Jugendgipfel in Bietigheim-Bissingen „Eine Verpflichtung den Jugendlichen gegenüber“

Von Jonathan Lung
Im Jugendhaus 4D präsentierten Jugendliche ihre Wünsche und Ideen. Foto: /Martin Kalb

Der Jugendgipfel bot Heranwachsenden die Möglichkeit, ihre Sorgen und Wünsche vorzubringen.

Wie geht es den Jugendlichen in Bietigheim? Welche Wünsche und Verbesserungsvorschläge haben sie für ihr Leben in der Stadt? Das sollte eine Umfrage von der Stadtverwaltung und der Jugendförderung Das Netz erörtern: „Sag uns deine Meinung“ war das Motto. Es ergab sich daraus ein „allgemeines Stimmungsbild“, das in einem Workshop am 19. April noch konkretisiert wurde. Während an der Umfrage insgesamt rund 600 Jugendliche aus der achten bis zehnten Klasse aller Bietigheimer Schulen teilnahmen, kamen davon noch einmal gut 60 zu dem Workshop, zwölf pro Schule. Bei einem Jugendgipfel am vergangenen Donnerstag wurden die Ergebnisse im Jugendhaus 4D präsentiert.

Neue Schwerpunkte

„Endlich fragt uns mal jemand“, sei die Reaktion vieler Jugendlicher gewesen, die sich motiviert beteiligten, so Harald Finkbeiner von der Jugendförderung. Im Vergleich zu den früheren Umfragen haben sich durchaus neue Schwerpunkte gebildet: mentale Gesundheit, Vielfalt, Soziales stünden nun deutlich mehr im Fokus der Jugendlichen. „Der Jugendgipfel bestätigt, was wir in den letzten zwei bis drei Jahren in der Jugendarbeit erleben“, erklärt Finkbeiner.

„Vielfalt“ war eines der Schwerpunktthemen: „Wie kann man mit Rassismus umgehen?“, fragten die Jugendlichen – Aufklärung sei eine Möglichkeit. Das eigene Handeln hinterfragen ebenso wie eine Normalisierung von Schulsozialarbeit und die bewusste Integration, wenn man einen alleine sieht. Unter dem Punkt „Mobilität“ äußerten die Jugendlichen besonders den Wunsch nach besseren Nahverkehrsverbindungen: Zu unzuverlässig und oft zu voll seien diese im Moment. Auch die Beleuchtung von Bushaltestellen sei oft mangelhaft.

Zur „Freizeit“ wünschten sich die Jugendlichen unter anderem mehr Räume speziell für sich in der Stadt – Grünflächen und Lernorte. „Umwelt und Klima“ war ebenso ein Thema von zentralem Interesse: „Was muss man ändern, damit dein Leben umweltfreundlicher wird?“ Mehr Aufklärung an Schulen war eine Idee. Strukturell auch mehr Grünflächen und Schutzzonen für die Natur in der Stadt. „Mentale Gesundheit“, war ein Schwerpunktthema, das insbesondere seit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewann. Von einer Reduzierung des Leistungsdrucks bis zu konkreten Angeboten anonymer Beratung und Therapieangebote reichten hier die Anregungen der Schüler.

Persönliche Anliegen

„Bei der Umfrage sind die Jugendlichen wirklich aus sich herausgegangen“, erzählte Finkbeiner anerkennend, „wirklich persönliche Sachen“ hätten da dringestanden – so persönlich, dass man sie zum Teil nicht direkt in die Veröffentlichung aufnehmen konnte. Ein Unterschied zu früheren Umfragen: „Da hat sich bei den Jugendlichen in den vergangenen Jahren etwas getan, dass man mit seinen Anliegen in die Öffentlichkeit geht.“

Der Erste Bürgermeister Michael Hanus zeigte sich „unwahrscheinlich beeindruckt“ von der Offenheit und dem Engagement der Teilnehmer. Nun habe man „eine Verpflichtung den Jugendlichen gegenüber“ – der Ball liegt bei ihm und den Gemeinderäten, die, ebenso wie viele Lehrer, im Jugendhaus anwesend waren und mit den Jugendlichen ins Gespräch kamen: Wie lassen sich die Vorschläge und Forderungen umsetzen? Die Erfahrung von Harald Finkbeiner aus den vergangenen Jahren ist da positiv: „Der Gemeinderat ist durchaus willens, die Ergebnisse aufzunehmen.“

Und auch Bürgermeister Hanus konnte zeigen, dass man bereits an Projekten arbeite, die die Jugendlichen anregten: Trinkbrunnen in der Stadt sind bereits im Aufbau, ebenso wie die Calisthenics-Anlage, in Zusammenarbeit mit den Steelers. Es sei „viel, was ohne viel Geld gemacht werden kann“. Alle Jugendlichen lud er am 13. November ins Rathaus ein: Dann tagt der Jugendausschuss in öffentlicher Sitzung.

 
 
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