Junge Häuslebauer in Häfnerhaslach „Wir würden es wieder machen, aber nicht noch einmal“

Von Heidi Vogelhuber
Selbst anpacken statt machen lassen ist das Motto von Luisa Wamser und Jan Ludwig. Gemeinsam hat das Paar sich den Traum vom Eigenheim erfüllt – und das nicht nur nach eigenen Wünschen, sondern auch mit den eigenen Händen. Foto: /Martin Kalb

Ein junges Paar zieht nach Häfnerhaslach und verwirklicht sich dort den Traum vom Eigenheim. Die BZ zu Besuch bei Luisa Wamser und Jan Ludwig. 

Häfnerhaslach war für uns erst zu weit weg. Aber man muss eben Kompromisse eingehen“, sagt Luisa Wamser. Vor drei Jahren hat die 28-Jährige gemeinsam mit ihrem Freund Jan Ludwig (32) ein Haus im Sachsenheimer 650-Seelen-Teilort gekauft. Dem jungen Paar war wichtig, ausreichend Platz für sich zu haben, daher war von vornherein klar, dass es ein frei stehendes Einfamilienhaus mit großem Garten werden soll.

Der Traum vom Eigenheim

Den Traum vom Eigenheim haben viele, oft aber bleibt es beim Traum. „Der Hauskauf oder -bau ist oft unbezahlbar“, weiß auch Wamser. Doch die beiden haben es geschafft, mit etwas Glück eine Immobilie zu finden, auch wenn diese nicht bezugsfertig war.

„Meine Mutter hat über den Dorffunk davon erfahren“, sagt Jan Ludwig, der in Häfnerhaslach aufgewachsen ist. Das Haus wurde 1957 erbaut und hatte doch die eine oder andere Schwachstelle. So musste das Dach erneuert, das Innenleben kernsaniert und das Haus energetisch ertüchtigt werden. „Wir haben anderthalb Jahre renoviert. Wir sind jeden Abend nach der Arbeit hergefahren, denn das meiste haben wir selbst gemacht“, sagen die beiden, die zuvor in einer kleinen Wohnung in Untermberg gewohnt haben.

Auch wenn sich während der Kernsanierung herausgestellt hat, dass sie handwerklich begabt sind, ist keiner von beiden gelernter Handwerker. Luisa Wamser ist Ingenieurin, Jan Ludwig ist Investmentmanager. „Es war Learning by Doing“, erklärt der 32-Jährige. Inspiriert durch Internetbeiträge und Sachbücher hat sich das Paar in die verschiedenen Gewerke eingearbeitet.

Die Entkernung war zwar körperlich anstrengend, bei dem Verlegen von Elektrik, Leitungen und Boden war dann aber auch Fachwissen gefragt. Auch Mauern, Verputzen und Schleifen der Wände sowie das Abhängen der Decke mit Gipskartonplatten brachten sich die beiden selbst bei.

Auf Hilfe von Freunden konnten sie wenig hoffen, „wir haben leider keine Handwerker im Freundeskreis“, sagt die Hausherrin und lacht. Dafür können sie nun im Bekanntenkreis helfen – tatkräftig, aber auch mit Tipps. „Wir waren die Ersten, die gebaut haben. Jetzt beraten wir“, sagt Ludwig schmunzelnd. Vor allem die Wärmepumpenberatung sei im Freundeskreis gefragt. Tatsächlich seien immer mehr junge Menschen bereit, in ländlichere Regionen zu ziehen, hat das Paar beobachtet, das nur ermutigen kann: „Wenn wir das schaffen, schafft das jeder.“ Wichtig seien Wille und Durchhaltevermögen.

Fördermöglichkeiten prüfen

Auch lohne es sich, Förderprogramme von Bund und Land zu prüfen. Für die Sanierungsmaßnahmen im energetischen Bereich bekamen sie 60.000 Euro vom Bund. Auch konnten sie sich im Rahmen des „Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum“ (ELR) über 20.000 Euro vom Land freuen, das die Stadt Sachsenheim für sie beantragt hatte. Sich schlau zu machen, was es an Fördermöglichkeiten gibt, lohne sich auf jeden Fall, rät das Paar anderen Häuslebauern.

Ob es von vornherein klar war, dass es ein Altbau sein soll? „Nein. Wir hätten auch neu gebaut“, sagt Ludwig. Jedoch seien die Grundstücke in Neubaugebieten kleiner, „daher haben wir die Idee vom Neubau schnell verworfen“, sagt Wamser, die sich, nachdem das Haus jetzt soweit fertiggestellt ist, gärtnerisch verwirklichen möchte. „Ich habe nicht wirklich Erfahrung darin, aber ich bringe es mir bei.“

Natürlich habe es auch Aufgaben gegeben, die weniger Spaß gemacht haben. Wenn Jan Ludwig an das Entfernen der Schlacke aus der Zwischendecke denkt, laufen ihm kalte Schauer den Rücken hinunter. Noch immer hat er den dicken schwarzen Staub von dem früher beliebten Füllmaterial vor Augen.

Für Luisa Wamser war das häufige Schleifen der Wände eine Tortur. Aber es gibt auch Arbeiten, an die sie sich gern erinnern, wie das Zimmern der Terrasse, wo nun mit Hündin Lilly entspannt werden kann. Der Umbau habe ihnen viel abverlangt, dafür können sie nun umso stolzer auf sich sein. Das Paar ist sich einig: „Wir würden es wieder machen, aber nicht noch einmal.“

Platz und Ruhe zu haben, war den beiden wichtig. Doch in Häfnerhaslach haben sie auch schnell Anschluss gefunden, sind mit den Nachbarn befreundet, gut integriert über Sportkurse und Hundeschule. Durch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, werde es immer wichtiger, ein schönes Zuhause zu haben, sagt Wamser. Der längere Anfahrtsweg zur Arbeit wird zur Nebensache. Remote-Arbeit auf dem Land? Kein Problem: „Bei uns liegt Glasfaser, wir haben Top-Internet“, so Ludwig.

 
 
- Anzeige -