Katastrophenschutzzentrum Kreisräte beauftragen Entwurfsplanung

Von Jörg Palitzsch
Neben dem Verkehrssicherheitszentrum(vorne links) wird das Katastrophenschutzzentrum gebaut. Foto:  

Der Kreistag vergibt Leistungen für den Neubau eines Katastrophenschutzzentrums. Kessing stellt die Grundsatzfrage.

Mit der Beauftragung zur Entwurfsplanung hat der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung einen großen Schritt in Richtung Neubau eines Katastrophenschutzzentrums getan. Nach dem Grundsatzbeschluss für den Neubau im Januar 2024, dem abgespeckten Raumkonzept, der Auswahl des Standorts im Gewann Altach bei Asperg – für die nötigen Grundstücke werden 535.840 Euro investiert – sowie der Bildung einer Projektgruppe, geht es mit der Entwurfsplanung ins Detail des Großprojekts. Die jetzt beschlossenen Aufträge belaufen sich auf insgesamt rund 707.000 Euro, darunter die Architekten- und Tragwerkspläne für 512.940 Euro.

Bis zum Oktober sollen nach dem Mehrheitsbeschluss verlässliche Baukosten für eine Entscheidung über die Investition vorliegen, die Rede ist von bis zu 30 Millionen Euro. Der Kreis steht dabei unter Zugzwang, einmal um Fördergelder zu bekommen, aber vor allem, weil die Integrierte Leitstelle (ILS) dringend einen neuen und größeren Platz braucht. Bei der ILS landen alle Notrufe aus dem Landkreis.

Weitere Vorgehensweise bleibt im Gremium umstritten

Nachdem Eckart Rosenberger, Vorsitzender des Preisgerichts, die Vorteile der Arbeit des ersten Preisträgers der Berliner TRU Architekten vorgestellt hatte, bleib die weitere Vorgehensweise im Gremium umstritten. Diskutiert wurde ausführlich ob man nun die Leistungsphasen 1 bis 3, oder nur bis 2 beauftragen soll. Bei der Leistungsphase 2 würde es sich lediglich um eine Vorplanung des Projekts handeln, mit bis zu 50 Prozent Unsicherheit bei den Kosten. In der Leistungsphase 3, der Entwurfsplanung, wird, wie von der Kreisverwaltung vorgeschlagen, ein konkreter Entwurf mit detaillierten Aussagen zu den Kosten erarbeitet.

Die Grünen wollten per Antrag nur bis Leistungsphase 2 gehen, um dann im Juni mit einem „zeitnahen Blick“ auf die Kosten die Phase 3 beauftragen. Damit würden, so Doris Renninger, noch keine Kosten für Phase 3 anfallen. Der Antrag wurde mit 27 Ja-Stimmen, 49 Nein-Stimmen und 15 Enthaltungen abgelehnt.

Jürgen Kessing (SPD) sagte, man habe grundsätzlich nichts gegen die Pläne, sie seinen aber im Moment „nice to have“. Er erinnerte an die letzten Haushaltsreden, in denen die drastisch schlechte Finanzlage des Kreises beklagt – und inzwischen wohl schon wieder vergessen wurde. Seit Christi Geburt sei man ohne Katastrophenschutzzentrum ausgekommen und die „Blaulichtfraktion“ habe sich sehr gut bewährt, wie man beim jüngsten Glatteistag gesehen habe. „Warum also diese Eile“, fragte Kessing, man solle doch die Ergebnisse der Haushaltskonsolidierung abwarten. Ihm fehle auch die Alternative.

Um die ILS separat unterzubringen, könne er ein Gebäude der Bietigheimer Wohnbau anbieten. Die SPD wolle ein fiskalisches Zeichen setzen. Wenn Investitions- und Folgekosten für ein neues Schutzzentrum dann über die Kreisumlage bei den Kommunen eingetrieben würden, hätten diese kein Geld mehr für die eigene Feuerwehr. Wann wolle man sparen, „wenn nicht jetzt?“, so Kessing.

Bei den Freien Wählern sprach Thomas Winterhalter von der Einsatzfähigkeit der Einsatzkräfte, die man langfristig sichern müsse. „Die Sicherheit der Bürger ist wichtig, aber auch die Finanzen im Landkreis“ gab Klaus Herrmann von der CDU zu bedenken. Christophorus Tsoulopoulos (AfD) rief dazu auf, das Raumprogramm und die Materialauswahl zu überdenken. „Es bleibt ein Zweckbau mit Büronutzung“, befand Viola Noack von der FDP und Peter Schimke (LuV) warb für den Antrag der Grünen, zunächst nur bis Leistungsphase 2 zu gehen.

Vor der Abstimmung sagte Landrat Dietmar Allgaier, der Antrag der Grünen mache keinen Sinn. Wenn man Kostensicherheit wolle, müsse man bis Leistungsphase 3 beauftragen. Außerdem bewege man sich mit diesem Vorschlag auf der bisherigen Beschlusslage des Gremiums. Jetzt müsse man sich ehrlich machen. So stimmte das Gremium mit 56 Ja-Stimmen, 23 Nein-Stimmen und 12 Enthaltungen der Entwurfsplanung bis Phase 3 zu.

Plan ist Grundlage für die weitere Bearbeitung

Eingestimmt wurde der Kreistag mit Modellen aus dem Architektenwettbewerb. Das Modell der Berliner TRU Architekten ist Grundlage für eine weitere Bearbeitung. Der Komplex gliedert sich in drei höhengestaffelte Ebenen, die über ein gemeinsames Foyer mit Haupttreppenhaus erschlossen werden: das Lager als Teilunterkellerung mit darüber angeordnetem Geschoss mit Multifunktionsraum, Küchen und Nebenräumen, der Fahrzeughalle mit Umkleiden und Sanitärräumen, sowie zwei Geschosse für den Führungsstab und die Integrierte Leitstelle (ILS). Der Zeitplan sieht im Januar 2027 die Fertigstellung der Planungen und die Einholung von Angeboten vor, im Oktober 2027 ist die Auftragsvergabe mit Baubeginn geplant und im Oktober 2029, die Fertigstellung.

 
 
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