Das Thema ist nicht gerade neu in Walheim. Schon seit Jahrzehnten arbeiten sich Generationen von Gemeinderäten und die jeweiligen Bürgermeister an der Frage ab, was mit der denkmalgeschützten Kelter in der Ortsmitte anzufangen ist. An Vorschlägen aus der Bevölkerung mangelt es nicht. Die meisten laufen auf eine kulturelle Nutzung des Keltergebäudes hinaus, so wie es auch schon in den Jahren 2016 bis 2019 der Fall war, als sich das Café Bricklebrit im alten Feuerwehrhaus, einem Anbau an die Kelter, zum Treffpunkt in der Gemeinde entwickelte – an Sonntagnachmittagen auch für die ältere Generation.
Kelter Walheim Ein Zentrum für das Dorf ohne Mitte
Die Gemeinde Walheim nimmt die Kelter und ihre Umgebung wieder in den Fokus.
Es pressiert, um bis 2026 fertig zu werden
Inzwischen ist das Kelterumfeld ein Schwerpunkt der bis 2026 projektierten, aus dem Landessanierungsprogramm geförderten Ortskernsanierung. Es pressiert also ein bisschen, denn bis 2026, wenn die Förderung ausläuft, ist es nicht mehr lang. Dieser Meinung ist man offensichtlich auch im Gemeinderat, denn vor ziemlich genau zwei Jahren drängte das Gremium Bürgermeisterin Tatjana Scheerle bereits zu mehr Tempo, konnte sich dann aber selbst auch nicht zu entscheidenden Schritten durchringen.
Seit Kurzem ist nun ein neuer Partner im Spiel. In der letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung stellte sich das Stuttgarter Planungsbüro „LEHENdrei“ vor. Geschäftsführer und Stadtplaner Matthias Schuster war ganz begeistert von der Kelter, Das sei ein unglaublicher Raum, der seinen Zeichenstift sofort zum Tanzen gebracht habe. Das Ergebnis schlägt sich in sechs, mit leichter Hand hingeworfenen Skizzen nieder, die zeigen, wohin die städtebauliche Reise gehen könnte.
Die Vorschläge reichen von der Verlegung des Backhauses bis zur Umgestaltung des ehemaligen Pfarrgartens am Dammweg in einen Parkplatz. Der Spielplatz im Pfarrgarten würde dann neben der Kelter neu errichtet werden. Für Schuster ist die Kelter der „Kristallisationspunkt“ in einem Dorf ohne Mitte, der gestärkt werden müsse.
Der Planer warnte davor, die von ihm angefertigten Skizzen zu sehr auf sich wirken zu lassen, denn: „Wir haben mit niemandem gesprochen. Was am Ende herauskommt, wird mit Sicherheit ganz anders aussehen.“ Bürgermeisterin Tatjana Scheerle und der Gemeinderat zeigten sich dennoch hoch erfreut, zumal es seit dem ersten Treffen mit dem Planungsbüro hinter verschlossenen Türen nur zwei Wochen bis zur Vorlage der ersten Skizzen gedauert habe.
Wie das Areal rund um die Kelter am Ende aussehen könnte, wird jetzt vom Planungsbüro in einem fünfstufigen Prozess erarbeitet, der von der Grundlagenerarbeitung, über mehrere Entwurfskonzepte für die Kelter und ihr Umfeld bis zu Bürgerrunden sowohl für Anwohner und potenzielle Nutzer als auch für die breite Öffentlichkeit reicht. Rund 17 000 Euro will das Büro für seine Leistungen in Rechnung stellen. Der Gemeinderat erteilte den Stuttgarter Architekten hierfür einstimmig den Auftrag.
Roland Willeke