Kabarett in Bönnigheim Mit Otmar Traber ins Camp

Von Heike Rommel
Otmar Traber versuchte, mit Übungen das Publikum im Kleinkunstkeller in Bönnigheim zur Genügsamkeitsguerilla zu machen und zeigte sich doch selbst fehlbar. Foto: Werner Kuhnle

Der Kabarettist machte mit den Besuchern der Veranstaltung des Kulturfensters im Kleinkunstkeller am Burgplatz einen Genügsamkeitskurs.

Mit dem pandemiebedingt sehr lange vermissten Kabarettisten Otmar Traber gingen Best Ager und Babyboomer am Samstagabend im Kulturkeller ins Genügsamkeitsguerilla-Camp. Der Ex-Ludwigsburger kam von der Insel Reichenau, wohin er sich quadratmetermäßig kleiner gemacht hat, und packte seine Zuschauer direkt am Bauch- sowie am Kopfhirn.

„Wir legen nach zwei Jahren Corona endlich wieder los“, freute sich Ute Pfeil vom Kulturfenster Bönnigheim über den ausverkauften Kleinkunstkeller am Burgplatz in Bönnigheim. Otmar Traber legte seinem Programms „Hallo Greta, wir bleiben wie wir sind“ vor, dass SUV-Fahrer, Vielflieger und Gasgrillbesitzer ganz bestimmt irritiert nach Hause gehen, wenn er mit ihnen fertig ist. Es gehe nämlich nicht darum, dass jemand Greta Thunberg die Leviten liest, sondern vielmehr um den Verzicht und dieser müsse weh tun.

Verzicht muss weh tun

Zur Veranschaulichung warf Traber die Keeling-Kurve auf einen Bildschirm. Über diese „Fieberkurve des Planeten“ versuchte er sprachkünstlerisch, in seinen Zuschauern den „Säbelzahnreflex“ auszulösen. „I want you to panic“, würde Greta dazu sagen. Lacher waren natürlich jede Menge eingebaut, wie es sich für ein politisches Kabarett gehört. Aber so, dass es hinterher auch noch Klick macht, falls das Bauchhirn konsumtechnisch mal wieder das Kopfhirn überlisten sollte.

Verzicht zu predigen, so der studierte Theologe und Pädagoge, sei eine Sache. Ihn auch wirklich zu üben, damit die „Friday“s nicht nur „sorry“ dazu sagen können, eine ganz andere. Auch Robert Habeck, der „Traumschwiegersohn“, von dem alle gedacht hätten, er könne übers Wasser gehen, hätte auf dem Wirtschaftsgipfel in Davos deutlich gemacht, dass er „nur ein Seepferdchen-Abzeichen hat“.

„Wir müssen was machen“

„Wenn unsere Enkel den Bönnigheimer Kulturkeller auch einmal besuchen können sollen, müssen wir was machen“, mimte Traber einen Großvater vor der Tagesschau, der sich darüber aufregte, dass er nicht mehr grillen soll. Und das, wo er sich doch gerade seinen Gasgrill gekauft hatte, der sich mit dem Smartphone verbinden lässt, das die Schnitzeltemperatur auf der Terrasse bequem ins Wohnzimmer meldet, während sich der Opa Bilder von der Schnitzelführung bei Tönnies mit dem CDU-Ortsverein anschaut. „Da zuckt es noch, aber wenn die Beine weg sind, ist die ruhig“, verglich er das Zerlegen einer Sau mit seinem früheren Abmontieren von Hinterrädern bei Daimler. Zucchinis von Enkel Karl-Anton, der diese nachts aus dem Aldi-Container klaut, kommen jedenfalls nicht auf den Grill. „Politiker sind dafür verantwortlich, dass es mir gut geht“ wetterte der Opa.

Überlebensworkshop

„Brauchst du das wirklich?“ Mit dieser Frage stieg Otmar Traber bei der Rekrutierung seiner Genügsamkeitsguerilla in die zweite Übung ein, während er die Urenkel zu den Indios am Amazonas in den Überlebensworkshop schickte. Hier holte der Kabarettist sein enormes historisches und philosophisches Wissen gepaart mit neuesten Erkenntnissen aus der Forschung gekonnt auf eine Ebene herunter, die jeder versteht.

„Wohlstandsmärchen“ trieb er seiner Zuschauerschaft aus, indem er sich mit seiner Nespresso-Maschine samt Kaffee-Kapseln selbst fehlbar machte und demonstrierte, wie schwer das Wort Verzicht auch ihm über die Lippen geht.

 
 
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