Interview mit der Hygienebeauftragten der Spvgg Bissingen Wiederauftakt mit Hütchen, Maßband und Minigruppen

Von Andreas Eberle
Vor dem Training desinfiziert die Bissinger Leichtathletik-Trainerin Stefanie Eckel jedes Sportgerät wie hier die Hürden. ⇥ Foto: Martin Kalb

Die Hygienebeauftragte und Trainerin Stefanie Eckel erläutert im Interview das von ihr entwickelte Corona-Konzept der Spvgg Bissingen.

Die Leichtathleten der Spvgg Bissingen haben am Freitag nach der Corona-Zwangspause den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen. Voraussetzung war ein Hygienekonzept, das Stefanie Eckel (31) ausgearbeitet hat. Im Gespräch mit der BZ erklärt die stellvertretende Abteilungsleiterin und Trainerin der Altersklasse 12/13, was es damit auf sich hat.

Wie wird man eigentlich Hygienebeauftragte?

Stefanie Eckel: Ich interessiere mich generell für das Thema Hygiene, und da dachte ich mir, ich hebe freiwillig die Hand, als die Leichtathleten jemanden für diese Aufgabe gesucht haben.

Welche Aufgaben haben Sie in diesem neu geschaffenen Amt?

Zunächst musste ich mich in die ganzen Vorschriften einlesen und schauen, was ich für unsere Abteilung anwenden kann und was möglich ist. Und daraufhin habe ich dann ein Konzept erstellt, das nun umgesetzt wird. Generell muss ich auch weiterhin das politische Geschehen beobachten und das Konzept dann je nach Lage der Dinge anpassen. Von heute auf morgen können sich die Regelungen ändern.

Was sind die zentralen Punkte Ihres Konzepts?

Das beginnt bei Abstandsregeln, geht weiter über das Thema Desinfektion bis hin zu trainingsspezifischen Inhalten. Da geht es zum Beispiel um die Abstände auf der Bahn oder darum, dass Geräte nur von einer Person angefasst werden dürfen. Außerdem führen wir Anwesenheitslisten, fünf Leute sind in einer Leichtathletik-Gruppe. So weiß man immer, wer, wann, wie und mit wem da war. Die Listen werden einmal die Woche bei unserem Vorsitzenden Thorsten Mast abgegeben, der sie dann zentral für den gesamten Trainingsbetrieb sammelt, etwa auch für die Fußballer. Im Zweifel kann man so die Infektionsketten nachvollziehen.

Auf welcher Grundlage ist das Konzept entstanden?

Es gibt die Regelungen und Verordnungen, die das Land veranlasst hat. Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband hat ein Schutzkonzept entwickelt, das einem Hinweise gibt. Wie die Regelungen speziell auf unserem Sportplatz angewendet werden können, habe dann ich mir selbst überlegt – in Abstimmung mit unserem Vereinsvorstand. Ich bin über unseren Sportplatz marschiert, habe Zonen eingeteilt, viel ausgemessen und am Ende einen Plan aufgestellt.

Wer prüft auf der Bissinger Jahnsportanlage, ob die Regeln auch tatsächlich eingehalten werden?

Zum einen ich selbst, denn ich habe mich persönlich dazu verpflichtet, aber auch die übrigen Trainer und unser Vereinsvorstand achten darauf, dass die Vorschriften eingehalten werden. Mir ist wichtig, dass jeder weiß, dass wir die Regeln befolgen und niemand Angst haben muss. Wir freuen uns, wenn unsere Athleten wieder ins Training kommen.

Welche Vorschriften sind am schwierigsten einzuhalten?

Ich würde sagen der Mindestabstand von zwei Metern. Gerade im Eifer des Gefechts kann man schnell mal einen Meter zu weit rennen und jemandem näherkommen. Um das zu verhindern, gibt es überall Zonen und viele Markierungen und Hütchen. Daran können sich die Athleten beim Training orientieren.

Was passiert, wenn sich ein Leichtathlet mutwillig nicht an die Einschränkungen hält?

Das ist bei uns ganz klar geregelt: Wer sich nicht an die Regeln hält, wird des Platzes verwiesen und kann leider nicht mehr am Training teilnehmen, sondern darf erst nach der Corona-Zeit wieder bei uns mitmachen. Wir möchten für alle ein sicheres Training anbieten. Als Verein haben wir eine Vorbildfunktion. Wir haben eine Anlage, die von überall einsehbar ist. Wenn die Leute von außen sehen, dass sich die Sportler auf dem Platz nicht an Regeln halten, ist das ein falsches Signal.

Bei welchen Altersgruppen haben Sie die größten Bedenken?

Wir betreten ja Neuland, darum finde ich es gut, dass wir jetzt erst mit den Sportlern plus 14 starten und das Training dann langsam ausbauen auch für die Jüngeren. Die sind durch die Schulen ja auch schon entsprechend geschult. Wir haben auch Sechs- und Siebenjährige, denen solche Regeln klarzumachen, ist natürlich schwieriger. Da muss man als Trainer vielleicht etwas mehr aufpassen. Generell habe ich aber keine Bedenken, weil wir sowieso nur Kleingruppen haben. Ich würde gern wieder Training für alle anbieten und hoffe, dass wir noch vor den Sommerferien etwas für kleine Kinder anbieten können.

Inwiefern verändert sich der Zeitaufwand für die Trainer durch die besondere Trainingssituation?

Den Zeitaufwand kann man einfach berechnen. Wir haben normalerweise in einer Trainingsstunde 20 Kinder. Aktuell dürfen an einer Stunde nur vier Kinder teilnehmen. Wenn wir jetzt für alle ein Training anbieten würden, hätten wir also den fünffachen Zeitaufwand. Dann muss man schauen, wie viele Trainer und Helfer überhaupt zur Verfügung stehen, und gleichzeitig muss man beachten, dass die Zahl der Sportler auf dem Platz ja limitiert ist. Die Kapazitäten sind leider begrenzt, sodass wir möglicherweise nicht alle Athleten im gewünschten Umfang trainieren können.

Wie groß ist das Interesse der Athleten am Training?

Die Resonanz ist super. Wir haben in unserer Abteilung einen großen E-Mail-Verteiler. Nachdem die Politik Anfang Mai beschlossen hat, dass die Sportstätten wieder aufmachen dürfen, haben wir gleich eine E-Mail an alle geschrieben, dass wir die Wiederaufnahme des Trainings planen, ein Konzept aufstellen und dass man sich anmelden kann. Nur mit Voranmeldung ist das Training möglich. Man kann also nicht einfach spontan vorbeikommen.

 
 
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