Jahresgespräch mit Freibergs Bürgermeister Schulen halten Verwaltung auf Trab

Von Uwe Mollenkopf
Für Freibergs Bürgermeister Dirk Schaible war 2022 ein „Planungsjahr“. Foto: Werner Kuhnle

2022 wurde die neue Oscar-Paret-Schule (OPS) in Freiberg eingeweiht, als Nächstes stehen Grundschulen und ein neues Zentrum an, sagt Bürgermeister Dirk Schaible im BZ-Jahresgespräch. Aktuell hat die neue OPS mit einem Wasserschaden zu kämpfen.

Nicht nur Verwaltungsmitarbeiter, auch Bauarbeiter sind derzeit im Freiberger Rathaus tätig. Die Arbeiten dienen dem Brandschutz, erläutert Bürgermeister Dirk Schaible beim BZ-Jahresgespräch die Baustellenatmosphäre in dem Verwaltungsbau. Es sei eine „akute Sofortmaßnahme, um überhaupt den Betrieb aufrechterhalten zu können“. Gemacht werde allerdings nur das, was unbedingt und dringend notwendig sei. Denn, so Schaible: Es ist noch offen, ob das Rathaus in Zukunft überhaupt an der Stelle bleibt oder stattdessen abgerissen wird.

Die Arbeiten im Rathaus sind Teil der Probleme, die die Stadt im Umgang mit ihrer Bausubstanz aus den 70er-Jahren im Zentrum hat. Ein Riesenprojekt konnte im vergangenen Jahr abgeschlossen: Der Bau der neuen Oscar-Paret-Schule (OPS), die den Altbau von 1975 ersetzt. „Das war sicherlich der Höhepunkt“, sagt Bürgermeister Schaible im Rückblick auf 2022 – und bedauert zugleich, bei der Einweihungsfeier wegen einer Coronaerkrankung nicht dabei gewesen zu sein: „Es ist ganz schön bitter, so lange an einem Projekt gearbeitet zu haben, und dann an der feierlichen Einweihung nicht teilnehmen zu können.“

Wasserschaden in neuer OPS

Im Moment läuft die Abrechnung für den Neubau. Wie es aussieht, liegt die Verwaltung mit Blick auf den Kostenrahmen ganz gut im Rennen. Mit Parkdeck koste das Vorhaben rund 75 Millionen Euro und sei damit auf Jahre hinaus das teuerste Gebäude in der Stadt, sagt der Bürgermeister. Doch ob das Gesamtbudget von 87 Millionen Euro, in der die noch zu bauende Sporthalle mit drin ist, auch eingehalten werden könne, sei aufgrund der aktuellen Preisentwicklung nicht sicher.

Kurz vor Weihnachten gab es mit der neuen Schule dann noch eine böse Überraschung: Ein Rohrbruch setzte die nagelneue Bildungseinrichtung unter Wasser, die hauptsächlich betroffenen naturwissenschaftlichen Fachräume stehen deshalb für den Unterricht nicht zur Verfügung. Wie lange es dauert, bis der Schaden wieder behoben ist, lasse sich noch nicht sagen, so Schaible. Vielleicht bis Pfingsten, vielleicht auch schneller. Man müsse abwarten, bis die Trocknung abgeschlossen sei, und es komme auch darauf an, ob die naturwissenschaftlichen Sammlungen mit ihren Exponaten stehen bleiben können. Derzeit sehe es so aus. Müsse man diese hinaustragen, werde es bedeutend länger dauern.

Die Schadenssumme werde sich wohl in einem deutlich sechsstelligen Bereich bewegen, meint Schaible. Sollte sich herausstellen, dass noch weitere Sanierungen notwendig sind, könne die Summe auch siebenstellig werden. „Danach sieht es im Moment aber nicht aus.“ Die gute Nachricht sei, dass an der Stadt nichts hängen bleibe, denn es sei ein Versicherungsfall. Als Verursacher wurde eine Handwerksfirma ausfindig gemacht, die nicht sauber gearbeitet habe. „Aber selbst wenn es keinen monetären Schaden bei der Stadt gibt, ist es trotzdem sehr ärgerlich“, so der Bürgermeister.

Überhaupt die Schulen: Auch das Thema Grundschulen hält die Verwaltung seit Jahren auf Trab. Ende 2016 hatte der Gemeinderat den Entschluss gefasst, statt der drei dezentralen Grundschulen in den Stadtteilen nur noch eine zentrale zu schaffen und dazu die Kasteneckschule auszubauen. Das war jedoch in einem Bürgerentscheid abgelehnt worden.

Planungen für Kasteneckschule

Doch anschließend habe man festgestellt, so der Bürgermeister rückblickend, dass nirgends das Thema Ganztagsgrundschule sinnvoll umzusetzen gewesen sei, „weil einfach die Schülerzahlen zu gering waren und die Schulgebäude zu klein“. Deshalb hatte die Verwaltung fünf Jahre später von sich aus einen weiteren Bürgerentscheid angestrengt, mit dem Vorschlag, sich wenigstens auf zwei Grundschulstandorte zu konzentrieren. Das fand dann auch eine Mehrheit. Nun sollen die Flattichschule in Beihingen und die Kasteneckschule an deren Standort in Heutingsheim zusammengelegt werden, um dort eine Ganztagsgrundschule anzubieten, während die Grünlandschule in Geisingen erhalten bleibt und erneuert und ertüchtigt wird.

2022 sei diesbezüglich ein Planungsjahr gewesen, sagt der Bürgermeister. „Wir haben das Jahr genutzt, um ein Raumprogramm zu erstellen“, so Schaible. Dieses Jahr soll es mehr in die Umsetzung gehen. Bürger sollen beteiligt werden, in Kürze sollen konkrete Beschlüsse gefasst werden. Grob geschätzt, sei dafür mit Investitionen von rund 20 Millionen Euro zu rechnen.

Ein großes Vorhaben sei auch die Ertüchtigung der Freiberger Kläranlage mit einer vierten Reinigungsstufe, wofür 2022 Baustart war. „Das ist eine große Investition in das Thema Umweltschutz“, sagt Schaible, der von Kosten in Höhe von sechs Millionen Euro ausgeht. Die vierte Reinigungsstufe gebe es noch nicht als Standard, sondern die Stadt sei hier vorne mit dabei. Es gehe darum, nochmals andere Stoffe aus dem Wasser herauszufiltern.

Ein Regenrückhaltebecken in Geisingen, die Verschönerung des Bahnhofs mit Graffiti eines Künstlers, Radweg- und Straßensanierung waren weitere Projekte im vergangenen Jahr. Und es wurde mit den Abbrucharbeiten der alten OPS begonnen.

Auf den Weg gebracht wurde auch ein weiteres Großprojekt: die Neugestaltung des Freiberger Zentrums. Es geht darum, wie es weitergeht, wenn die alte OPS abgerissen ist. Im Moment sei man in der Wettbewerbsphase, verschiedene Büros hätten Ideen abgeliefert, berichtet Schaible. Nach Abschluss des Wettbewerbs soll es weitergehen, was gegen Ende des Jahres der Fall sein soll.

Es werde sehr spannend, was am Ende dabei herauskomme, so der Bürgermeister. Dabei geht es dann auch um die Frage, ob das hoch sanierungsbedürftige Rathaus aus den 70er-Jahren kernsaniert oder durch einen Neubau ersetzt wird. Im letzteren Fall soll ein „Haus der Bürger“ gebaut werden, in dem noch weitere Nutzungen untergebracht werden könnten, wie etwa Stadtbibliothek und Kindergarten, beschreibt der Bürgermeister die Überlegungen. Für weitere Gebäude mit Wohnungen und Geschäften werden private Anleger gesucht.

Kredite nötig

Mit diesem Wettbewerb werde die Entwicklung der Stadt in den nächsten Jahrzehnten festgelegt, so Schaible. Ziel sei, mit dem jetzigen Gemeinderat – nächstes Jahr sind wieder Kommunalwahlen – einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Dieser soll definieren, wie hoch die Gebäude werden sollen und was man haben will. Der nächste, 2024 zu wählende Gemeinderat soll dann in die konkrete Ausgestaltung gehen. Schaible ist sicher: „Das wird uns noch viele Jahre beschäftigen.“

Die Haushaltslage in Freiberg beschreibt der Rathauschef als „immer noch sehr angespannt“. Die „Polykrise“ mit den Nachwirkungen der Coronapandemie, der Aufnahme von Flüchtlingen plus dem Weggang eines sehr guten Steuerzahlers vor einigen Jahren mache der Stadt zu schaffen. Zum Glück habe man in den Jahren davor gut gewirtschaftet, und zu den Kosten von 75 Millionen für die OPS erhalte Freiberg von Nachbarkommunen und vom Land Zuschüsse in Höhe von 30 Millionen. Von der übrigen Summe könne man einen Teil aus der gut gefüllten Rücklage decken, der Rest müsse über Kredite finanziert werden. Er finde dieses Vorgehen, bei dem die Schulden in den kommenden Haushaltsjahren abbezahlt werden, auch in Ordnung, sagt Schaible, denn schließlich profitierten von der neuen Schule auch viele Generationen von Schülern.

 
 
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