Jugendhilfe Hochdorf Ziel ist, Kinder sozial zu stärken

Von Helga Spannhake
Zu sehen sind (von links): Eva Teufel, Sandra Fritsch, Wolfgang Kapp, Pascal Müller und Michael Hanus vor der Stimmungsrakete der Tagesgruppe. Da kann jedes Kind seine aktuelle Stimmung angeben. Foto: Helga Spannhake

Seit 30 Jahren gibt es in Bietigheim-Bissingen die Tagesgruppe der Jugendhilfe Hochdorf für verhaltensauffällige Kinder.

Im Jahr 1992 startete in der Moltkestraße 27 in Bietigheim-Bissingen die Betreuung von verhaltensauffälligen Kindern der Jugendhilfe Hochdorf. Aktuell soll der runde Geburtstag aufgrund der sich ständig wechselnden Corona-Lage allerdings nicht mit einer großen Party gefeiert werden. Es gibt aber kleine Veranstaltungen wie ein Gartenfest und eine Grußkartenaktion.

Es begann mit neun Kindern

Mit neun Kindern ging es vor 30 Jahren los. Durch den guten Zulauf konnte in der folgenden Zeit auf zwölf Plätze aufgestockt werden sowie das Angebot um Räume im Obergeschoss des Hauses erweitert werden. Insgesamt 160 Familien, die am Rand ihrer Kräfte standen, konnten bisher unterstützt werden. Der Träger der Tagesgruppe ist Hochdorf – die Evangelische Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg, ein eingetragener, gemeinnütziger Verein und Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg.

Betreut wird kontinuierlich während der Schulzeit und teilweise in den Ferien. Pascal Müller und Sandra Fritsch, beide tätig in der Tagesgruppe, berichteten beim Besuch der BZ am Mittwochmorgen über ihren Alltag: „Nach der Schule kommen die Kinder direkt zu uns und haben zuerst eine Spielzeit“, erzählte Müller, denn mit dem Mittagessen wird gewartet bis für alle die Schule aus ist. Pausen-, Hausaufgaben- und Gruppenzeit schließen sich an, denn feste Regeln sind unerlässlich damit soziale Strukturen erlernt werden: „Es gibt Rituale wie das tägliche gemeinsame Einstellen eines Kalenders und einen Gong, der dafür sorgt, dass alle ruhig werden“, erläuterte Sandra Fritsch Eckpfeiler des pädagogischen Konzepts.

Viel Bewegung und Sport

Aktuell werden täglich acht Kinder, ein Mädchen und sieben Jungen, versorgt. Da die Tagesgruppe als systemrelevant eingestuft wurde, konnte sie auch während der Coronazeit durchgängig offengehalten werden, was den Fachleiter Wolfgang Kapp am Herzen lag: „Dadurch konnten wir die Familien in der schwierigen Zeit weiterhin entlasten“, denn die Pandemie verstärkte häusliche Gewalt sowie seelische Nöte.

Vor allem Sport und viel Bewegung ist immer noch groß geschrieben bei den Kindern. Ein großer Raum im Erdgeschoss bietet dafür vielfältige Möglichkeiten des Austobens, zum Beispiel an einer Sprossenwand. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen die wöchentlichen Ausflüge in die Schwimmhalle und dass das Bad durch die drohende Energiekrise nur noch auf 23 anstatt auf 25 Grad beheizt ist, stört die jungen Schwimmfans nicht: „Es ist zwar kälter, aber dafür auch leerer“ – Sandra Fritsch konnte der momentanen Situation durchaus auch Positives abgewinnen.

Eigenes Verhalten hinterfragen

Abends gehen die Kinder wieder heim in ihr Elternhaus, nicht aber ohne ihr eigenes Verhalten hinterfragt zu haben. In einer Abschlussrunde lassen sie den Tag Revue passieren und überlegen, was war gut, wo geht es noch besser. Gegenseitig wird auf Ereignisse mit daraus folgender Reaktion hingewiesen. Die Kinder lernen so voneinander nachhaltiger als durch pure Ansagen von Erwachsenen. Denn es gehe darum, dass die Kinder effektiv sozial gestärkt werden für ihr weiteres Leben, betonte Eva Teufel, die Vorstandsvorsitzende der Jugendhilfe Hochdorf.

Zum Gespräch, als Gratulant der Stadt, war auch der Erste Bürgermeister Bietigheim-Bissingens Michael Hanus erschienen. Er verwies auf die Zusammenarbeit mit dem Familienbüro: „Wir sind dankbar, dass es die Tagesgruppe gibt“ und überreichte einen Scheck der Stadt in Höhe von 150 Euro. Das soll laut Eva Teufel komplett den Kindern zugutekommen: Planen könnte man einen schönen Ausflug oder auch das, von den Kindern sehnlich gewünschte, Lego-Spielzeug anschaffen.  Helga Spannhake

 
 
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