an

Von Jörg Palitzsch
Die Anlegestelle Kleiningersheim ist beschädigt und abgesperrt. Sie wird von der „MS Weinkönigin“ nicht mehr angefahren. Das Unternehmen „Neckar-Käpt’n“ hat den Halt aus dem Fahrplan gestrichen. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Die Anlegestelle in Kleiningersheim wurde nachhaltig beschädigt. Wer es war und wie es dort nun weitergeht, ist unklar.

Die Reibhölzer sind abgerissen und zum Teil auch deren Unterkonstruktion beschädigt. „Die Anlegestelle in Kleiningersheim war noch nie so kaputt“, sagte Amtsleiter Harald Schnabel, zuständig für die Liegenschaften, in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses auf Nachfrage aus dem Gremium.

Gemeinde soll Schaden beheben

Entdeckt wurden die Schäden Ende März bei einer routinemäßigen Kontrolle der Anlegestellen vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Neckar. Seitdem ist sie geschlossen, die Gemeinde habe als Eigentümer und Betreiber eine Verkehrssicherungspflicht, niemand dürfe zu Schaden kommen, so Schnabel. Die Verwaltung wurde deshalb vom Schifffahrtsamt aufgefordert, die defekten Teile zu ersetzen und den Schaden zu beheben. Zumal die Anlegestelle auch im neuen Sommerfahrplan des Neckar-Käpt’n, gültig bis zum 30. Oktober, als regulärer Halt für die Strecke zwischen Hoheneck und Besigheim für die „MS Weinkönigin“ aufgeführt wird.

Laut Plan hält das 41 Meter lange, 6,40 Meter breite und 183 Tonnen schwere Ausflugschiff in Kleiningersheim um 12 Uhr, auf der Rückfahrt um 15.35 Uhr. Eine wasserrechtliche Erlaubnis für die Anlegestelle wurde vom Ludwigsburger Landratsamt, Fachbereich Umwelt/Wasser, im Juli 2017 erteilt – allerdings nur für Schiffe bis maximal 70 Tonnen und nachdem die Gemeinde 12 000 Euro investiert hatte.  

Wer war Verursacher?

Nun ist ein Disput zwischen der Gemeinde und Jens Caspar, seit 2019 Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens „Neckar-Käpt’n“, darüber ausgebrochen, wer die Reparatur der Schäden übernimmt, wer die Schäden überhaupt verursacht hat und wie es mit der Anlegestelle weitergeht. Caspar weist Vermutungen, die „MS Weinkönigin“ habe die Anlegestelle beschädigt, entschieden zurück. Er habe das Servicepersonal, die Matrosen und den Kapitän des Ausflugsschiffes befragt und alle hätten versichert, nichts von einer Beschädigung in Kleiningersheim bemerkt zu haben. „Ich lasse mir nicht den Schwarzen Peter zuschieben“, so Caspar.

Anlegestelle zu klein

Eventuell sei es eines der vielen Frachtschiffe gewesen, die täglich auf dem Neckar unterwegs sind. Was Caspar allerdings wundert, ist dass an dem Anleger noch unter dem Vorbesitzer des Unternehmens jahrelang die „MS Wilhelma“ habe festmachen können. Diese habe 140 Tonnen Gewicht und hätte bei einer Erlaubnis von 70 Tonnen nie anlegen dürfen. Man habe von Anfang an also eine unterdimensionierte Anlegestelle betrieben und die Gemeinde habe wohl über viele Jahre einfach zugeschaut, vermutet Jens Caspar, der inzwischen die Reißleine gezogen hat.

Die Anlegestelle Kleiningersheim ist im Ausflugsplan des „Neckar-Käpt’n“ gestrichen und werde nicht mehr angefahren. Damit steckt nun die Gemeinde Ingersheim in der Bredouille. Es wird wohl schwer werden, den Verursacher zu ermitteln und auf lange Zeit ist sie von einer touristischen Attraktion abgeschnitten.

Behoben werden kann dies nur, wenn ein neuer Anleger gebaut wird, an dem auch Ausflugsschiffe mit einer hohen Tonnenzahl anlegen können. Dies wäre dann eine völlig neue Anlage, sagte Harald Schnabel in der Sitzung des Verwaltungsausschusses dazu. Ob man diese Investition tätigen will, ist nun eine Entscheidung des Gemeinderates.

Schiff als Weingut

Bürgermeisterin Simone Lehnert sagte, die Anlegestelle sei vor allem für den Tagestourismus wichtig, ein kleiner Fingerzeig darauf, einen Neubau anzugehen. Jens Caspar bringt unterdessen noch eine andere Idee ins Spiel. Er könne sich ein fest angelegtes Schiff an der Stelle des Kleiningersheimer Anlegers vorstellen, das als Weingut dienen könnte. Der Wein dazu könnte von den nahen Steillagen kommen. Ein solcher Betrieb wäre einmalig in Deutschland. Was er zur Umsetzung brauche, sei ein Partner.

 
 
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