Jahresgespräch „Die Stadt ist auf dem richtigen Weg“

Von Mathias Schmid
Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich im Treppenhaus des Wasserschlosses. Noch ist hier Baustelle, 2020 will die Verwaltung aber wieder ins angestammte Rathaus umziehen. ⇥ Foto: Martin Kalb

Holger Albrich blickt auf seine ersten Monate als Sachsenheimer Bürgermeister zurück und mahnt die Einwohner zu mehr Optimismus.

Seit Mai ist Holger Albrich Bürgermeister in Sachsenheim. Bisher war es vor allem eine Zeit des Abarbeitens und eine mit langen Sitzungen des Gemeinderats und anderer Gremien. Der 49-Jährige versucht aber auch, eigene Akzente zu setzen, wie er im traditionellen Jahresgespräch mit der BZ betont.

Gesamtbilanz für 2019: „Ich bin zufrieden“, sagt der Neue im Rathaus über seine ersten sieben Monate im Amt, „wir haben die laufenden Vorhaben fortgeführt und teilweise umgesetzt“. Zu seinen „neuen Impulsen“ zählt er die Planung des Heimatfests mit den Vereinen oder die Tourismus-Konzeption, die kommendes Jahr angegangen werden soll. „Es war anstrengend, eine hohe Schlagzahl. Aber ich bin sehr gut reingekommen“, was er auch seinem Team im Rathaus zu verdanken habe. Die größte Veränderung für ihn im Berufsalltag: „Ich habe keine Hands-in-the-Pocket-Termine mehr“, vergleicht er die jetzigen Termine mit seiner Zeit bei der Europäischen Kommission, wo man schon auch mal lässig die Hände in die Taschen stecken konnte.

Die wichtigsten Investitionen 2019: Erneut war das Jahr geprägt von den Großbaustellen Wasserschloss, Gemeinschaftsschule und Eisenbahnbrücke. Während letztere eingeweiht wurde, sei man bei den anderen beiden „gut vorangekommen“, meint der Bürgermeister. Auch bei der Planung neuer Kindergartenplätze sei man jetzt „auf dem richtigen Weg“, betont er mit Blick auf den Kindergarten Klopferle, der in der Oberriexinger Straße entsteht, oder die vorübergehende Containerlösung in der Uhlandstraße. Albrich betont bezüglich Einwänden und Anwohnerprotesten bei diversen Vorhaben: „Es gibt keinen perfekten Standort. Aber wir müssen anfangen, denn wir wollen wachsen und jung bleiben.“

Haushaltslage zum Jahresende: Das Jahr 2019 sei für Sachsenheim trotz vieler Aufgaben und Kostensteigerungen erneut besser gelaufen als prognostiziert. „Wegen der guten Lage im Bausektor sind die Baupreise weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, und die Betriebe sind ausgelastet“, betont der Bürgermeister andererseits, „das merken wir natürlich auch bei unseren Projekten.“

Die Aussichten für 2020: „Die hohen Steigerungsraten bei der Einkommenssteuer – unserer wichtigsten Einnahmequelle – sind sogar schon leicht rückläufig prognostiziert“, verweist Albrich auf die schwächelnde Konjunktur. Beim Haushalt werde daher „eher auf Sicht“ gefahren. Der laufende Haushalt werde nicht mehr die Investitionsmittel der vergangenen Jahren erwirtschaften. „Wir werden daher bei den Investitionen leider nicht alles umsetzen können, was sinnvoll und eigentlich notwendig wäre.“ Dazu hat die Stadt einen Haushaltsbeirat gebildet, „damit wir gemeinsam an der Priorisierung der Maßnahmen arbeiten können“. Ziel für 2020 sei ein ausgeglichener Etat.

Die wichtigsten Projekte im neuen Jahr: Die genannten Großprojekte sollen 2020 zum Abschluss kommen. Der Umzug ins Wasserschloss der bisher ausgelagerten Verwaltungsteile ist für September vorgesehen. „Die Verwaltung wieder räumlich zusammenzuführen wird vieles im Arbeitsalltag erleichtern“, ist sich Albrich sicher. Und „mit der Fertigstellung der Gemeinschaftsschule wird endlich dringend benötigter und moderner Schulraum geschaffen“. Hier wird die Stadt aber auch in den kommenden Jahren kräftig investieren müssen: voraussichtlich 17 Millionen Euro für die Sanierung der Kirbachschule in Hohenhaslach und den Anbau an die Kraichertschule in Großsachsenheim, um mehr Platz für die Grundschule zu schaffen. Ebenfalls im Millionenbereich wird sich erneut die Schaffung von zusätzlichem Platz für die Kinderbetreuung bewegen: Die Erweiterung der Kindergärten Arche Noah und Villa Sonnenschein, der Neubau des Kindergartens Klopferle und die Sanierung des Kindergartens Regenbogen stehen 2020 an. Hinzu kommt die Containerlösung auf Privatgelände in der Uhlandstraße. Zuletzt hatte die Stadt mehr als 80 Anfragen auf einen Betreuungsplatz nicht bedienen können.

Außerdem hofft Albrich, die Planungen für die gemeinsame Feuerwache im Kirbachtal sowie den Pflegestandort in Hohenhaslach vorantreiben zu können. Und dann warten natürlich das Heimatfest und das 525-jährige Stadtjubiläum. „Hier wollen wir ein großes und wunderschönes Fest für alle Sachsenheimer feiern. Ich freue mich, dass sich die Vereine so stark dafür engagieren.“

Persönliche Wünsche für 2020: Albrich mahnt, trotz vieler anstehender Projekte positiv zu bleiben. „Über Sachsenheim wird oft negativ diskutiert, ein Schreckensszenario aufgebaut. Aber wir haben es in der eigenen Hand, da gut rauszukommen. Wir haben eine super Verwaltung, Bürger, die sich mit Sachsenheim identifizieren“, macht er Mut. Die Neubürger müsse man noch besser mitnehmen, „dass sie nicht nur zum Schlafen und Wohnen in Sachsenheim sind“. Dazu müsse man sie stärker in die Vereine integrieren. Simultan gelte das auch für die Unternehmen im Eichwald, die sich noch mehr als Sachsenheimer Betriebe identifizieren müssten. Er sieht die Stadt „auf dem richtigen Weg“, auch wenn „noch nicht alles erreicht ist, aber die Weichen sind richtig gestellt“.

Die Sorgenkinder der Gemeinde: „Wo wir dringend ran müssen, ist die Innenstadt“, sagt der Bürgermeister, „das ist eine Herausforderung“. Derzeit werde konkret zusammengetragen, „wo was wem gehört“. In Sachsenheim sei fast einzigartig, dass die Fußgängerzone nicht der Stadt gehöre, sondern weitgehend in Privatbesitz ist. „Das macht die Gestaltung und Entwicklung sehr schwer.“ Eine schnelle Lösung stellt Albrich nicht in Aussicht. Wichtig sei es, wie auch immer, ein positives Umfeld für Geschäfte und Betriebe zu schaffen. Dazu gehört auch das Thema Infrastruktur. Dass die Stadt dabei tief in die Tasche greifen muss, ist aus Albrichs Sicht nicht unbedingt notwendig.  „Zusammen Konzepte entwickeln, ohne dafür selbst Geld in die Hand zu nehmen – nur so geht es“, ist seine Überzeugung, „und je enger die Kasse, desto kreativer müssen wir sein.“

Das Thema Parken spiele natürlich eine zentrale Rolle. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat hatte im Februar ein Parkhaus am Bahnhof beantragt. „Wir schauen zunächst, was man ohne Parkhaus optimieren könnte“, sagt Albrich – auch mit Blick auf die Kosten, die der Bau eines Parkhauses verursachen würde.

Nicht müde wird Albrich auch, wie seine anderen betroffenen Amtskollegen zu wiederholen, wie wichtig die Verlängerung der S-Bahn-Linie 5 bis Vaihingen wäre. „Da halte ich es wie der römische Stadtrat Cato der Ältere, der jede Rede mit dem Satz beendet hat: ‚Im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“, nimmt Albrich die stockenden Gespräche mit Galgenhumor. Auch bessere Radwege für Pendler und Touristen seien dringend notwendig.

 
 
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