KI am Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen „Experimentieren überwiegt“

Von Jennifer Stahl
Nur Ablenkung oder hilfreiche Methoden? Stefan Ranzinger, Oberstudiendirektor des BSZ, berichtet vom Einsatz der künstlichen Intelligenz im Schulalltag. Foto: dpa/Roland Weihrauch

Künstliche Intelligenz findet in vielen Bereichen Gebrauch und wird auch häufig im Schulalltag eingesetzt. Die BZ hat bei Stefan Ranzinger, Oberstudiendirektor des Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen, nachgefragt, welche Möglichkeiten es genau gibt.

Künstliche Intelligenz (KI) spielt mittlerweile in vielen Bereichen eine Rolle. Sie kann auf verschiedene Fragen eine Antwort geben, Bilder und sogar Lieder generieren, die es eigentlich gar nicht gibt. Es gibt einige Tools und Möglichkeiten, die den Alltag deutlich erleichtern. Eingesetzt wird sie in der Automobilbranche, der Medizin und auch das Militär greift darauf zurück. KI wird auch in der Schule eingesetzt. Tablets und Computer sind hier schon nichts Neues mehr, auch das Handy wird gerne einmal zu Unterrichtszwecken herausgeholt.

Durch KI kann nun zum Beispiel eine Selbstkontrolle bei Übungstexten stattfinden – eigentlich ja eine klare Entlastung und Vereinfachung. Aber überlassen Schülerinnen und Schüler der KI damit nicht zu viel und lernen dann selbst gar nichts mehr?

Einsatz von KI in der Schule

Die BZ hat sich mit dem Oberstudiendirektor des Beruflichen Schulzentrum (BSZ) in Bietigheim-Bissingen, Stefan Ranzinger, über den Einsatz von KI in der Schule unterhalten. „Vergangenen Herbst gab es eine schulweite Einführung ‚Künstliche Intelligenz in der Bildung – Wie ChatGPT und Co. unser Lernen und Lehren verändern’ von einem Experten des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung“, sagt Ranzinger. Außerdem nahmen vor wenigen Wochen alle Lehrkräfte des BSZ an einer Fortbildung zur digitalen Lernplattform „fobizz“ teil. Diese beinhaltet KI unter anderem für Texte, Bilder, Sprache, Korrekturhilfe und Arbeitsblätter. „Darüber hinaus bilden sich die Lehrkräfte individuell und eigenständig fort“, sagt Ranzinger.

Arbeitsblätter gestalten

Wie kann KI nun aber im Schulalltag eingesetzt werden und welche Programm werden am BSZ verwendet? „Einige Lehrkräfte nutzen sie zum Beispiel zur Gestaltung von Arbeitsblättern oder zum Erstellen von Texten und Klassenarbeiten sowie zum Generieren von urheberrechtsfreien Bilder für Arbeitsblätter“, sagt Ranzinger.

Den Schülern werde am BSZ auch gezeigt, welche „Prompts“ sie für gezieltes Üben verwenden können. Prompts sind Reihen von Befehlen oder Eingaben, die ein KI-Modell zur Erzeugung einer Antwort erhält. Hierfür gebe es am BSZ ein KI-Promptlabor und spezielle KI-Chatbots für bildungsspezifisches Kontextwissen. Täglich wird noch nicht mit der künstlichen Intelligenz gearbeitet, aber wir testen verschiedene Produkte“, so Ranzinger weiter. Für die Schülerschaft werde KI zunehmend wichtiger, sie greifen öfter darauf zurück, beispielsweise auf das Programm ChatGPT, einen Chatbot, der in der Lage ist, mit Nutzern über textbasierte Nachrichten und Bilder zu kommunizieren.

„So können Informationen für Referate besorgt werden oder Schülerinnen und Schüler lassen sich Gliederungen von Texten erstellen. Von einer einheitlichen Nutzung kann allerdings keine Rede sein – es überwiegt das Experimentieren“, stellt Stefan Ranzinger klar.

Weitere Erfahrungen sammeln

Wie für fast alles, so Ranzinger weiter, gibt es in der KI zwar viele Vorteile, aber auch Nachteile. „Wir müssen noch viele Erfahrungen sammeln, um dann sinnvolle Anwendungen zu identifizieren und umzusetzen. „Wer allerdings darauf hofft, dass die KI das selbstständige, kritische Denken abnehmen könnte, irrt sich“, ist er sich sicher.

Als negativ bewertet er das hohe Ablenkungspotenzial durch beliebiges Surfen im Internet. Auch bei Hausaufgaben und Referaten sei kaum mehr feststellbar, worin die Eigenleistung der Schüler besteht und was von der KI erzeugt wurde.

Viele Schülerinnen und Schüler seien sich aber darüber im Klaren, dass der Lerneffekt bei der Verwendung von KI klein ist. „Gleichwohl ist es gerade bei Hausaufgaben oft das Mittel der Wahl, um die ungeliebten Aufgaben schnell – und vor allem zumeist richtig – erledigen zu lassen’“, sagt Ranzinger.

Konstruktiv und kritisch

Mithilfe von KI können also beispielsweise Klassenarbeiten erstellt werden, Schülerinnen und Schüler erhalten Hilfe bei der Korrektur und auch im Fremdsprachenunterricht kann die KI laut Ranzinger eingesetzt werden, indem virtuelle Gespräche stattfinden.

Der Oberstudiendirektor beschreibt die KI jedoch mit einem Zitat von dem Unternehmer Elon Musk: „Künstliche Intelligenz ist potenziell gefährlicher als die Atombombe“. Diese Warnung sollte man seiner Ansicht nach ernst nehmen. „Aber es bringt natürlich nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und zu glauben, dass man dann von der KI verschont bleiben würde.

Im Gegenteil: Nur wenn wir uns in der Schule in konstruktiver und kritischer Weise mit KI beschäftigen, lernen unsere Schüler, ihre Vorteile zu nutzen und die Nachteile zu kennen.“

 
 
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