Interview mit Steelers-Kapitän Nikolai Goc nach dessen Vertragsverlängerung „Solange die Knochen mitmachen“

Von Andreas Eberle
Mister Zuverlässig in der Abwehr und Führungsfigur im Team: Nikolai Goc geht bei den Steelers in seine dritte Saison. ⇥ Foto: Jan Simecek

Steelers-Verteidiger Nikolai Goc spricht im BZ-Interview über seine Vertragsverlängerung, die Lehren der Vergangenheit und das Kapitänsamt.

Nikolai Goc (33) hat seinen Vertrag bei den Bietigheim Steelers in dieser Woche um eine weitere DEL2-Saison verlängert. Im Telefon-Interview mit der BZ zeigt sich der Verteidiger und (bisherige) Kapitän optimistisch, dass es für den Klub in der neuen Runde wieder aufwärtsgeht.

Wo erwische ich Sie denn gerade?

Nikolai Goc: Ich bin im Moment in Frankfurt unterwegs und arbeite. Im Sommer jobbe ich immer ein bisschen als Aushilfe bei einer Firma, die alles im Haus und drumherum macht. Dazu gehören handwerkliche Arbeiten – etwa bei der Sanierung von Bädern –, die Pflege von Terrassen oder auch Gartenarbeiten.

Immerhin hatten Sie aber noch Zeit, zwischendurch mit den Steelers über eine Vertragsverlängerung zu sprechen. Was hat Sie dazu bewogen, im Ellental noch eine weitere Saison dranzuhängen?

Mir gefällt es wahnsinnig gut in Bietigheim. Der Verein steht für Erfolg, auch wenn der in den letzten zwei Jahren leider ausgeblieben ist. Ich wünsche mir, dass ich mit den Steelers in der neuen Saison wieder Erfolge feiern kann.

Das Team bleibt weitgehend zusammen, obwohl es 2019/20 enttäuscht hat. Wie beurteilen Sie diesen Vertrauensbeweis seitens des Klubs?

Es ist ein großer Zug vom Verein, uns das Vertrauen auszusprechen. Allerdings haben mehrere Faktoren eine Rolle dafür gespielt, dass es in der vergangenen Runde nicht so lief.

Nämlich?

Ab Ende September hatten wir teilweise fünf Langzeitverletzte, die zwei bis drei Monate ganz raus waren – und das waren Spieler mit viel Erfahrung, die ein Duell entscheiden können. So etwas musst du als Mannschaft erst mal kompensieren. Und dann fing die Negativserie an. Wenn du mal in einem Abwärtstrend bist, ist es verdammt schwer, wieder rauszukommen. Das haben wir zum Teil geschafft. Es ist uns aber nicht gelungen, Konstanz reinzubringen.

Was muss sich in der neuen Runde sonst noch ändern?

Unsere Torausbeute war in der letzten Saison überhaupt nicht gut. Wir müssen wieder mehr Tore schießen. Auch im Powerplay müssen wir uns deutlich verbessern. Bei den Gegentreffen standen wir ganz gut da. Hinten haben wir nicht viel zugelassen. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren gesehen, woran es lag, und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. So wissen wir, woran wir arbeiten müssen.

Das klingt alles sehr selbstkritisch.

Ja, und das sind wir auch. Mit den vergangenen zwei Spielzeiten ist mit Sicherheit keiner von uns zufrieden. Wir haben andere Ansprüche und wollen das höchstmögliche Ziel erreichen. Uns muss bewusst sein, dass uns in dieser Liga keiner etwas schenkt. Wir müssen in jedem Training und in jedem Spiel 100 Prozent da sein und Gas geben, um in die Erfolgsspur zurückzukehren.

Verstehen Sie auch kritische Stimmen aus dem Fanlager, die sich einen größeren personellen Schnitt gewünscht hätten?

Das kann ich auf der einen Seite schon verstehen. Auf der anderen Seite muss man bedenken, dass viele Profis schon lange in Bietigheim sind und meist gute Leistungen gebracht haben. Dass der Verein diesen Spielern das Vertrauen ausspricht, halte ich für den richtigen Schritt.

Wo sehen Sie die Steelers in der nächsten Saison?

So früh eine Prognose abzugeben, ist schwer. Wir haben bisher ein solides Grundgerüst. Es fehlen noch die Bausteine, die das gewisse Etwas ausmachen. Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen für die Schlüsselpositionen die richtigen Spieler verpflichten und wir am Ende eine Topmannschaft haben werden. Wenn wir unseren Beitrag leisten und die Fehler aus der letzten Saison abstellen, haben wir eine gute Chance, wieder vorne mitzuspielen.

Sie haben bereits ein längeres Telefonat mit dem neuen Trainer Daniel Naud geführt. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?

Ich kannte ihn bisher noch nicht. Er war ja vor vielen Jahren schon mal in Bietigheim. Der einzige Spieler von uns, der schon damals mit ihm zusammengearbeitet hat, ist René Schoofs. Mein erster Eindruck ist sehr positiv. Danny Naud weiß genau, was er will. Er hat sich sehr zielstrebig angehört und hat viel vor.

Würden Sie gern Kapitän bleiben?

Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich das Kapitänsamt wieder übernehmen dürfte. Das wird sich in der Vorbereitung zeigen. Der Trainer entscheidet, ob er jemanden bestimmt oder er die Mannschaft abstimmen lässt. Bei mir steht aber das Sportliche im Vordergrund, sprich: dass ich meine Leistung bringe.

Wie halten Sie sich aktuell fit?

Direkt nach der Saison habe ich es zwei, drei Wochen ruhiger angehen lassen – auch, um mal den Kopf freizubekommen. Mittlerweile habe ich wieder mit dem Ausdauertraining angefangen. Ich fahre gern Rad und bin viel mit dem Mountainbike unterwegs. Außerdem gehe ich ab und zu Laufen. Kraft- und Fitnesstraining mache ich in den eigenen vier Wänden, solange die Fitnessstudios noch geschlossen sind.

Sie werden im Juni 34 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch auf diesem Niveau spielen?

Wenn es nach mir geht, solange wie möglich und solange die Knochen mitmachen. Der Spaß ist nach wie vor vorhanden. Aktuell gibt es für mich keinen Grund, aufzuhören. Es kann gerne noch ein paar Jahre so weitergehen.

Glauben Sie, dass die DEL2-Spielzeit 2020/21 wie üblich Mitte September beginnen kann?

Wie sich die Corona-Krise und die Einschränkungen für den Sport in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln, kann heute noch keiner sagen. Das muss man abwarten. Ich hoffe für uns, die Fans und alle Leute, dass sich die Situation wieder schnellstmöglich normalisiert.

Zur Person: Nikolai Goc

Ein begeisterter Radfahrer und Jäger

Nikolai „Niki“ Goc hat seit seinem Wechsel 2018 von den Adler Mannheim 90 DEL2- Spiele für die Bietigheim Steelers bestritten. Dabei kam der in Calw geborene Verteidiger auf 24 Punkte (1 Tor, 23 Assists). Weitere Karriere-Stationen waren bisher Schwenningen, Freiburg, Hannover und Bremerhaven. Goc nahm mit der DEB-Auswahl am Deutschland-Cup 2008 und 2015 sowie an den WM-Turnieren 2009 und 2010 teil. Seine Brüder Marcel und Sascha waren ebenfalls Eishockey-Profis. Seit 2014 ist Goc mit Lisa verheiratet, das Paar hat den dreijährigen Sohn Tobias. Als Hobbys nennt er Radfahren, Tennis, Squash – und Jagen. „Ich bin ein passionierter Jäger“, verrät Goc. ⇥ae

 
 
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