Sichtlich erleichtert verließ Pfarrer Hans Robert Drescher am Dienstagabend die Sitzung des Besigheimer Gemeinderats: Der erste Schritt auf dem Weg zum neuen Gemeindezentrum der katholischen Kirchengemeinde ist getan. Der Gemeinderat stimmte der Aufstellung eines Bebauungsplans zu, der den Bau ermöglichen soll. Der positive Beschluss fiel mit acht Ja- und zwei Nein-Stimmen und war nur möglich, weil sich weite Teile der CDU-Fraktion und der Freien Wähler der Stimme enthielten.
Katholische Gemeinde Besigheim Neues Zentrumfür die Katholiken
Die Kirchengemeinde will Versammlungsräume und eine neue Pfarrwohnung bauen.
Katholiken im nördlichen Landkreis zusammenbringen
Mit dem Neubau auf ihrem Gelände an der Schwalbenhälde in Besigheim will die Kirchengemeinde ihr Gemeindeleben an einem Standort konzentrieren. Vor etwa einem Jahr bereits hatte sie ihr Projekt im Gemeinderat vorgestellt. Das Gemeindezentrum soll ein „Ort der Begegnung“ werden, der die Katholiken im nördlichen Landkreis für mehrere Jahrzehnte bindet, hießt es damals. Die Katholiken sind unter dem Dach der Gesamtkirchengemeinde „Mittlerer Neckar – unterm Michaelsberg“ vereint, der die Kirchengemeinden aus Besigheim, Bönnigheim und Gemmrigheim angehören.
Dem Beschluss vom Dienstag war ein Architektenwettbewerb vorausgegangen. Die Juroren, darunter Mitglieder von Verwaltung und Gemeinderat, entschieden sich einstimmig für einen Entwurf des Ludwigsburger Architekten Kai Dongus. Er sieht südöstlich der Kirche zwei getrennte Gebäude für Pfarrwohnung und Gemeindezentrum vor. Die neuen Gebäude übernehmen die Dachneigung und die Traufhöhe der Kirche und gliedern sich damit in die Umgebung ein. Der repräsentative Vorplatz der Kirche und die Bäume auf dem Gelände bleiben erhalten.
Der Entwurf selbst stieß im Gemeinderat auf Zustimmung, selbst bei denjenigen, die bei der Abstimmung mit Nein stimmten oder sich der Stimme enthielten. Ihnen ging es um die leidige Problematik der Parkplätze in dem engen Wohngebiet. In dem Entwurf sind 37 Parkplätze ausgewiesen, das sind mehr als aus rechtlicher Sicht gefordert. Die Kirchengemeinde habe damit allen Vorgaben entsprochen und „ihre Arbeit gemacht“. Das machte Stadtplanerin Kristina Ulm vom beauftragten Büro Citiplan in der Sitzung deutlich.
Und dennoch sei dies in dem verdichteten Wohngebiet viel zu wenig, sagte Uli Gerstetter, der Sprecher der CDU-Fraktion. Mehrere öffentliche Stellplätze werden den Bewohnern weggenommen. Er forderte, unter den Parkplätzen eine Tiefgarage anzulegen. Gerstetter und weitere Mitglieder des Gemeinderats fürchten, dass die Schwalbenhälde und die Marienstraße vor allem bei großen katholischen Festen wie Kommunion und Firmung überlastet werden. Er selbst habe noch keine Kirchenbesucher mit dem ÖPNV kommen sehen, sagte Gerstetter.
Parkplatzproblematik steht im Vordergrund
Unterstützung bekam er von Friedrich Köhler, dem Sprecher der Freien Wähler. Die Parkplatzproblematik dürfe man „nicht leichtfertig niederschwätzen“, sagte er. Eine Tiefgarage sei städtebaulich nicht vertretbar, entgegnete Stadtplanerin Kristina Ulm. Bäume auf dem Gelände müssten gefällt werden. Eine Zufahrt müsste angelegt werden. Pro Parkplatz entstünden Kosten von rund 50.000 Euro. Und das für Parkplätze, die nur in Ausnahmesituationen genutzt werden und nicht dauerhaft.
Für die SPD und die BMU-Fraktion rücke die Parkplatzfrage viel zu sehr in den Vordergrund. Viel wichtiger sei, dass das neue Gemeindezentrum eine Bereicherung für Besigheim sein werde, sagte Anne Posthoff. Selbst mit einer Tiefgarage würde es um die Kirche bei bestimmten Anlässen voll werden, damit müsse man leben, sagte Christian Herbst von der SPD.