Jahresgespräch mit dem Sachsenheimer Bürgermeister Vorfreude auf das Sachsenheimer Stadtjubiläum

Von Martin Hein
Betreuung, Bildung und Sicherheit sind, nach Aussagen von Holger Albrich, die wichtigen Pflichtaufgaben und die größten Haushaltsposten, mit denen in die Zukunft der Stadt investiert werde Foto: /Martin Kalb

Bürgermeister Holger Albrich im BZ-Jahresgespräch. 2022 war geprägt von großen Investitionen, der umstrittenen Pop-Up – und Energiesparmaßnahmen.

Der Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2022 zurück. Einige Bauprojekte wurden abgeschlossen, andere auf den Weg gebracht. Massive Kritik gab es wegen der umstrittenen Energiesparmaßnahmen. Weitere Geflüchtete wurden in der Stadt aufgenommen, auch Corona beschäftigte die Stadt. Immerhin konnte das Heimatfest stattfinden.

„Wir konnten viele über das Tagesgeschäft hinausgehende Dinge ein Stück nach vorne bringen“ resümiert der Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich.

Wichtigste Investitionen

Zu den wichtigsten Investitionen 2022 zählt Albrich die Erweiterung des Kindergartens Arche Noah und des Kindergartens Klopferle. Dort habe man für 75 Kinder Betreuungsplätze schaffen können, sowie den Anbau zum Kindergarten Villa Sonnenschein. Weitere wichtige Investitionen waren im schulischen Bereich der Anbau an der Kraichertschule.

Die Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld wurde 2022 fertiggestellt. Die Erschließung des Gewerbegebietes Leimengrube in Hohenhaslach konnte nach Auskunft von Albrich abgeschlossen werden. Dort könne man nun einheimischen Betrieben für ihre Entwicklung dringend benötigte Gewerbeflächen bieten.

„Als erstes §13b Baugebiet konnten wir in „Hinter den Gärten“ in Ochsenbach mit den Erschließungsarbeiten beginnen“. Zusammen mit den Baugebieten „Talaue“ in Häfnerhaslach sowie „Birkenfeld“ in Kleinsachsenheim schaffe man dringend benötigten Wohnraum.

Auch beim Pflegestandort in Hohenhaslach, mit dem man dem Bedarf nach altersgerechter Betreuung nachkommen wolle, sei man ebenso auf einem guten Weg, wie beim gemeinsamen Feuerwehrstandort Kirbachtal, mit dem man den Bevölkerungsschutz im Kirbachtal sicherstellen könne.

Ausblick und große Projekte 2023

Zu den Projekten, die 2023 abgeschlossen werden sollen, zählt der Bürgermeister die Sanierung des Feuerwehrstandortes Kleinsachsenheim, sowie die Inbetriebnahme des Kindergartens Seepfad, den die Firma Strenger baut.

Beim Aldi-Markt an der Oberriexinger Straße entsteht ebenfalls ein Kindergarten, der auch von der Stadt angemietet wird. Dies spare Kosten, und man habe die Flexibilität, um den Bedarf an Betreuungsplätzen zu erfüllen, so Albrich.

Die Erweiterung der Kraichertschule werde ebenso weitergeführt. Als wichtiges Zukunftsprojekt für die nächsten Jahre nennt Albrich die Sanierung und Erweiterung der Kirbachschule, durch die man die Ganztagesbetreuung an der Grundschule gewährleiste. „Betreuung, Bildung und Sicherheit sind die wichtigen Pflichtaufgaben und zugleich die größten Haushaltsposten, mit denen wir in die Zukunft der Stadt investieren“.

Jetzt gelte es, für den Feuerwehrstandort im Kirbachtal, das Bauleitverfahren und den Flächennutzunsplan festzusetzen. Er sei zuversichtlich, dass die bei diesem Projekt bereits geleistete Arbeit Früchte tragen wird. Einen weiteren Schwerpunkt sieht der Sachsenheimer Bürgermeister beim Breitbandausbau. Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung haben alles dafür vorbereitet. Albrich will weiterhin Druck machen, dass der Ausbau endlich losgeht“.

Klima, Tourismus und Verkehr

Die Umsetzung der beschlossenen Tourismusstrategie steht ebenfalls auf der Agenda für 2023.

Einen weiteren Schwerpunkt sieht Holger Albrich beim Klimaschutz und der Klimaneutralität, die die Stadt anstrebt. Die Stelle für einen Klimaschutzmanager, werde man ausschreiben. Man wolle auch eine Verbesserung des Radwegenetzes, beispielsweise beim Gewerbepark Eichwald nach Unterriexingen oder den Mettertalradweg in Kleinsachsenheim.

Beim Radweg von Häfnerhaslach sei man auf einem guten Weg. Albrich: „Ich bin zuversichtlich, dass wir da bald zu einer Einigung kommen“. Das Fahrrad sei ein wichtiges Verkehrsmittel, ebenso wie der Öffentliche Personennahverkehr. Die Verlängerung der S-Bahnlinie S5 über Sachsenheim, Sersheim und Vaihingen nach Mühlacker hat Bürgermeister Albrich mit seinen Kollegen aus Sersheim und Vaihingen ebenfalls im Blick. „Ich werde auch nächstes Jahr mit dieser Forderung nicht nachlassen“, betont er. Als zentrale Aufgabe nennt Albrich den Klimaschutz. Der Ausbau regenerativer Energien sei wichtig. Man sei auf der Standortsuche für großflächige Fotovoltaik-Anlagen und für Windkraftanlagen, auch im Gewerbepark Eichwald. Des Weiteren werde man 2023 die Pop-Up-Maßnahme in der Von-Koenig-Straße und Brunnenstraße evaluieren und über die Dauerhaftigkeit oder Rücknahme entscheiden.

275 Geflüchtete in Sachsenheim

Albrich hebt die Solidarität und das Miteinander der Menschen in Sachsenheim hervor. Die Betreuung und Versorgung der Flüchtlinge funktioniere sehr gut. Aktuell wohnen in Sachsenheim 275 Geflüchtete, davon 114 Geflüchtete aus der Ukraine und 161 Menschen aus anderen Ländern. Seit Anfang 2022 haben sich nach Auskunft von Holger Albrich 260 ukrainische Geflüchtete bei der Stadt Sachsenheim gemeldet. Es sei rasch ein Netzwerk aus Helferinnen und Helfern gewachsen, das die Geflüchteten mit Unterkünften, bei der Betreuung und Übersetzungen versorge, damit diese Menschen hier Sicherheit und Ruhe finden.

„Haushalt besser als erwartet“

Die Haushaltslage bezeichnet der Sachsenheimer Bürgermeister als „besser als man erwarten konnte“. Durch die robuste Konjunktur und Arbeitsmarktlage fließen die Zuweisungen demnach sogar über den Erwartungen.

Dazu hätten auch die Sachsenheimer Unternehmen mit beachtlichen Gewerbesteuerzahlungen beigetragen. Die gestiegenen Energiekosten haben sich noch nicht im Haushalt niedergeschlagen, weil man in den Vorjahren Strom und Gas im Vergleich zu heute, zu sehr niedrigen Preisen beschafft habe. Dies werde sich 2023 jedoch ändern, „dann spüren wir auch die gestiegenen Energiekosten“, so Albrich, „die nächsten Jahre werden nicht einfacher“.

Corona

In Sachsenheim seien rasch großflächige kostenlose Testangebote über private Anbieter, sowie durch die DRK-Ortsvereine Sachsenheim und Sersheim aufgebaut worden. Die Stadtverwaltung habe alle Impfangebote des Landkreises angenommen.

Zusammen mit den Helferinnen und Helfern der evangelischen Kirche wurden zahlreiche Impfaktionen organisiert und durchgeführt. Die Stadtverwaltung sei stets handlungsfähig geblieben. Insgesamt ist Albrich voll des Lobes über die Sachsenheimer Stadtverwaltung. „Alle Beschäftigten der Stadtverwaltung haben großartige Arbeit geleistet“. Alle seien an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen, auch beim Einsatz für die Betreuung der Geflüchteten.

Die Energiesparmaßnahmen

Die beschlossenen Energiesparmaßnahmen haben zu erheblichen Unmutsäußerungen seitens der Bürgerschaft geführt. Mit den teils schmerzlichen Maßnahmen sei man der Verantwortung nachgekommen, Energie zu sparen. „Mir als Vereinsmensch tut die Abschaltung des Warmwassers in den städtischen Sport- und Turnhallen persönlich sehr leid“, so Albrich. Gleichwohl verweist er darauf, dass man die angestrebten Einsparungen nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen habe.

Als Beispiel nennt er, dass man alleine im Oktober in der großen Sporthalle über 91 Prozent an Energie eingespart habe. Im Hallenbad sei der Stromverbrauch um über 60 Prozent zurückgegangen. Das sei auch auf die Schließung der Sauna mit den elektrisch betriebenen Sauna-Öfen zurückzuführen. Dass die befristete Schließung der Verwaltungsstellen den Unmut der Bürgerinnen und Bürger im Kirbachtal hervorgerufen hat, könne er verstehen.

Albrich betont, dass die Einsparung von Energie das alleinige Motiv für die befristete Schließung der Verwaltungsstellen bis zum 31. März 2023 gewesen sei.

50 Jahre Stadt Sachsenheim

Das 50-jährige Jubiläum als Gesamtstadt steht im neuen Jahr an.

Die Planungen laufen dafür. Es sei angedacht, dass in allen Stadtteilen gefeiert wird. Dass Sachsenheim beim Erreichen der 20 000 Einwohnergrenze, momentan hat Sachsenheim rund 19 200 Einwohner, eventuell Große Kreisstadt wird, sei weder Ziel noch Grenze. Momentan spiele das noch keine Rolle. Die Arbeit der Stadtverwaltung richte sich nicht nach einer bestimmten oder zu erreichenden Einwohnerzahl, so der Sachsenheimer Schultes.

Ausblick

Holger Albrich wünschte sich vor einem Jahr, das man nach Corona wieder in ruhigere Fahrwasser komme, „davon konnte in diesem Jahr keine Rede sein. Vermutlich werden wir 2023 mit Dingen konfrontiert, an die wir heute vielleicht noch gar nicht denken“. Für 2023 wünscht sich Albrich Stabilität und dass man alle Vorhaben weiter voranbringen könne – dass Verwaltung, Gemeinderat, Bezirksbeirat und die Ortschaftsräte weiterhin gut zusammenarbeiten.

„Mir ist, mit Blick auf den Zusammenhalt in der Stadt, nicht bange, dass wir das hinbekommen“. Die Stärke der Gesamtstadt liege auch in der Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit ihrer Teilorte. „Gemeinsam in Vielfalt, so möchten wir 2023 unser 50-jähriges Jubiläum als Gesamtstadt feiern, darauf freue ich mich“. 

 
 
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