Jahresbericht des Vereins Silberdistel Berater in 314 Fällen gefragt

Von bz
Der Verein Silberdistel legte im Jugendhilfeausschuss seinen Jahresbericht vor: in rund 70 Prozent aller Fälle sind Mädchen oder junge Frauen von sexuelle Gewalt betroffen. ⇥ Foto: dpa

2019 war die Beratungsstelle Silberdistel sehr gefragt. Vor allem die Prävention und Schulungen nehmen immer mehr Raum ein.

Der Verein Silberdistel, eine Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat im Jugendhilfeausschuss des Ludwigsburger Kreistags ihren Jahresbericht 2019 vorgestellt.

Danach hat sich der Umgang mit dem Thema sexuelle Gewalt sich in den vergangenen zehn Jahren drastisch geändert. Seit dem Jahr 2010 ist die Thematik in einem Maße aufgebrochen, dass diese nicht mehr negiert werden könne. Politik und Gesellschaft reagieren darauf unter anderem mit strukturellen Maßnahmen, die eine nachhaltige Veränderung bewirken sollen – hin zu einem besseren Schutz für Kinder und Jugendliche. Diese Maßnahmen haben zur Folge, dass die Fachberatungsstelle Silberdistel sehr viel häufiger um Fachexpertise in Form von zum Beispiel Schulungen angefragt wird, geht aus dem Bericht hervor.

So sei das Jahr 2019 geprägt gewesen von einer hohen Nachfrage an Fachberatungen zum Thema Kindeswohlgefährdung bei (Verdacht) auf sexuelle Gewalt. Die Beratungen als sogenannte „insoweit erfahrene Fachkraft“ nach Paragraf 8a SGB VIII seien ein stetig wachsender Arbeitsbereich. Darüber hinaus erweiterte sich dieser Arbeitsbereich um das Thema „Umgang mit Verdacht auf Übergriffe durch Mitarbeitende“.

Mehr Telefonberatungen

In den Beratungen für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte bestätigte sich auch 2019 der Trend, mehr Beratung am Telefon wahrzunehmen. Auf hohem Niveau stabilisierte sich 2019 auch die Nachfrage nach Fortbildungsveranstaltungen im Bereich Prävention. Besonders angefragt wurden Schulungsmaßnahmen in den Kindertagesstätten. Dieser Bedarf könne mit der derzeitigen Personaldecke nicht annähernd gedeckt werden, beklagt sich der Verein in seinem Bericht. Hinzu komme das Interesse von Schulen, ebenfalls Schutzkonzepte gegen (sexuelle) Gewalt an Schulen zu entwickeln. Dort erwarte man für die nächsten Jahre eine hohe Nachfrage.

In der Einzelfallhilfe hat der Verein 2019 314 Fälle begleitet, im Jahr zuvor waren es 320, 2017 insgesamt 287 Fälle. In 155 Fällen fand im vergangenen Jahr eine persönliche Beratung und in 36 Fällen eine Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft in Kinderschutzfragen  statt. In 112 Fällen fanden die Beratungen ausschließlich telefonisch und in elf Fällen per E-Mail oder als sonstige Beratung statt. Über die vergangenen drei Jahre gesehen geht der Trend hin zur telefonischen Beratung. Die hatte 2017 nur 27 Prozent der Beratungen ausgemacht und 2019 schon 36 Prozent.

Von den 155 Fällen, bei denen eine persönliche Beratung stattfand, könne in 92 Fällen davon ausgegangen werden, dass ein sexueller Übergriff durch Jugendliche oder Erwachsene stattgefunden hat. In 25 Fällen bestand der Verdacht, dass sexuelle Übergriffe durch einen Erwachsenen oder Jugendlichen stattgefunden haben. 38 Fälle waren strafrechtlich nicht relevant, da es sich entweder um Übergriffe unter Kindern (16 Fälle) oder um Fälle von sexuell auffälligem Verhalten (22 Fälle) handelte.

In 108 Fällen (70 Prozent) waren Mädchen oder junge Frauen betroffen. Diese Verteilung blieb im Vergleich zu den vorherigen Jahren in etwa gleich.

 
 
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