Kinderbetreuung in Ingersheim Fachkräftemangel schränkt Angebot ein

Von Jörg Palitzsch
Angesichts des Fachkräftemangels wird es bei der Kinderbetreuung in Ingersheim Änderungen bei den Angeboten geben. Foto: Werner Kuhnle

Der Gemeinderat Ingersheim verabschiedet nach heftiger Diskussion ein ganzes Paket von Änderungen bei den Angeboten in den Kindergärten.

Nach zahlreichen Sitzungen, Gesprächen und der Einrichtung einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Beschäftigten der Verwaltung, Mitgliedern des Gemeinderats, Fachkräften aus den Kitas und Kita-Leitungen, Vertreterinnen und Vertretern des Gesamtelternbeirats sowie aus der Elternschaft hat der Gemeinderat nach einer heftigen Diskussion zum Thema Kinderbetreuung jetzt zahlreiche Beschlüsse gefasst.

Ganztagsbetreuung ist rar

Dabei handelt es sich um die Bündelung von Angeboten, die bis in die Mittagszeit um 14.30 Uhr reichen. Allein im Kinderhaus Uhlandstraße wird weiterhin eine Ganztagsbetreuung von 7 bis 16 Uhr angeboten.

Bürgermeisterin Simone Lehnert pochte nach der Aussprache auf den Beschluss, der insgesamt neun Punkte umfasste. Sie machte deutlich, dass trotz der Änderungen keine Einsparungen zu erwarten seien, die Auswirkungen auf den Haushalt hätten. Vielmehr gehe es darum, das Vorhandene zu festigen. „Wir können jedem Kind einen Betreuungsplatz bieten und dies ohne lange Wartezeiten“, so Lehnert. Schwierig sei es, die „Randzeiten“ nach 14 Uhr zu besetzen, zumal es bei der Betreuung viele Teilzeitbeschäftigte gibt.

Wie sich die Änderungen der neuen Angebotsstruktur den Realitäten unterordnen müssen, zeigt eine Bedarfsermittlung des Personals. Diese hat ergeben, dass aktuell 5,85 Stellen in den Ingersheimer Betreuungseinrichtungen nicht besetzt sind. Durch die vorgeschlagene Anpassung der Öffnungszeiten könnten 2,45 Stellen eingespart werden und damit auch 130 000 Euro an Personalkosten wegfallen. Ein theoretischer Wert, weil nirgendwo Personal eingespart werde, da es ohnehin zu viele offene Stellen bei der Kinderbetreuung gibt, so die Bürgermeisterin.

Ziel war es deshalb, mit einem Arbeitskreis ein Konzept zu entwickeln, das die Situation in den Einrichtungen personell und strukturell verbessert, sich am Bedarf und den Ressourcen, wie Personal, Finanzen und Gebäude, ausrichtet – allesamt Faktoren, die sich immer wieder verändern.

Eltern machen 40 Prozent aus

Ein Vertreter der Elternschaft zählte in der Sitzung dann aus seiner Sicht die Minuspunkte des Antrages auf: So gibt es keine Betreuung bis 16 Uhr, keine Synchronisation mit dem Schulbeginn und einen mittelfristigen Kostenanstieg. Zudem seien 35 bis 40 Prozent der Wähler Eltern, sagte er vor dem Gemeinderat.

Dort zeigte man sich hin- und hergerissen. Thorsten Majer (SPD) sagte, wenn man als Gemeinde wachsen wolle, müsse man attraktiv bleibe – eben auch bei der Kinderbetreuung. Einschränkungen, wie im Antrag vorgesehen, seien daher nicht sinnvoll. Er forderte deshalb eine Einzelabstimmung über alle neun Punkte. Ursula Heinerich (CDU) verwies darauf, man habe in Ingersheim in den letzten 20 Jahre die Kinderbetreuung immer weiter ausgebaut, man werde auch in Zukunft auf Änderungen reagieren. Jetzt müsse man einen Punkt machen und in zwei Jahren wieder sehen, wie es dann mit der Personalsituation aussieht. Jürgen Fleischmann (FW) mahnte an, Eltern müssten wissen, dass ihre Kinder in Ingersheim gut versorgt sind. Die Eltern, die sich im Arbeitskreis engagiert haben, rief er dazu auf, künftig doch im Gemeinderat mitzuarbeiten.

Personalmangel ist das Problem

Bürgermeisterin Lehnert griff an dieser Stelle energisch in die Diskussion ein. Natürlich wolle man Öffnungszeiten bis 17 Uhr, „nur haben wir niemanden dafür“. Man könne es machen, aber dann könne man seitens der Verwaltung keine Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung mehr bieten.

Die Sitzung sollte dann kurz unterbrochen werden, was allerdings schnell wieder verworfen wurde. Bei der anschließenden Abstimmung lehnte das Gremium die von Majer beantragte Einzelabstimmung der Punkte mit großer Mehrheit ab. Der Antrag der Verwaltung wurde im Gremium bei drei Nein-Stimme und einer Enthaltung bewilligt. Mit der Zustimmung, so die Bürgermeisterin, sei auch die Arbeitsgruppe beendet.

 
 
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