Junger Rapper Reich und berühmt mit Herrn von Ribbeck

Von Gabriele Szczegulski
Der neunjährige Felix Mattern aus Besigheim will einen Internet-Hit landen. ⇥ Foto: Martin Kalb

Der neunjährige Felix Mattern verrappte Theodor Fontanes berühmtes Gedicht, sein Vater Ralf vertonte es und nun kann man es überall streamen.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand, und kam die goldene Herbsteszeit“ – Das Gedicht von Theodor Fontane ist lang, es ist alt, von 1887, es ist unmodern und sicher nichts für heutige Viertklässler. Denkste, dachte sich der neunjährige Felix Mattern aus Besigheim, dem das Gedicht so richtig gut gefällt, wie er erzählt. „Ich mag Birnen“, sagt er.

Fontane erzählt die Geschichte des freigiebigen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Dieser verschenkt die Birnen des Baumes in seinem Garten an vorbeikommende Kinder, die er in märkischem Platt anspricht („Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn“). Sein Sohn dagegen ist geizig. Als der alte Ribbeck seinen Tod nahen fühlt, verfügt er, dass ihm eine Birne mit in sein Grab gelegt werde. Aus dieser sprießt ein neuer Birnbaum, von dessen Früchten sich die Kinder weiterhin frei bedienen können, obwohl sein Erbe den Garten und den dortigen Baum fortan unter Verschluss hält. „Das ist doch eine tolle Geschichte“, sagt Felix.

Die Schüler der vierten Klasse der Friedrich-Schelling-Schule Besigheim mussten das Gedicht zu Hause, während des Fernlernunterrichts lernen. Zudem sollten sie einen Rap im Stile einer CD der „Jungen Dichter und Denker“ machen. Felix fand diesen Rap „extrem langweilig, ich wusste, ich kann das besser“, sagt der Neunjährige. Also probierte er zu Hause am Text und an einer Melodie. Felix spielt Schlagzeug und E-Gitarre, das half, genauso wie sein Bruder Adrian (11), der ebenfalls Gitarre spielt. Die beiden nahmen ihren Fontane-Rap mit dem Handy auf und zeigten es Vater Ralf, der Tontechniker im Forum in Ludwigsburg ist. „Der sagte, das können wir noch besser“, so Felix. Und so wurde aus dem Rap ein professioneller Soundmix. „Ich hab zu meinem Vater gesagt, dadurch kann ich reich und berühmt werden, wenn ich das streame und Tausende es angucken“, so Felix. Gesagt, getan, Vater Ralf, so erzählt Mutter Maria, wollte dem Glück seines Sohnes nicht im Weg stehen und so steht der Song seit vergangenem Sonntag auf allen bekannten Streaming-Plattformen sowie auf Youtube. Und der „Herr von Ribbeck“ soll nicht der letzte verrappte Klassiker des jungen Herrn Mattern bleiben: Schon bekam Felix ein neues Gedicht als Hausaufgabe: „Vom Büblein auf dem Eis“ von Friedrich Wilhelm Güll aus dem Jahr 1894. „Ich weiß noch nicht, was ich daraus mache, aber mir gefallen gereimte Gedichte und auch alte, deutsche Gedichte, die sind so schön geschrieben“, sagt Felix, der auch sonst viel liest.

Überhaupt: Ein reicher und berühmter Sänger zu werden ist nicht Felix’ einziger Zukunftswunsch. „Astronaut will ich eigentlich werden“, sagt er. Oder Filmemacher, oder Programmierer. Dass der Junge vielseitig interessiert ist, unterstützen seine Eltern. Felix erzählt stolz, dass er ein Buch über die Programmiersprache C++ zu Weihnachten bekommen hat, die er nun lernt. Mit ihr kann er Apps und Spiel programmieren. Mit dem Programmieren hat er auch schon auf der Plattform Scratch angefangen, wofür er mehrere Szenen von „Star Wars“ animiert hat und die man sich dort anschauen kann. „Das macht so viel Spaß“, sagt er.

Maria Mattern ist mächtig stolz auf ihren Sohn, weil ihr Sohn auf Scratch auch Erwachsene mit seinem Können aussticht. Aber sie will auch, dass ihre Kinder nicht zu viel im Netz sind, sondern immer vorher gefordert sind. „Als sie Mindcraft spielen wollten, habe ich erstmal Bücher über das Spiel gekauft, die mussten sie auf Englisch lesen, damit sie wissen, womit sie es zu tun haben“, sagt die gebürtige Philippinin, deren Söhne zweisprachig aufwachsen – Englisch und Deutsch. Felix sei eigentlich ein schüchternes Kind, das aber beim Musizieren auflebe und Selbstbewusstsein in seinen Hobbies finde. Felix findet Homeshooling nicht schlimm: „Ich bin so schnell mit den Aufgaben fertig, da habe ich mehr Zeit zum Musikmachen.“

 
 
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