Um 18 Uhr gingen in Kirchheim am vergangenen Freitag die Lichter aus. Kompletter Stromausfall: kein Licht, keine Heizung und keine Kochmöglichkeit, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – ein Horrorszenario, von dem die Kirchheimer aber wenig mitbekamen: Es war eine Übung, mit der die Feuerwehr zusammen mit den Nachbarwehren, dem Polizeiposten und dem Roten Kreuz den Ernstfall proben wollte: Ein Blackout, ein Stromausfall von mehreren Tagen. Dazu, so Bürgermeister Uwe Seibold, wird der Gemeinde auch von übergeordneter Stelle aufgefordert, die Gefahr sei nicht nur abstrakt. Eine solche Übung, speziell zum Blackout, fand dabei zum ersten Mal statt.
Katastrophenschutzübung in Kirchheim Horrorszenario als Übung
Die Feuerwehr probte mit dem DRK und Nachbarwehren den Fall eines Stromausfalls als Katastrophenschutzübung. Zudem wurde ein Unfall in dieser Katastrophensituation simuliert.
63 Einsatzkräfte waren an der Übung beteiligt
In Zusammenarbeit der Feuerwehren Gemmrigheim, Kirchheim sowie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus Bönnigheim, Besigheim und Kirchheim waren 63 Einsatzkräfte beteiligt, davon zwei Beobachter des Polizeipostens Kirchheim.
Die Feuerwehr rückte also aus, um an mehreren strategischen Punkten mit Aggregatoren die Stromversorgung zu gewährleisten: Zuerst im Rathaus, wo der 60kVA-Aggregator aufgestellte LED-Strahler betrieb, die Treppenhaus und Räume erleuchteten. Im Rathaus steht auch das Satellitentelefon. Da bei einem kompletten Stromausfall voraussichtlich binnen Minuten das Netz zusammenbricht, wird mit diesem Kontakt zum Landratsamt und zum Kreisbrandmeister aufgenommen. Als Bürgermeister Seibold kurz nach Übungsbeginn sein hell erleuchtetes Rathaus betrat, wird ihm schon berichtet: Die Verbindung zum Landratsamt stand bereits nach 15 Minuten.
Ein weiterer Ort der Notversorgung war die Schule mit angrenzender Sporthalle: sie dient als Sammelpunkt für die Einwohner, hier kann man sich aufwärmen, schlafen, Essen zubereiten und ärztliche Hilfe bekommen. Das DRK richtete hier einen Rettungsplatz ein.
Der Aggregator wurde hier direkt an die Stromversorgung der Schule angeschlossen. 200kVA liefert er – nur 90 waren aber für den kompletten Betrieb aller Anlagen von Schule und Halle notwendig: Küche Heizung und Sanitäreinrichtungen. Die wichtigste Frage, so Feuerwehrkommandant Christian Scherb, sei am Ende, wie viel Sprit bei der Übung für die Aggregatoren verbraucht wurde.
In der Schule wurde noch eine Aufzugsrettung simuliert: ungefähr 60 Aufzugsanlagen gibt es in Kirchheim, bei einem Stromausfall bleibe sicher einer stecken. Bei den technisch unterschiedlichen Anlagen muss der Notstrom verbunden werden, mit dem sich der Aufzug ins nächste Stockwerk bringen lässt.
Unerwarteter Stress für die Hilfskräfte
Nach zwei Stunden, erklärt der Bürgermeister, trete dann im Feuerwehrhaus der Krisenstab zusammen, bestehend aus zehn Personen aus Verwaltung und Feuerwehr. Es wurde auch eine zweite Satellitentelefonanlage zwischen Rathaus und Feuerwehr eingerichtet.
Die Übung war fast zu Ende, dann der Schreck: Weil ein Unglück eben selten allein kommt, ging erneut der Alarm los. Über diesen Teil der Übung hat Kommandant Scherb bewusst nur die Zugführer informiert – auch unter unerwartetem Stress soll nun zusammengearbeitet werden.
Zwei Autos, so die neue Lage, sind nahe dem Kreisel in den Weinbergen frontal ineinander gerast, in den Wracks sind vier verletzte Personen eingeklemmt: eine Hilfeleistung dritten Grades, „H3“, wird also angefordert, und schon gehen bei Schule und Rathaus im Tal die Blaulichter an, nähern sich die Sirenen der Unfallstelle.
Vier Feuerwehrfahrzeuge und zwei Krankenwagen sind bald vor Ort, dazu noch der Notarzt, der die Feuerwehrleute zusätzlich stressen soll, so das Ziel des Kommandanten. „Eine Person eingeklemmt, Schmerzen im Nacken“, wird schnell das erste Fahrzeug analysiert. Der Spreizer wird angesetzt, die Wagentüre aufgebrochen, und kurz darauf liegt der verletzte Fahrer auf der Bahre und wird in den Krankenwagen verfrachtet. Beim anderen Auto hält ein Feuerwehrmann ständig Kontakt mit den Insassen, spricht sie an, bis auch sie geborgen werden.
Alle Einsatzlagen wurden nach Plan abgearbeitet
Neben den Autowracks steht die ganze Zeit auch ein Mitglied der Feuerwehr mit dem Schlauch im Anschlag, wegen der Entzündungsgefahr, wie der Kommandant erläutert – die ist aber nicht sonderlich hoch, weil das Benzin in der Regel schnell versickert.
Von einem „vollen Erfolg“ sprach der Kommandant dann nach der Übung: Alle Einsatzlagen außer den Aufbau des großen Stromaggregats wurden gemäß dem Plan zwischen 17.30 und 20 Uhr abgearbeitet. Die Zusammenarbeit der Feuerwehren Gemmrigheim, Kirchheim sowie der DRK-Gruppen aus Bönnigheim, Besigheim und Kirchheim und vor allem auch mit der Gemeindeverwaltung Kirchheim habe sehr gut funktioniert.
Für den Ernstfall, das Horrorszenario, das hoffentlich nie eintritt, scheint man also bereit zu sein.