Internationaler Tag der Streuobstwiesen Rettung eines wertvollen Kulturguts

Von Gabriele Szczegulski
Thomas Wörner (links) und Siegfried Jauß engagieren sich für das Sachsenheimer Streuobstwiesenprojekt, wie in diesem Grundstück in Kleinsachsenheim.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Zum ersten Mal wird an diesem Freitag mit einem Internationalen Tag der Streuobstwiesen deren Bedeutung deutlich gemacht. Im Landkreis gibt es einige Projekte, um sie zu erhalten.

Der Bestand an Streuobstwiesenbäumen schrumpft erheblich“, sagt Manuela Rist. Sie muss es wissen, denn als Obst- und Gartenbauberaterin des Landratsamts Ludwigsburg ist sie nicht nur viel in Sachen Streuobstwiesen und auf diesen unterwegs. Das Landratsamt erhebt auch regelmäßig den Bestand der Bäume, um die Entwicklung des, wie sie sagt, „wertvollen Kulturguts“ zu dokumentieren.

Bei der Streuobsterhebung im Jahr 2005, sagt Manuela Rist, habe man 400 000 Streuobstbäume im Kreis Ludwigsburg gezählt, bei der Erhebung 2018 seien es noch 216 000 gewesen.  So ist es kein Wunder, dass die Streuobstwiese seit Kurzem bundesweit immaterielles Kulturgut ist, um auf ihre Bedeutung hinzuweisen – auch mit einem jährlichen Internationalen Tag der Streuobstwiese. An diesem Freitag, 30. April, wird er zum ersten Mal begangen und ab 2022 immer am letzten Freitag im April.

Bestand schrumpft erheblich

Dass die Streuobstwiese, die auch und vor allem im Landkreis Ludwigsburg, der Region um Neckar, Enz und im Stromberg kulturell verankert ist, eine große Bedeutung in der Biodiversität zukommt, ist unbestritten, sagt Manuela Rist. „Der Zustand mancher Streuobstwiesen ist verheerend. Sie verwildern, Misteln übernehmen in den Bäumen die Herrschaft“, so Rist.

Aber es gebe auch Grundstücke, die von einer jüngeren Generation übernommen werden: „In meinen Schnittkursen und auch in der Fachwartausbildung sehe ich viele jüngere Menschen, die sich nun mit viel Herzblut für ihre Streuobstwiese engagieren, das macht Hoffnung.“ Und auch, dass es viele Projekte gebe, die die Erhaltung der Wiesen und Bäume zum Ziel haben.

Um die Streuobstwiesen, die im Landkreis traditionell verankert sind, zu erhalten, engagiert sich der Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Ludwigsburg (LEV) für die Streuobstwiesen, wie dessen Geschäftsführer Dirk Hardtstein sagt. 

Der LEV besteht seit 2015 aus 29 der 39 Kreiskommunen, zehn Vereinen und Verbänden aus Landwirtschaft, Naturschutz und Gartenbau. Die Streuobstwiesen als „artenreichste Lebensräume in unserer Kulturlandschaft“, so Hardtstein, ist einer der Schwerpunkte des LEV.

In diesem Frühjahr hat der Verband bereits zum fünften Mal Sammelaktionen für Schnittgut in Streuobstgebieten durchgeführt. Besitzer von Streuobstwiesen haben dabei die Möglichkeit, das bei der Pflege der Bäume anfallende Schnittgut an Wegen am Rand ihrer Grundstücke abzulegen und von dort  kostenlos abtransportieren zu lassen.

Das Angebot soll die Pflegearbeiten an den Obstbäumen etwas erleichtern und deren Besitzer dazu motivieren, ungepflegte Obstbäume zu schneiden. „Letztlich dient die Aktion dazu, den Pflegezustand der Streuobstwiesen zu verbessern“, sagt Hardstein.

Streuobstpädagogik

Der LEV fördert auch die Streuobstpädagogik an Grundschulen. In diesem Jahr haben insgesamt 18 Grundschulen im Kreis für 32 Klassen Anträge für den Besuch eines Streuobstpädagogen gestellt, so Hardtstein. Zwei Drittel der Kostenfür die Aktion, die über ein Schuljahr geht, werden vom LEV getragen. Zudem beauftragt der Verband Pflegekonzepte für zusammenhängende Streuobstwiesengebiete.

 
 
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