Ingersheimer Gemeinderat Ziel: Klimaneutral bis 2040

Von Jörg Palitzsch
Ein Fahrzeug der Sozialstation an der Ladestelle am Alten Rathaus. Eine Aufgabe des Klimaschutzmanagements in Ingersheim ist die Ausweitung des Angebots von Ladestationen. Foto: Werner Kuhnle

Der Gemeinderat stimmt für die Ausschreibung einer Vollzeitstelle zum Klimaschutzmanagement. Ziel ist es, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen.

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ür Tanja Daußer von der WIR-Gruppe war das über 70 Seiten starke Klimaschutzkonzept zu viel, um es in einer Woche durchzuarbeiten. Sie stellte in der jüngsten Sitzung des Ingersheimer Gemeinderates am Dienstag deshalb den Antrag, das Thema Klimaschutzmanagement zu verschieben. Nach über einer Stunde Diskussion zog sie ihren Antrag vor der Abstimmung zurück.

Einsparpotenzial von28 000 Tonnen CO2

Mit ein Grund dürfte Dr. Kristina Rang von der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) gewesen sein, die die Gemeinde in die Pflicht nahm. Klimaschutz sei gesetzlich verankert, es sei auch mit einer Verschärfung der Zielsetzungen zu rechnen. „Die Kommunen haben eine Schlüsselposition, die Verwaltung muss Vorbild sein“, sagte sie. Zudem habe man sich in Ingersheim entschieden voranzugehen, immerhin gibt es im Ort ein Einsparpotenzial von 28 000 Tonnen CO2.

Wie in der BZ berichtet, sind in einem überarbeiteten Klimaschutzkonzept 21 Maßnahmen für Ingersheim aufgelistet, die als Grundlagen für die Arbeit des Klimaschutzmanagements dienen. Dazu zählen die Entwicklungsplanung und die Raumordnung, kommunale Gebäude und Anlagen, die Versorgung und Entsorgung, Mobilität, die interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Ziel ist es, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen.

Bürgermeisterin Simone Lehnert betonte vor der Abstimmung, ohne das Konzept könne man die anvisierte und geförderte Vollzeitstelle für das Klimaschutzmanagement gar nicht besetzen, die zunächst drei Jahre befristet sein soll. Dafür fallen Personalkosten in Höhe von rund 65 000 Euro an, durch die Förderung verbleibt ein Eigenanteil bei der Gemeinde von rund 32 500 Euro. Bereits beschlossen hat der Gemeinderat eine Stelle für das Energiemanagement, nur greift das Klimaschutzmanagement weiter.

Elektrofahrzeuge fürBauhof und Sozialstation?

Der Grund für die Neueinstellung: Mit dem derzeitigen Personalstand sind die Umsetzungen der Klimaschutzziele nicht zu bewerkstelligen, darunter unter anderem die Umstellung der kommunalen Gebäude auf erneuerbare Energien, klimaneutrale Mobilität und die bereits mit der Stadt Bietigheim-Bissingen gestartete Wärmeplanung der Gemeinde. Eine Aufgabe für die neue Mitarbeiterin oder den neuen Mitarbeiter im Rathaus wird auch das Klimaschutzcontrolling sein.

Im Gremium gingen die Meinungen weit auseinander. Jürgen Fleischmann (FWG) sagte, die Neueinstellung sei unbedingt notwendig, um für die Zukunft gerüstet zu sein: „Wir können nicht anders.“ Hilde Grabenstein (SPD) meinte, es sei in Sachen Klimaschutz „höchste Zeit“ und hatte gleich praktische Vorschläge. So könne man die Hausmeisterschulungen, wie im Konzept vermerkt, schon jetzt anbieten und neben der Klima-Aufklärung in Kindergärten und der Schule solle man auch Ältere informieren. Darüber hinaus müssten die Fahrzeuge des Bauhofes und der Sozialstation auf E-Mobilität umgestellt werden. Auch von der CDU kam Zustimmung. „Klimaschutz entwickelt sich immer weiter“, so Ursula Heinerich, ihr Fraktionskollege Markus Scheyhing sagte, mit der Schaffung einer Stelle für das Klimaschutzmanagement hätte auch die Einwohnerschaft einen Ansprechpartner.

Karin Zimmer (WIR):Energiemanager reicht aus

Ganz so positiv sah es Karin Zimmer (WIR) nicht, die in Konzepten und neuen Beteiligten nicht die Lösung sah. So wolle man eine Wärmeplanung erstellen und eine Starkregenrisikomanagement erarbeiten. Auf die Umsetzung eines Konzeptes zur Biotopvernetzung warte man noch, ebenso auf eine Priorisierung der Sanierung kommunaler Gebäude. Man brauche keinen neuen Maßnahmenkatalog, der bereits beschlossene Energiemanager reiche aus, um die Aufgaben zu bewältigen, so die Gemeinderätin.

Mit allem Nachdruck wies die Bürgermeisterin den Eindruck zurück, man wolle seitens der Verwaltung Beschlossenes nicht vollziehen. „Hier wird ein falscher Eindruck vermittelt“, so Lehnert. Klimaschutz brauche eine zentrale Stelle und dafür reiche ein Energiemanager, der sich nur auf die kommunalen Gebäude konzentriere, nicht aus.

Der Gemeinderat stimmte mit zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes sowie die Vollzeitstelle für das Klimaschutzmanagement. Die Ausschreibung soll zeitnah erfolgen.

 
 
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