Wer in Baden-Württemberg Ju-Jutsu unter Wettkampfbedingungen betreiben möchte und sich im Kampf gegen Kontrahenten messen möchte, der hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wenn er nicht weit reisen will: Das eine sind die baden-württembergischen Meisterschaften, die im November in diesem Jahr in Biberach stattfinden. Das andere ist das Herbstturnier des Judo-Clubs Bietigheim. Dementsprechend erfreut ist Mario Dürr, der Vizepräsident Leistungssport des Württembergischen Ju-Jutsu-Verbands (WJJV), dass die Bietigheim-Bissinger auch in diesem Jahr wieder ihr Turnier auf die Beine gestellt haben. „Wir sind heilfroh, dass wir noch den einen oder anderen Verein finden, der Turniere ausrichtet. Denn so eine Veranstaltung benötigt viele Ehrenamtliche. Doch die Zahl der Freiwilligen hält sich überall in Grenzen.“
Ju-Jutsu-Herbstturnier „Beim Fighting weiß man nie, wie der Gegner reagiert“
170 Athleten messen sich beim Herbstturnier des JC Bietigheim in drei Disziplinen, dem Kampf, Ne-waza und dem Duo-Wettbewerb.
Vier Bietigheimer Teilnehmer
Außerdem liege der Termin immer günstig – so kurz vor den Landesmeisterschaften. „Es ist eine gute Gelegenheit für viele Athleten, vor den Titelkämpfen noch mal unter Wettkampfbedingungen auf die Matte zu gehen“, erklärt Dürr. Doch warum braucht es überhaupt Turniere? Man könnte doch auch die Kämpfe im Training simulieren? „Im Training ist immer alles abgesprochen“, entgegnet JCB-Trainer Andreas Perthen. „Bei einem Turnier ist jeder Kampf anders. Beim Fighting weiß man nie, wie der Gegner reagiert.“
Vom Judo-Club nutzten vier Athleten den Heimvorteil der kurzen Anfahrt, um sich der Konkurrenz zu stellen. Perthen und Bror Asmus starteten nur in der Disziplin Fighting, in der Schlagen, Treten und Werfen erlaubt ist und der Kampf auch am Boden weitergeht. Jakob Siebert und Alexander Razmyslov starteten neben dem Fighting auch in Ne-waza, bei dem nur am Boden gekämpft wird. Im Duo-Wettbewerb, in dem im Zwei-gegen-zwei die Ju-Jutsuka vorgegebene Angriffs- und Abwehrtechniken zeigen müssen, war dagegen kein Bietigheim-Bissinger am Start. „Ju-Jutsu, vor allem das Fighting, wird in Bietigheim noch nicht favorisiert. Wir bauen die Sparte gerade erst auf“, berichtet Perthen.
Wettkämpfe nicht üblich
Das sei das größte Problem der Sportart, sagt auch Dürr. „Es ist nicht üblich, Wettkämpfe zu machen. In der Regel bieten die Vereine Ju-Jutsu nur klassisch als Selbstverteidigung an. Es gibt auch keinen Ligabetrieb“, erklärt der WJJV-Vizepräsident Leistungssport. Dabei sei der Wettkampf auch für die Selbstverteidigung so wichtig. „Im Training kann ich den Stress nicht simulieren, dem man ausgesetzt ist, wenn man angegriffen wird. Das geht nur im Wettkampf“, erklärt JCB-Trainer Perthen.
Mit den Teilnehmerzahlen am Herbstturnier des JC Bietigheim sind alle aber zufrieden. 170 Ju-Jutsuka fanden den Weg in die Sporthalle des Ellental-Gymnasiums – knapp 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. „Einige Teilnehmer kommen vom Judo. Umso schöner ist es, dass sie hier reinschnuppern“, sagt Jochen Winkler, der Kassierer des ausrichtenden Judo-Clubs.