Jahresgespräch „Wir gehen 2020 in ein Sparjahr“

Von Roland Willeke
Bürgermeister Boris Seitz vor einer Luftaufnahme von Mundelsheim. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Zwei Themen gab es im letzten Jahr in Mundelsheim: das Baugebiet Seelhofen IV und die Organisation der Rathausverwaltung.

Als „ein turbulentes Jahr“ wird Boris Seitz, seit einem Jahr Bürgermeister in Mundelsheim, das letzte Jahr in Erinnerung behalten.

Die Gesamtbilanz für das Jahr 2019: Die Kommunal- und Europawahl Mitte des Jahres spielte für Seitz eine besondere Rolle. Im Mundelsheimer Rathaus musste sie von einem neuen Team weitgehend ohne den Chef organisiert werden, weil sich Boris Seitz selbst erfolgreich um einen Sitz im Kreistag bewarb. Für Seitz selbst war das, wie er sagt, eine „spannende Erfahrung“. Nach dem Dienstantritt des neuen Hauptamtsleiters im April dauerte es noch zwei weitere Monate, bis die Kernmannschaft mit der Bürgermeistersekretärin wieder komplett war.

Seit einem halben Jahr arbeitet das Team nun zusammen und befindet sich doch noch in einer „Findungsphase“, so Boris Seitz. Die Aufgaben wurden unter den Rathausmitarbeitern neu aufgeteilt; das Hauptamt wurde umstrukturiert, das Einwohnermeldeamt verstärkt. Es gibt jetzt zwei so genannte Service Points. Daneben beschäftigte man sich auf dem Rathaus mit der Digitalisierung.

Im Gemeinderat kam es zu der von Boris Seitz erhofften Verjüngung; drei von zwölf Mitgliedern sind neu im Gremium. Vom ersten Tag seiner Amtszeit hatte der Neue im Rathaus das Baugebiet Seelhofen IV als Hausaufgabe. Im Mai wurde mit den Erschließungsarbeiten begonnen, die voraussichtlich im Februar abgeschlossen werden können. Boris Seitz rechnet mit der Baureife im März oder April, die Nachfrage nach den 44 Grundstücken war sehr hoch.

Die wichtigsten Investitionen im Jahr 2019: Dazu hätte die Sanierung der Urbanstraße gehören sollen. Nach einem Ausschreibungsergebnis von über einer Million Euro hob der Gemeinderat die Ausschreibung indes auf. „Gott sei Dank“, wie Boris Seitz meint, denn eine erneute Ausschreibung brachte mit 670 000 Euro ein um etwa 30 Prozent günstigeres Ergebnis. Voraussichtlicher Baubeginn ist jetzt im März.

Mit 750 000 Euro bleibt der Krippenanbau an den Kindergarten Dammweg das wichtigste und teuerste Projekt des vergangenen Jahres. Daneben wurde in ein neues Grabfeld auf dem Friedhof investiert, und das Rathaus bekam eine neue PC-Ausstattung.

Die Haushaltslage zum Jahresende: Sie „passt“, wie es Boris Seitz ausdrückt. Mundelsheim wird ein positives ordentliches Ergebnis einfahren können. 2018, im ersten Jahr mit dem Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungswesen, musste man ein negatives Ergebnis hinnehmen. Die Gewerbesteuer fiel 2019 besser aus als geplant. Neue Schulden wurden 2019 nicht aufgenommen. Möglicherweise bleibt am Jahresende noch etwas übrig, um alte Schulden zu tilgen. „Die Haushaltslage ist also vielleicht besser als gedacht“, resümiert Boris Seitz, der von sich sagt, er sei schon einer, der auch nach den Finanzen guckt.

Die Aussichten für 2020: „Wir gehen 2020 in ein Sparjahr“, erklärt Seitz. „Wir werden alles noch einmal auf den Prüfstand stellen und versuchen, im kommenden Jahr schlank zu fahren, um besser dazustehen.“ Die Gemeinde Mundelsheim werde nie im Geld schwimmen und müsse sich als kleine Kommune darüber im Klaren sein, was man leisten könne: „Mit zwölf Mitarbeitern auf dem Rathaus reißen wir nichts.“

Im Haushalt strebe man auch 2020 ein ausgeglichenes Ergebnis an und wolle mittel- bis langfristig wieder Rücklagen bilden, die man beispielsweise brauchen werde, wenn die vorausberechneten Kindergartenkapazitäten nicht ausreichen sollten. Mit dem Neubaugebiet Seelhofen IV und den im Bau befindlichen 16 Reihenhäusern auf dem Gelände der einstigen Neckarmühle erwartet die Gemeinde einen Zuwachs von 200 Einwohnern. Derzeit leben in Mundelsheim 3350 Menschen.

Die wichtigsten Projekte im neuen Jahr: Das sind die Abwicklung des neuen Baugebiets Seelhofen IV und die von 2019 nach 2020 verschobene Sanierung der Urbanstraße. Im Gemeindeverwaltungsverband Besigheim wird über den neuen Flächennutzungsplan ab 2020 zu beraten und entscheiden sein. Boris Seitz hofft, dass Mundelsheim drei bis 3,5 Hektar für Wohnbebauung zugestanden werden, sieht aber auch Grenzen des Wachstums: „Mundelsheim wird nie 5000 Einwohner haben; bei 4000 ist auf jeden Fall Schluss.“

Die persönlichen Wünsche für 2020: „Gesundheit“, antwortet Seitz mit einem Wort. Das klingt banaler als es ist; denn eines hat ihn das Leben bereits gelehrt: „Ohne Gesundheit geht nichts.“ Er überträgt das auch auf sein junges Mitarbeiterteam, das er gerade zusammenschmiedet: „Ich möchte mit diesen Leuten noch 30 Jahre zusammenarbeiten.“ Man dürfe die Mitarbeiter nicht verheizen.

Sorgenkinder der Gemeinde: Als „positiver Mensch“ kennt Seitz keine Sorgenkinder. Auch das Sorgenkind früherer Jahre, die Unterbringung von Flüchtlingen – zeitweise war eine Containersiedlung erwogen worden – wurde gelöst. Derzeit leben rund 40 Flüchtlinge in der Gemeinde – „zum Teil wirklich integrierte Leute“, so Seitz, von denen viele arbeiteten. Betreut werden sie vom Arbeitskreis für Asyl. „Das funktioniert“, freut sich Seitz.

 
 
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