Interview mit Löchgaus Bürgermeister Robert Feil „Wir haben eine sehr gute kommunalpolitische Kultur“

Von Jürgen Kunz
Im BZ-Interview gibt Löchgaus Bürgermeister Robert Feil Einblick ins Amt und ins Privatleben.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Die erste, achtjährige Amtszeit von Robert Feil als Löchgauer Bürgermeister geht zu Ende. Der 35-jährige Diplom-Verwaltungswirt hat sich erneut für die Wahl am 6. Dezember beworben.

Die erste Amtszeit von Robert Feil als Bürgermeister in Löchgau begann am 8. März 2013. Nach knapp acht Jahren bewirbt sich der 35-jährige, zweifache Familienvater erneut um das Vertrauen der Löchgauer Bürger. Vor der Wahl am 6. Dezember gab der Diplom-Verwaltungswirt der BZ ein Interview.

Herr Feil, wie würden Sie Ihre erste Amtszeit charakterisieren?

Robert Feil: Ich bin ganz zufrieden, wie es gelaufen ist. Wir haben eine sehr gute kommunalpolitische Kultur. Wir haben es geschafft, dass wir uns mit dem Gemeindeentwicklungskonzept zu Beginn unter Einbeziehung der Bürgerschaft auf maßgebliche Zielsetzungen verständigt haben. Wir hatten über die Jahre hinweg so einen gewissen Leitfaden, der sich insbesondere in der Ortskernsanierung widergespiegelt hat. Dazu kamen aber viele Themen, die zuvor so nicht zu erwarten gewesen waren: die Unterbringung der asylsuchenden Menschen und natürlich jetzt Corona. Da sind enorme Herausforderungen entstanden, die zu bewältigen waren. Das haben wir aber, durch das gute Hinzutun vieler Beteiligter, gut geschafft. Da hat sich gezeigt, dass in Löchgau die Menschen zusammenhalten.

Was waren die größten Herausforderungen in den ersten acht Jahren?

Es gab eine Vielzahl an Herausforderungen. Sehr fordernd waren natürlich die beiden genannten Themen. Ich erinnere mich auch noch ganz gut an den Beginn meiner Amtszeit als die Kreiselproblematik mit der Nagelskulptur uns sehr bewegte. Gemeinsam mit dem Landratsamt konnte dies ganz gut gelöst werden und im Nachgang kann ich darüber schmunzeln. Viele andere Themen haben uns stark beschäftigt, wie die Sicherstellung der Grundversorgung im Ort oder die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum und Angeboten. Auch die Bereiche Bildung und Betreuung haben wir intensiv bearbeitet. Das Schöne ist, dass wir dabei recht erfolgreich waren.

Was hat das Amt persönlich mit Ihnen gemacht?

Natürlich prägt einen so ein Amt. Das unheimlich Bereichernde ist, dass man mit sehr vielen Menschen in Kontakt kommt und auch die unterschiedlichsten Anliegen an einen herangetragen werden. Das sensibilisiert doch immer wieder und man fokussiert sich darauf, was den Menschen wichtig ist und ihnen zu Gute kommt. Ich denke, das prägt einen schon.

Wird man irgendwie vorsichtiger, wenn man ein solches Amt innehat?

Vorsichtiger, weiß ich nicht. Natürlich ist man in der einen oder anderen Situation etwas bedachter. Aber letztendlich gehört es dazu, dass man auch den Mut hat, manches zu versuchen, wenn man etwas bewegen will. Bedacht also ja, vorsichtig nein.

Muss man Verbindungen knüpfen, um Ideen durchzusetzen?

Man erhält durch das Amt automatisch viele Verbindungen, sowohl im Ort, aber auch überörtlich. Man ist mit vielen Menschen und Organisationen in Kontakt, und es hilft natürlich, wenn man weiß, wo man für ein bestimmtes Anliegen vorstellig werden oder anfragen muss. Da sind Verbindungen sicherlich kein Nachteil.

Bund und Land bieten eine Vielzahl von Förderungen. Wie findet man sich darin als Kommunalpolitiker zurecht und entdeckt die richtigen Fördertöpfe?

Ich war ja vorher Kämmerer im Odenwald und da ist die Finanzlage eine völlig andere. Ohne Zuschüsse ist dort nicht so viel zu machen. Dadurch war ich es gewohnt, dass man sich bei einem Projekt als Erstes die Frage stellt, wie das Ganze finanziert werden kann. Das habe ich ein Stück weit mitgebracht. Wenn man unsere Maßnahmen in Löchgau betrachtet, ist es ganz enorm, was wir an Zuschüssen generieren konnten. Allein in der Ortskernsanierung, für die wir immer wieder beim Ministerium, beim Regierungspräsidium und bei den Abgeordneten vorstellig wurden und für unsere Anliegen geworben haben, konnten insgesamt mehr als 5,5 Millionen Euro Fördermittel eingeworben werden – so viel wie noch nie.

Wenn man so ein Amt übernimmt, hat man sicherlich viel Idealismus. Was ist davon übrig geblieben, was war davon überhaupt umsetzbar?

Ich hoffe, dass ich den Idealismus beibehalten habe. Wie eingangs gesagt, braucht es den Mut, auch schwierige Sachen anzupacken, um die richtig guten Lösungen zu erhalten. Die allermeisten Projekte konnten umgesetzt werden. Es ist ja in den vergangenen acht Jahren viel vorangegangen.

Bürgermeister ist das eine, man steht permanent im Fokus der Öffentlichkeit. Auf der anderen Seite Familienvater. Wie bekommt man dies in einer eher kleinen Kommune wie Löchgau unter einen Hut?

Eigentlich ganz gut. Man weiß ja im Vorfeld, was es bedeutet, Bürgermeister zu sein. Natürlich ist es noch einmal etwas anderes, wenn man es selbst erlebt. Aber wir fühlen uns hier sehr, sehr wohl. Ich habe nicht den Eindruck, dass meine Familie ständig die Frau oder die Kinder des Bürgermeisters sind. Wir können eigentlich recht normal leben, wie alle anderen auch.

Bleibt noch Zeit für Hobbys?

Die Zeit ist natürlich stark begrenzt. Das, was ich an Freizeit habe, versuche ich so viel wie möglich mit der Familie zu verbringen. Dadurch haben sich die Hobbys schon verändert: Inzwischen gehen wir viel mit den Kindern spazieren oder wandern. Dennoch versuche ich mir auch Freiräume zu schaffen. Aber der Sport ist nicht mehr in dem Maße möglich, wie er es früher war. Ich schaue darauf, dass ich ein Mindestmaß an Sport treibe. Das geht eigentlich ganz gut.

Welchen Sport haben Sie betrieben?

Ich war jahrelang Fußballspieler. Das geht jetzt so nicht mehr, aber ich gehe regelmäßig joggen und im Winter Ski fahren. Das ist immer noch eine Passion, gerade mit der Familie.

Ist das Amt des Bürgermeisters in Löchgau ihr Traumberuf?

Ja.

Vielen Dank für das Gespräch.

 
 
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