Kinderhaus Kirchheim Kinderhaus Arche ist ein Spezialfall

Von Gabriele Szczegulski
Die Trägerstruktur des Kinderhaus Arche ist einmalig: Sie steht unter Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Kirchheim unter Beteiligung der katholischen und der bürgerlichen Gemeinde. Nun soll die Trägerschaft auf die Gemeinde Kirchheim übergehen. Foto: /Oliver Bürkle

Die Kommune will die Trägerschaft der Einrichtung von der evangelischen Kirchengemeinde übernehmen, das religiös-pädagogische Konzept soll aber erhalten bleiben.

Wenn am kommenden Freitag die Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks Besigheim stattfindet, wird auch formal darüber entschieden, dass sieben Kirchengemeinden im Bezirk die Trägerschaft ihrer Kindereinrichtungen abgeben werden. Übernehmen wird die evangelische Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg deren Verwaltung, die erfahren in der Organisation von mehr als 20 Kindereinrichtungen ist. Die Württembergische Landeskirche will damit der schwierigen finanziellen und personellen Situation in der Kinderbetreuung Rechnung tragen.

Aber im Kirchenbezirk Besigheim gibt es ein gallisches Dorf, einen Spezialfall – und dies ist Kirchheim und das Kinderhaus Arche. „Wir bekamen kein Angebot von der Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg zur Übernahme, weil wir zu groß sind und die organisatorische Struktur so atypisch ist“, sagt der evangelische Kirchheimer Pfarrer Dirk Kubitschek. Die Arche hat sieben Gruppen mit insgesamt 142 Kindern und wird von der evangelischen Gemeinde, der katholischen Gemeinde und der Kommune gemeinsam getragen.

Nun wird eine Übernahme des Kinderhauses durch die Kommune Kirchheim angestrebt, Bürgermeister Uwe Seibold hatte schon im Herbst Interesse an einer Übernahme signalisiert. „Wir sind sowieso immer in engen Gesprächen, was die Arche betrifft, und wollen, dass wir als Kommune Einfluss auf die Betreuung dort nehmen können“, sagt Seibold.

Noch sei nichts in trockenen Tüchern, aber der Prozess sei in vollem Gange, sagt er. Ihm liege viel daran, die größte Kindereinrichtung im Ort zu übernehmen und für Stabilität und Konstanz zu sorgen. Denn dann blieben Gehälter, Beiträge und Organisation dasselbe, Boni und Vergünstigungen für die Erzieher und Erzieherinnen kämen oben drauf. Denn die Kommune zahlt diese, die Kirchengemeinde nicht. „Zudem könnte das Kinderhaus mit kommunalen Angeboten verbunden werden und als größtes Haus im Ort zur wichtigen Säule der Kinderbetreuung werden“, so Seibold. „Es ist schon schmerzhaft, wenn eine kirchliche Einrichtung aus der kirchlichen Trägerschaft entlassen wird“, so Pfarrer Kubitschek. Er wisse aber, welch gute Arbeit die Gemeinde in der Kinderbetreuung leiste und dass ein Ausschuss aus Vertretern der Kirchengemeinden und der Kommune weiterhin das Profil des Kinderhauses definieren sollen.

Beste Lösung für alle Beteiligten

„Eine Übernahme der Arche ist die beste Lösung für alle Beteiligten“, so Seibold. Es sei das Beste, wenn die Trägerschaft des Kinderhauses im Ort bliebe, sagt auch der katholische Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Bönnigheim-Besigheim, Robert Drescher, wenn das religionspädagogische Konzept weiter durchgeführt werde.

Atypische Einrichtung

Seit seinem Bestehen steht das Kinderhaus Arche in der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde Kirchheim, und wird „atypisch“, so Kubitschek, in enger und landesweit einmaliger Zusammenarbeit mit der katholischen und der bürgerlichen Gemeinde betrieben.

Die Trägerschaft durch die evangelische Kirchengemeinde ist historisch, da das Kinderhaus aus dem evangelischen Kindergarten heraus entstand. Allerdings gehört der Kommune mittlerweile das Gebäude und diese zahlt, so sagt Bürgermeister Uwe Seibold, schon jetzt 96 Prozent der Kosten des Betriebs, allerdings beteiligen sich die beiden Kirchengemeinden am Abmangel, was einer Summe von 75 000 Euro jährlich entspricht, so Seibold.

Sowohl beide Kirchengemeinderäte als auch das Ortsgremium haben dem Vorhaben zugestimmt. Festgeschrieben müssen die Festlegung der konzeptionellen Eckpunkte mit religionspädagogischem Schwerpunkt, die weitere finanzielle Beteiligung der beiden Kirchengemeinden am Abmangel und das geistliche Betreuungsrecht der evangelischen und katholischen Kirchen.

Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold schätzt, das ein Trägerübergang auf seine Kommune frühestens zum 1. Januar 2024, eher aber zum 1. Januar 2025 denkbar sei.

 
 
- Anzeige -