Kandidaten-Porträt: Elvira Nägele, FDP Museumsnacht gibt Anstoß für Kandidatur

Von Heidi Vogelhuber
FDP-Landtagskandidatin Elvira Nägele vor ihrem Lieblingsort, dem Viadukt in Bietigheim-Bissingen. Foto: Martin Kalb

Elvira Nägele, die Landtagskandidatin für die FDP im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen, erzählt von ihrer Kindheit, vom Traumberuf Architektin und warum sie kein Fernweh hat.

Das war ein extremer Wendepunkt in meinem Leben“, sagt Elvira Nägele und meint den Moment als sich Heinz Rall einst bei ihr meldete. Der überregional bekannte Architekt war auf der Suche nach einer Bauzeichnerin. Elvira Nägele befand sich zu diesem Zeitpunkt in Brackenheim in der Ausbildung zur Bekleidungsnäherin und war unglücklich. „Da musste ich immer Etiketten in Unterwäsche einnähen. Das hat mich unterfordert und mir nie gefallen“, erinnert sie sich im Gespräch mit der BZ.

Von Heinz Rall sei sie nochmal neu erzogen worden, habe Grundsätzliches gelernt, vom Briefeschreiben bis hin zu gesellschaftlichen Verhaltensregeln, erzählt Nägele. Bildung, die ihr ihre Eltern nicht hätten vermitteln können.

Nach ihrer Geburt in Brackenheim wuchs Elvira Nägele bei ihren Großeltern in Güglingen auf. Als sehr spartanisch bezeichnet sie ihre Kindheit, in der es zum Beispiel keine Orangen und Bananen gegeben habe – und wenn doch, „hat es mein Papa als Erstes bekommen. Das waren einfach noch andere Zeiten“.

Während der auf zwei Jahre verkürzten Ausbildung zur Bauzeichnerin ermutigte Heinz Rall sie zum Architekturstudium. Dafür holte Nägele an einer Abendschule in Heilbronn die Fachhochschulreife nach, im Anschluss an das Studium an der Fachhochschule Karlsruhe machte sie sich mit ihrem eigenen Architekturbüro in Güglingen selbstständig. Zudem ist sie als Hausverwalterin tätig.

Sie selbst bezeichnet sich als kunstinteressierten, technischen Menschen – Eigenschaften, die sich in der Architektur gut kombinieren lassen und weshalb sie darin ihren Traumberuf gefunden hat. Nägele spielt hobbymäßig Geige, Trompete und Keyboard und tanzt in der TSG Bietigheim. In ihrer Freizeit geht sie gerne schwimmen und in die Sauna. Und wenn niemand was von ihr will, „ist neben der Familie das Campen die Nummer eins“, verrät sie.

Zahnweh bringt Paar zusammen

Das Fernweh hat die Schwäbin bisher aber nicht gepackt. Die Malediven wären zwar mal schön, gibt sie zu, findet Flugreisen aus ökologischen Gründen aber nicht passend und fügt an: „Deutschland hat sehr schöne Ziele. Letztes Jahr zum Beispiel war ich an der Ostsee.“ Nägele reist gerne herum und erkundet neue Ziele.

Ihren Mann – einen Zahnarzt – hat Elvira Nägele im Studium kennengelernt, weil sie Zahnschmerzen hatte. Dieses Jahr feiert das Paar seinen 20. Hochzeitstag. Sohn Julio (18) hat 2020 das „Corona-Abitur“ gemacht, Tochter Mayelle (15) besucht das Gymnasium in Brackenheim.

Vor fünf Jahren ist die Familie von Güglingen, wo Architekturbüro und Zahnarztpraxis stehen, nach Bietigheim-Bissingen umgezogen, um das Berufliche besser vom Privaten trennen zu können, sagt Nägele. Kurz darauf wurde sie in der Fußgängerzone von FDP-Gemeinderatsmitglied Georg Mehrle angesprochen. Bei der langen Nacht der Museen in Stuttgart besuchte sie im Oktober 2017 den Sitzungssaal des Landtags und hatte das Gefühl „Da willst du hin“, erzählt die 49-Jährige. 2019 trat sie der FDP bei und für diese bei der Gemeinderatswahl in Bietigheim-Bissingen an.

Freiheit und Zuneigung nennt Elvira Nägele als Grundbedürfnisse. Liebe sei etwas ganz Elementares für den Menschen, findet sie. Dass darauf derzeit in vielerlei Hinsicht verzichtet werden müsse, falle ihr schwer, gibt Elvira Nägele zu und sagt: „Ich bin ein Mensch, der Menschen braucht.“ Jene Zugewandtheit und Empathie sei ein Grund für ihr gesellschaftliches Engagement, das sie weiter vertiefen und dem sie mit ihrer Kandidatur für den Landtag Ausdruck geben möchte.

Dem voraus ging ein längerer Entscheidungsprozess, in dem sie sich selbst eingehend hinterfragt hat. „Ich wollte sicher sein, dass es etwas für mich ist und ich mich nicht überfordere“, verdeutlicht Nägele, „denn wenn ich etwas mache, möchte ich es richtig und engagiert machen.“

Fast auf den Tag genau drei Jahre nachdem sie den Landtag erstmals besucht hatte, wurde sie im Oktober einstimmig als Kandidatin für den Wahlkreis 14, Bietigheim-Bissingen, gewählt und bereitet sich vor. So hat sie in ihrem Architekturbüro eine neue Stelle ausgeschrieben, die ihr im Falle ihrer Wahl Arbeit abnehmen und so zeitliche Freiräume schaffen soll.

 

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