Jubiläum in Bietigheim-Bissingen 100 Jahre im Zeichen des Autos

Von Sandra Bildmann
Ein Foto aus der Nachkriegszeit: Zur Werkstatt kam 1925 noch eine Shell-Tankstelle dazu. Man trug schon damals der rasant steigenden Motorisierung Rechnung. ⇥ Foto: Weller

Das Autohaus Weller besteht seit 100 Jahren. Angefangen hat alles als „mechanische Werkstatt“. Heute führen Enkel des Firmengründers Hans Weller die Geschäfte an vier Standorten.

Fünf Automobile gab es 1922 in Bietigheim. Hans Weller besaß eines davon und gründete eine sogenannte „mechanische Werkstatt“ in der Bahnhofstraße. Man kümmerte sich um Nähmaschinen, Fahrräder und erledigte Schweißarbeiten für die Industrie. Doch die Erfolgsgeschichte der vierrädrigen Vehikel nahm rasant Fahrt auf. Schon bald konzentrierte sich Hans Weller auf das Automobil und unterschrieb 1936 einen Vertrag „zur Zusammenarbeit“ mit der Adam Opel AG.

Enkel des Firmengründers

100 Jahre nach der Gründung führen seine Enkel Hans und Jürgen das Unternehmen mit inzwischen vier Standorten in Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg. Zur Kernmarke kamen in den darauffolgenden Jahrzehnten weitere Vertragspartnerschaften dazu. Aus der einstigen Werkstatt war ein großes Autohaus geworden, dessen Hauptsitz mittlerweile an die Berliner Straße in Bietigheim, stadtauswärts Richtung Ludwigsburg, verlegt wurde. Das markante, gläserne Verkaufsgebäude steht dort seit 1987.

Zu diesem Zeitpunkt konnten sich die heutigen Geschäftsführer nicht vorstellen, dass sie ihr Markenangebot einmal derart erweitern würden. „Damals war Opel so stark“, erinnert sich Jürgen Weller im Gespräch mit der BZ. Doch eine einzige Marke sei bei der jetzigen Betriebsgröße zu wenig. Hinzu kamen Hyundai (seit 2004), Volvo (2006), Ford (2009), Fiat und Abarth (2016) sowie MG (2021). Neben dem Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen werden auch Fahrzeuge vermietet, rund 200 Autos sind im Dauereinsatz.

35 Lehrlinge im Betrieb

Knapp unter 300 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute, bildet derzeit 35 Lehrlinge aus und ist stolz auf zahlreiche Mitarbeiter, die dem Autohaus seit 40 Jahren und länger die Treue halten. „Viele sind von der Lehre bis zur Rente bei uns. Das ist für uns ganz wichtig“, betont Jürgen Weller, der sich seit 1993 mit seinem Bruder die Geschäftsführung teilt. Während der Jüngere für Vermarktung, Finanzen und Technik zuständig ist, kümmert sich Hans Weller um den Vertrieb.

Einen konkreten Jubiläumstag gibt es nicht, weshalb Feste zum 100-jährigen Bestehen unter Berücksichtigung der Pandemieentwicklung derzeit für Sommer oder Herbst anvisiert werden. Stichwort Corona: Der Shutdown 2020 habe das Unternehmen mit starken Umsatzrückgängen wirtschaftlich hart getroffen, berichtet der Geschäftsführer. Auch wenn der Trend momentan wieder nach oben zeige, werde es wohl nicht mehr werden, wie es einmal war.

Zeitenwende derzeit

Der Besitz eines Autos sei für viele Menschen infolge der politischen Mobilitätswende zunehmend unattraktiver geworden. Stattdessen boome das Carsharing oder ein Abo-Modell. „Wir erleben eine gewaltige Zeitenwende“, konstatiert Weller. Gebrauchtwagen verkauften sich aktuell gut, was auch daran liege, dass weniger Neuwagen produziert würden.

Die zunehmende Bedeutung von Elektroautos hat auch Auswirkungen auf die firmeneigene Werkstatt, denn für E-Mobile sind weit weniger Wartungsarbeiten nötig. Und noch eine Transformation hat Jürgen Weller in der Branche wahrgenommen: Es werde im Allgemeinen weniger mit Autos gehandelt. Stattdessen finde verstärkt online eine Vermittlung von Kaufverträgen statt.

Als nächstes Ziel will das Unternehmen seine CO2-Bilanz verbessern und bestehende Öl- und Gasheizungen durch regenerative Lösungen ersetzen. Laut Vertriebszahlen – rund 5000 Autos wechseln im Schnitt jährlich den Besitzer – gehört das Bietigheim-Bissinger Autohaus zu den Top 100 in Deutschland.

Weiteres Wachstum strebe man  nicht an, sagt Jürgen Weller und fügt hinzu: „Wir wollen das halten, was wir haben.“ Im Fokus stünden Stabilität und die Sicherheit der Arbeitsplätze. Auch in der nächsten Generation. Die Brüder Jürgen und Hans, 57 und 59 Jahre alt, werden noch einige Zeit Geschäftsführer bleiben, die Nachfolger aber stehen schon bereit.

 
 
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