Kinderferienprogramm in Besigheim Vom einzelnen Ton zum Klangteppich

Von Susanne Yvette Walter
Beim gemeinsamen Musizieren konnten die Teilnehmer des Ferienprogramms kreativ werden. Foto: /Susanne Yvette Walter

Kinder improvisieren begeistert beim Musik-Picknick im Besigheimer Jugendhaus Point-Club.

Wer Musik machen will, braucht keine Noten. Das ist bekannt. Er schnappt sich eine Trommel, ein Klangrohr oder ein Instrument Marke Eigenbau, eine Rassel gefüllt mit Erbsen oder Bohnen oder auch ein Cajon.

In Besigheim lernten Ferienkinder am Freitag beim Musik-Picknick das Zauberwort „Improvisieren“ kennen. Julian Ripert und Ina Maria Saussele sind seit vielen Jahren Profis darin, Kindern auf dem Weg in den inneren Konzertsaal zu begleiten. Sie sind geübt darin, mit einfachen Mitteln Kinder zu einem kleinen Orchester zu formen, das gemeinsam die Welt zum Klingen bringt, jedesmal anders, jedes Mal neu. Unterwegs mit Musikprojekten für Kinder sind die beiden seit 15 Jahren auch in Paris oder in Südfrankreich.

„Das reicht bis zur kompletten Songwerkstatt, wo die Kinder eigene Songs schreiben. Wir bauen ein Tonstudio auf und produzieren ihre Songs. Am Ende der Woche hat jeder eine CD mit seinem Hit. Auch Musikvideos haben wir schon mit Kindern gedreht“, erzählt Ina Maria Saussele.

Musik im Jugendhaus Point-Club statt am Enzufer

Nicole Petzold, Leiterin des Jugendhauses Point-Club stellte in jedem Jahr das Kinderferienprogramm zusammen, auch das Musik-Picknick am Freitagnachmittag. Bei Sonnenschein hätte es am Enzufer stattfinden sollen. Im Jugendhaus Point-Club rücken Ferienkinder statt dessen zusammen, hören aufeinander und weben ihren eigenen Klangteppich. Aus der Box klingt ein Song, der begleitet sein will, dann wird das Spiel immer freier. Die Variation der Lautstärke kommt dazu. Julian Ripert, der Franzose mit Musikstudium, spaltet kleine Gruppen ab, die gemeinsam Passagen gestalten, während die Nachbargruppe schweigt und zuhört, solange bis ihr Einsatz kommt. Die selbst gebaute Rassel zeigt, dass ein härterer Klang entsteht, je nachdem ob man Reis oder Bohnen hineinfüllt.

Den ersten gemeinsamen Song wählt das musikpädagogische Duo von der Band BVG „Is mir egal“. Das gibt Kindern die Chance rauszulassen, was ihnen egal ist, das schlechte Wetter zum Beispiel und was sie genial finden, Pommes rot-weiß zum Beispiel. „Von allen Ideen wurden die besten ausgewählt und wir haben dann gemeinsam ein neues Lied gestaltet“, erzählt Petzold.

Wer will, bringt sein eigenes Instrument mit. Saxophon und Klarinette bereichern den Percussion-Rassel-Klangteppich. Neun Kinder zwischen fünf bis elf Jahren haben beim Musik-Picknick freie Fahrt sich auszuleben und mitzumachen. Mit im Boot sind auch einige Mamas und eine Mitarbeiterin des Jugendhauses Point-Club.

Erste Bilanz des Besigheimer Ferienprogramms

Als Gestalterin des Kinderferienprogramms zieht Petzold eine erste Bilanz: „Das Ferienprogramm ist super gut angekommen, besonders das Tauchen. Ein Hobbytaucher aus Besigheim gestaltete einen ersten Tauchgang für Ferienkinder. Da muss man ja das ganze Equipment haben. Er macht Tauchgänge für Kinder in verschiedenen Gemeinden in den Hallenbädern. Wir sind Bobbycar unter Wasser gefahren und haben ganz tolle Sachen gemacht“, erzählt die Jugendhausleiterin und ergänzt: „Beim Bootshafen Walter wurden Kinder selbst zum Kapitän und auch der Geschichtsverein kam mit einem tollen Angebot, einer Olympiade mit alten Spielen wie Sackhüpfen, nicht Handy, nicht Internet, sondern mal wieder miteinander spielen im Musikschulgarten“, erklärt Petzold. „Wir haben die Reise nach Jerusalem gespielt mit mehr als 30 Kinder auf der Straße, mit den ganzen Stühlen. Das war eine Gaudi“, lacht sie.

Auch das Musik-Picknick im Jugendhaus Point-Club hat viel Eigendynamik. Die Kinder werden mutiger, lassen die Schlegel auf den Metallplättchen des Glockenspiels wirbeln. „Wie sich das anhört, wenn alle zusammenspielen. Das gefällt mir“, sagt die achtjährige Hannah mit funkelnden Augen.

  Susanne Yvette Walter

 
 
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