Kelten in Hochdorf Keltenmuseum: Ein dicker Batzen Geburtstagsgeld

Von Susanne Mathes
Wie werden die sterblichen Überreste des Keltenfürsten präsentiert? Auch das ist eine Zukunftsfrage, mit der sich das Museum beschäftigt. Foto: Archiv/factum/Weise

Bund und Land geben fast eine Million Euro, damit das Keltenerbe in Hochdorf zeitgemäß präsentiert werden kann: Warum das im Geburtstagsjahr des Museums so wichtig ist.

Eberdingen - Was für ein Start für das 30. Geburtstagsjahr des Hochdorfer Keltenmuseums: Besuchen kann den Keltenfürsten und die Repliken seiner prunkvollen Grabbeigaben wegen Corona seit Wochen kein Mensch. Doch jetzt hat die Nachricht, dass die Einrichtung Keltenmuseum bald inhaltlich, räumlich und energetisch auf Vordermann gebracht werden kann, bei den Museums-Entscheidern zu einer jubiläumstauglichen Sonder-Ausschüttung von Glückshormonen geführt. „Ich bin geradezu begeistert“, frohlockt der Museumsleiter Thomas Knopf. Es gibt Geld für das Museum – und mehr als noch bis vor kurzem erhofft. Und der Bürgermeister Peter Schäfer ist sicher: „Das gibt dem Museum neuen Schub.“

Der Grund für die Euphorie: Der Bund unterstützt zig Projekte zur Modernisierung und Sanierung bedeutender kultureller Stätten in Deutschland – und mit 643 000 Euro auch das Hochdorfer Keltenmuseum. Beachtliche 32 Millionen Euro stellt das Förderprogramm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland“ für deutschlandweit 73 Vorhaben zur Verfügung. Erst im Oktober hatte der Eberdinger Gemeinderat beschlossen, sich um diese Zuschüsse zu bewerben.

Die Ausstellung soll virtueller werden

Als jetzt – früher als erwartet – die Zusage kam, fielen Schäfer und Knopf ein paar Steine vom Herzen. Denn mit rund 1,4 Millionen Euro für anstehende Investitionen in das Keltenmuseum hat die Gemeinde einiges vor der Brust. Eigentlich war zunächst eine Million angesetzt gewesen. Das Land, das mit seiner „Keltenkonzeption“ die Bedeutung der frühen Siedler im Südwesten mehr ins Bewusstsein rücken will, hatte Eberdingen in diesem Zuge vergangenen Sommer 500 000 Euro für das Museum versprochen – geknüpft an die Bedingung, dass die Kommune ebenfalls 500 000 Euro aufbringt oder durch andere Geldgeber organisiert. Das Bundesförderprogramm hatte damals noch keiner auf dem Schirm.

Dank der jetzigen Finanzierung müssen Land und Kommune nun etwas weniger beisteuern. Sie teilen sich die rund 760 000 verbleibenden Euro, die zu den 1,4 Millionen noch fehlen. „Wir können also 400 000 Euro mehr investieren als ursprünglich geplant, müssen aber weniger zahlen“, sagt Peter Schäfer erfreut.

Im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt

Für das Geld bekommt das Keltenmuseum einen östlich des Bestandsgebäudes gelegenen Anbau für moderne Museumsdidaktik – für die Vorführung des Museumsfilms, Themen-Kindergeburtstage oder Schulklassen-Veranstaltungen etwa. Rund ein Drittel des Geldes fließt in die energetische Ertüchtigung des Gebäudes, denn die großen Glasfronten bergen Probleme: Im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt, die Unterhaltungskosten sind hoch. Aktuell sitzt der Museumschef mit Heizöfelchen im Büro.

In die Ausstellung und die Museumsdidaktik wird ebenfalls viel Geld gesteckt: Virtuelle Elemente und Mitmach-Angebote sollen bei den Kelten Einzug halten, das Skelett des Keltenfürsten wird wohl perspektivisch nicht mehr in der jetzigen Form ausgestellt – diese Art der Zurschaustellung wird mittlerweile als ethisch problematisch empfunden. Und eine befristete Teilzeitkraft wird eingestellt, um neue museumspädagogische Ideen mitzuentwickeln. „Ich freue mich, dass wir jetzt vieles verbessern und neu auf den Weg bringen können“, sagt Thomas Knopf.

Ein Kulturgut ersten Ranges

Der Verwaltungs- und der Museumschef sind heilfroh über die Entwicklung. Denn Aufmerksamkeit für das historische Kulturgut ersten Ranges zu generieren, dies aber mit kommunalen Mitteln zu bewerkstelligen, ist eine zunehmend schwerer zu schulternde Last. „Und teure Maßnahmen, zum Beispiel für den Brandschutz, sind zwar notwendig, aber für den Museumsbesucher nicht wirklich ein Benefit“, meint der Bürgermeister trocken.

Bisher wuppte Eberdingen die laufenden Betriebskosten des Museums von jährlich rund 200 000 Euro alleine und steckte zuletzt mehr als 400 000 Euro in die neue Didaktik und den Brandschutz investiert. Ein Förderverein und Spender helfen, die Kosten zu stemmen. „Wir wissen, dass wir uns an anderer Stelle weniger leisten können, weil wir uns das Museum leisten“, sagt Peter Schäfer. Aber Eberdingen stehe zu dem Museum für seinen Kelten-Jahrhundertfund.

Jubiläum im Coronajahr: Hoffen auf den Sommer

Dass die Gemeinde auch künftig die Betreiberin bleibt, scheint mit den jetzigen Zuwendungen von Bund und Land festgezurrt: Das Museum soll sich fit für die Zukunft machen und dann weiter in kommunaler Regie laufen. „Dass das Land die Trägerschaft übernimmt, können wir uns abschminken“, sagt Schäfer. Er hoffe aber, dass der Landkreis seine Schatulle öffne, um beim Abmildern des jährlichen Betriebskostendefizits zu helfen. „Der Kreis gibt auch Geld für die ehemalige Freudentaler Synagoge.“ Da auch der Keltenfürst ein Kulturgut erster Güte sei, hoffe, er dass Hochdorf auf derselben Messlatte betrachtet werde.

Das 30-Jahr-Jubiläum des 1991 eröffneten Museums will Eberdingen in diesem Jahr auf jeden Fall noch feiern. Schäfer und Knopf hoffen auf Impfung, Herdenimmunität und Abflauen der Pandemie. „Wir wissen nicht, wie es kommt, aber ich plane Veranstaltungen und Programmpunkte für den Sommer“, erzählt Knopf. Im September soll es einen besonderen keltischen Sonntag geben, und für November ist ein Fest-Kolloquium mit renommierten Archäologen vorgesehen.

 
 
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