Ingersheimer Familie Bei 15 Grad minus auf den Gipfel

Von Jörg Palitzsch
Am 24. August erreichte die Familie Wegst aus Kleiningersheim den eisigen Gipfel des Kilimandscharo. Foto: /Familie Wegst

Die Familie Wegst aus Ingersheim war im August auf dem Gipfel des 5895 Meter hohen Kilimandscharo. Vor dem Ziel wurde es eiskalt. Der BZ berichten die Wegsts von ihrem Familien-Abenteuer.

Es hätte ein Foto sein können, das man sich immer wieder anschauen kann. Die Sonne steigt langsam über dem Kilimandscharo auf und enthüllt das majestätische Dach Afrikas in voller Pracht. Hier, auf einer Höhe von 5895 Metern in der arktischen Gipfelzone, hat die Kleiningersheimer Familie Wegst am Uhuru Peak Ende August die letzten Meter eines achttägigen Abenteuers hinter sich gebracht. Den Aufstieg über die Machame-Route gelang mit Helfern sehr gut. Als man am siebten Tag dann den Gipfel gegen Mitternacht in Angriff nahm, fielen die Temperaturen auf minus 15 Grad.

Erfüllung eines Traums

Das Foto der aufgehenden Sonne kam so nicht zustande, allein deswegen würde Mark Wegst noch einmal zum Kilimandscharo reisen. Für ihn und seine Frau Nicole war es trotz der eisigen Temperaturen kurz vor dem Ziel die Erfüllung eines gemeinsamen Traums. Ein Abenteuer, das sie zusammen mit ihrem 17-jährigen Sohn Lukas erlebten.

Die Besteigung des Kilimandscharo im Nordosten von Tansania ist ein Abenteuer, das viele anzieht. Doch selten sind es Familien, die den Strapazen und der Höhe gemeinsam trotzen. Man wollte nicht das Übliche, keine Safari, nicht Sansibar mit seinen weißen Stränden, sagt Wegst. So bereitete sich die Familie, die immer wieder auf Wandertouren unterwegs ist, auf den Kilimandscharo vor. Vorher absolvierte man den zwölfstündigen Remstalmarsch und eine Strecke in der österreichischen Outdoorregion Imst über 24 Stunden.

„Das waren 64 Kilometer und da ging es schon ans Eingemachte“, erzählt Mark Wegst. Mit einem Höhengenerator, der über vier Wochen gemietet wurde und nicht größer als ein Koffer war, stieg die Kleiningersheimer Familie dann in die heiße Phase der Vorbereitungen ein. Ständig atmete man durch eine Maske reduzierten Sauerstoff ein, auch auf dem Crosstrainer. Geschlafen wurde in einem kleinen Zelt. Einstellen konnte man an dem Gerät auch die Höhenmeter. „Der Körper passte sich an, dies war genau das Richtige“, so Wegst. So durchtrainiert konnte die Familie in Richtung Tansania reisen. Für den Aufstieg ging es über mehrere Camps Richtung Gipfel, auch um den Körper an die immer dünner werdende Luft zu gewöhnen. Insgesamt stand der Familie ein Team mit 18 Personen zur Seite. Unter anderem zwei Bergführer, ein Koch, jemand war für das Essen zuständig, für das Zelt und die Toilette. Auch ein Tisch und drei Stühle wurden nach oben transportiert. Zum Frühstück gab es Omelett, abends Kartoffeln, Hähnchen, Fisch, Salat und Suppe. Gefragt waren beim Aufstieg Teamgeist und Durchhaltevermögen.

Sieben Stunden Aufstieg

Mit dem Barafu-Camp, der letzten Station auf einer Höhe von 4640 Metern, war der Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Uhuru Peak erreicht. Jetzt bekamen Mark, Nicole und Lukas Wegst jeweils nur noch einen Begleiter zur Seite gestellt. Der Aufstieg dauerte sieben Stunden.

Stehen bleiben konnte man nicht, man musste laufen und laufen, um gegen die Kälte anzukommen, erinnern sich Nicole und Mark Wegst an den schwierigsten Teil ihres Abenteuers. Nach dem Gipfelfoto, das ein Stück weit die widrigen Wetterverhältnissen zeigt, ging es über insgesamt 2800 Meter wieder abwärts. Auf 3000 Metern wurde dann, sozusagen als Belohnung, in einem Topf über einem Gaskocher zur Feier des Tages ein Kuchen gebacken.

Ob der 17-jährige Lukas Wegst die Tour noch einmal machen würde? Kann er im Nachhinein nicht sagen, während all der Tage habe er seine Freundin vermisst. Sein Vater könnte sich eine Wiederholung vorstellen, einfach, um noch schönere Bilder zu machen. Vielleicht würde es dann auch mit dem Sonnenaufgang über dem Kilimandscharo klappen. In Erinnerung bleibt nicht nur der höchste Berg Afrikas und seine Besteigung, sondern auch die Erfahrung, als Familie etwas Außergewöhnliches erreicht zu haben.

 
 
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