Ein hochkonzertantes und zugleich rührendes Konzert der Musikschule im Schloss erlebten Besucher am Sonntagabend in der Bissinger Kilianskirche. Die jungen Musiker und Sänger nahmen ihr Publikum mit auf eine Weihnachtsreise durch Europa, wo Kinder nicht immer Geschenke unterm Weihnachtsbaum vorfinden. Der Spendenerlös geht an die BZ-Aktion „Menschen in Not“.
Kilianskirche in Bietigheim-Bissingen Weihnachtliches Benefizkonzert der Extraklasse
Musikschüler aus Bietigheim-Bissingen spielten und sangen Sonntagabend zugunsten der BZ-Aktion in der Kilianskirche in Bissingen.
Die Musikschulleiterin Barbara Hernández konnte stolz sein auf die Ensembles und Solisten der Schule und natürlich auch auf die Lehrer, die im Unterricht mit Herzblut bei der Sache sind. Debrorah Laun stand als Fachbereichsleiterin hinter dem Konzertmotto „Weihnachten in Europa“, eingebettet in eine Moderation der „Kirchenmäuse“ Emma (Greta Walter) und Frieda (Charlotte Kiedrowski), die Spendenkörbchen für Menschen, denen es nicht so gut geht, bereit hielten.
Der Konzertauftakt von Fabian Gittinger an der Orgel mit dem F-Dur-Präludium von Johann Sebastian Bach ließ schon ahnen, dass sorgfältig ausgewählte Stücke der Extraklasse erklingen werden.
Filigran auf Trompeten und Posaunen schmückte das Blechbläserensemble unter der Leitung von Ralf Janßen mit dem walisischen „Deck the Hall“ den Saal der Kilianskirche, in der sich so mancher über zwei Kinderstühlchen wunderte. „Ah, da sind ja noch zwei Plätze frei“, nahmen Emma und Frieda mit einem großen, goldenen Weihnachtsbuch Platz. Sie lauschten dem englischen „Away in a Manger“ mit dem die Trompeter Paula Knaus, Eunike Baumgärtner, Paul Baumgärtner, Henning Dong und die Posaunisten Johanna Baumgärtner, Ben Doncic, Jacob Baumgärtner und Darian Keller zur Weihnachtskrippe in ein Land führten, wo Mistelzweige über die Türen gehängt werden.
Dem erfrischend klingenden Trompetenensemble von Ekkehart Kleinbub kam die Rolle zu, die gute Akustik der Kilianskirche zu nutzen. Hanna Huber, Pia Fein, Metheo Mühlberger, Jesse Wolf Luis Mißbach, Sebastian Trittler und Adrian Lenz spielten von der Empore feierlichen Glanz ins Kirchenschiff.
Große Geschenke unüblich
„In der Ukraine sind große Geschenke nicht üblich“, sagten Emma und Frieda „Carol of the Bells“ an. A capella aufgeführt von der Sopranistin Pernilla Schulmeister, den Altistinnen Lisa Volz und Chiara De Martino, dem Tenor Luca Joos, dem Bass Ruben Reinhardt und dem Vokalperkussionisten Tolga Keskingöz. Perfekter hätte Rebekka Neetz ihr Gesangsensemble kaum erleben können als in dieser Version des vierstimmig angelegten ukrainischen Volksliedes.
Nicht nur die Sänger bekamen Applaus in der Kirche von einem bewundernden Publikum, das sich voller Respekt für die musikalische Leistung zeigte. „Oh’ welch’ gruseliger Gesell“, blickten die „Kirchenmäuse“ Emma und Frieda ins goldene Weihnachtsbuch, bevor es zum Krampus nach Österreich ging. Die kleine Maus Emma war schon ganz blass, als sie lieber ein paar Schritte in Richtung Klarinetten-Ensemble ging. Marla Zinßer, Annika Kurz, Leni Schweizer, Emilia Blank und Helena Bertsch aus der Klasse Sandra Kaltenbrunn jagten den Krampus bei einem tänzerischen „Es wird schon gleich dumpa“ auf die Alpen.
Mucksmäuschenstill in der Kirche
Dass die Gitarre in Spanien ganz anders klingt als beim Flamenco, hörte das Publikum bei spanischen Weisen von Tim Joscha Lippmann, Lars Wössner, Katharina Bitz und Bernd Gehlen (Leitung). Mucksmäuschenstill war es in der Kirche, als die technisch versierten Musiker mit musikalischen Einfühlungsvermögen über das Hauptthema der spanischen Weihnacht variierten.
Gehlen begleitete als Gitarrist auch das Gesangsduo Elisa Hasanmetaj und Emilia Kruspel aus den Klassen Rebekka Neetz und Saskia Tabler. Die zarten Mädchenstimmen der Schülerinnen gingen den Zuhörern bei dem teilweise auf polnisch gesungenen und im 17. Jahrhundert entstandenen Weihnachtslied „Lulajze, Jezenui“ zu Herzen. „Schlaf ein, mein Jesulein“, sahen sie das Christuskind wunderschön besungen in der Krippe liegen.
In Polen schauten Emma und Frieda wieder ins goldene Weihnachtsbuch, wird an Heiligabend ein bisschen Heu unters Tischtuch und in die Wohnzimmerecken gelegt, damit die Familien auch im kommenden Jahr vor Armut geschützt sind. „Macht hoch die Tür“ sang das Publikum sehr gerne mit der Musikschule, die nach ihrem erfolgreichen Benefizkonzert wünschte: „Feliz Navidad“. In konzertanter Version, versteht sich.