Jahresgespräch Besigheim Noch 15 arbeitsreiche Monate

Von Jürgen Kunz
Am 31. März 2024 endet nach 32 Jahren für Steffen Bühler die Amtszeit als Besigheimer Bürgermeister. Bis dahin gibt es fürden 63-jährigen Kommunalpolitiker in seiner Stadt noch viel zu tun. Foto: /Oliver Bürkle

Bei aller Freude über die Begegnungen, die wieder möglich waren, sind die Flüchtlinge, die Schulsanierung und die Kitas stetige Herausforderungen.

Schon vor vier Jahren hat Steffen Bühler bekannt gemacht, dass er zum 31. März 2024 das Amt als Besigheimer Bürgermeister abgeben wird. 32 Jahre Kommunalpolitik an entscheidender Stelle der knapp 13 000 Einwohner zählenden Stadt liegen dann hinter ihm. „Im Frühjahr beginnen sicherlich die Vorbereitungen für die Kommunalwahl 2024“, so Bühler – und dann auch für die Bürgermeisterwahl, die wohl Ende Januar/Anfang Februar stattfinden wird. Doch in den letzten 15 Monaten seiner Amtszeit stehen noch viele arbeitsintensive Projekte und Aufgaben auf seiner Agenda.

Sorge über zunehmende Flüchtlingszahlen

2022 war für Bühler „ein weiteres krisengeplagtes Jahr“. Zwar habe man Corona „so ein bisschen hinter sich gelassen“, die Menschen hätten sich aber verändert. Und dann kam der Ukrainekrieg mit der damit zusammenhängenden Energiekrise. „Das trifft wieder die Menschen und macht sie sorgenvoll“, sagt er. Für die ankommenden Flüchtlinge habe man viel Wohnraum von privat anmieten können, auch das Flüchtlingsheim sei gefüllt. Noch habe man keine kommunale Halle belegen müssen, was der Besigheimer Bürgermeister aber nicht ausschließen kann, wenn die Flüchtlinge weiter in so großer Zahl kommen. „Dies treffe dann wieder die Menschen, und das wäre fatal“, sagt Bühler.

Die Situation mache ihm Sorgen, sie sei belastend und für ihn ist in diesem Jahr keine Verbesserung in Sicht. Zunehmend erkenne er, dass die Ukrainer dorthin wechseln, wo es ihnen gut gehe, zumal ukrainische Flüchtlinge finanziell so behandelt würden wie Deutsche, die Arbeitslosengeld II erhalten, merkt Bühler an. Grundsätzlich ist der Bürgermeister überzeugt: „Es gibt keine Integration, wenn Flüchtlinge die Hallen belegen.“

Endlich viel Gelegenheit zur Begegnung

Aber es gab für das Besigheimer Stadtoberhaupt wieder viel Gelegenheit zur Begegnung mit Menschen. Bühler nennt den Ostermarkt, die Champagnerprobe oder das Stadtteilfest in Ottmarsheims: „Es war mir wichtig, dass sich die Menschen wieder öffnen.“ Die mangelnden Aktivitäten der vergangenen drei Jahren haben, so Bühler, auch zu Schwierigkeiten im Partnerschaftsausschuss geführt. So war es für ihn sehr erfreulich, dass die Treffen und Besuche mit Bátaszék in Ungarn – eine Partnerschaft, die seit 1992 besteht – und der französische Partnerstadt Ay (seit 1966) wieder belebt wurden. Die Freunde aus Ay hätten darüber hinaus ihr Kommen zum diesjährigen Winzerfest angekündigt.

Finanziell erwartet Bühler für 2024 ein weiteres schwieriges Jahr, zumal durch die Inflation alle kommunalen Projekte teurer werden. So seien die letzten Monate des vergangenen Jahres für die Mitarbeiter in der Verwaltung sehr anstrengend gewesen, und „wir werden 2024 nicht aus dem Winterblues herauskommen“, prognostiziert der Verwaltungschef. Dennoch müsse man Normalität und Stabilität im kommunalen Bereich bewahren. „Wir versuchen, ein normales Jahr hinzubekommen“, hofft Bühler.

Engagement in „Ökologie, Klimaschutz, Energieeinsparung“

In der Oktober-Klausur des Gemeinderats habe man sich in der Thematik Energie und Umweltschutz nach vorne bewegt. Von der eingegangenen Mitgliedschaft in der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) erwartet Bühler Beratungsleistungen für die Stadt und die Bürger. So wurde vom Gemeinderat auch der Beschluss gefasst, nach einem eigenen Energiemanager für die Stadt zu suchen. Im Rahmen der Wärmeplanung werde untersucht, wo in der Stadt Wärmenetze möglich sind und mit welchen Energieträgern. Außerdem soll der Ausbau der Fotovoltaik auf den städtischen Gebäuden fortgesetzt werden. Unter den Schlagwörtern „Ökologie, Klimaschutz, Energieeinsparung“ sollen, so der Bürgermeister, bei einer Einwohnerversammlung im Februar die Bürger in die Entwicklung einbezogen werden.

Mit 50 Millionen Euro ein Jahrzehnt der Schule

Viel Geld wird die Stadt in die Schulgebäude investieren. Den Anfang macht dabei die Friedrich-Schelling-Schule. Die Sanierung des Altbaus wurde bereits begonnen, der Brandschutz steht noch an, allein dafür erwartet Bühler Kosten im siebenstelligen Bereich. Der Neubau anstelle des bisherigen Mittelbaus soll in diesem Jahr entstehen. Insgesamt – einschließlich der Modulbauten für die Interimsunterbringung der Grundschüler sowie für die Außenanlagen – erwartet der Bürgermeister Investitionen in Höhe von über 20 Millionen Euro (bei einer 60-prozentigen Förderung). „Mit hohen Preissteigerungen durch die Inflation“, so Bühler.

Nach dem „Riesenprojekt Friedrich-Schelling-Schule“ wird 2024/25 die Sanierung der Maximilian-Lutz-Realschule „mit zweistelligen Millioneninvestitionen“ anstehen. Und danach wartet bereits das Christoph-Schrempf-Gymnasium. Mit einer Gesamtinvestition von rund 50 Millionen Euro spricht Bühler „von einem Jahrzehnt der Schulen“.

Bei 60 bis 65 Prozent auswärtigen Schülern in Realschule und Gymnasium hofft der Besigheimer Bürgermeister auf die finanzielle Beteiligung der umliegenden Kommunen. „Wir werden offene Gespräche führen und niemanden über den Tisch ziehen“, verspricht Bühler.

Beständiges Thema ist die Kinderbetreuung

„Auch das Thema Kindergärten hat uns im vergangenen Jahr schwer beschäftigt“, so der Bürgermeister. Insgesamt 17 Kindergärten und Kitas gibt es in Besigheim, betrieben von der Stadt selbst, von den Kirchengemeinden und mehreren privaten Trägern. Mit der evangelischen Kirchengemeinde habe man sich auf die Erweiterung der Kita Schimmelfeld geeinigt. Für den Neubau am Friedrich-Schelling-Weg im Ingersheimer Feld soll in diesem Herbst Baubeginn sein, um etwa Mitte des Jahres 2025 Platz für sechs Gruppen anzubieten. „Wir haben uns entschlossen, im Ingersheimer Feld etwas Neues zu bauen – plus eine Aufstockung mit einer Wohnung“, erklärt Bühler. Darüber hinaus werden am Freibad, neben den Fit-Kom-Hallen, zwei Container für Kindergartengruppen aufgestellt.

Einen wichtigen Schritt weitergekommen sei man im „Areal Nestrasil“, dem ehemaligen Ziegelei-Gelände, erklärt Bühler. Durch das vorhandene Wildbienen-Areal seien viele Gespräche darüber notwendig gewesen, wo die Baugrenzen liegen. „Es ist eine große Fläche, wovon zwei Drittel nicht bebaut werden dürfen“, so der Bürgermeister. Letztendlich habe man sich mit dem Investor, der Firma Layher, auf eine Abgrenzung geeinigt.

 
 
- Anzeige -