Kirbachtal-Wehr weiter in der Kritik Verbände kritisieren Feuerwehrstandort

Von Mathias Schmid
Der sogenannte "Standort 3" gegenüber des Bromberghofs bekommt immer mehr Gegenwind. Auch die grundsätzliche Ansiedlung der Kirbachtal-Feuerwehr im Außenbereich wird weiter kritisch gesehen. Foto: Helmut Pangerl

Verschiedene Verbände aus der Landwirtschaft wenden sich ans Land und fordern, die Fläche im Kirbachtal nicht zu verkaufen.

Bei der geplanten Wache für die gemeinsame Feuerwehr dreier Abteilungen im Kirbachtal geht es weiter heiß her. Während die Stadt weiterhin hofft, einen ihrer gewünschten Standorte entlang der Landesstraße kaufen zu können, gibt es neue kritischen Stimmen aus der Landwirtschaft. Die Landesverbände des Öko-Labels Naturland und der Geflügelwirtschaft sowie der Bauernverband Ludwigsburg-Heilbronn wenden sich direkt an Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg. Diesem untersteht die Behörde Vermögen und Bau, die das Grundstück fürs Land verwaltet.

Wie lauten die Forderungen?

Alle drei Verbände stellen eine zentrale Forderung: Die Behörde Vermögen und Bau, die das Grundstück im Namen des Landes verwaltet, soll bei seiner Haltung bleiben und das Grundstück gegenüber des Bromberghofs, als „Standort 3“ bezeichnet, nicht verkaufen. Eine gemeinsame Feuerwache für die Abteilungen Spielberg, Ochsenbach und Hohenhaslach am geplanten Standort sei inakzeptabel.

Zudem erinnern die Verbände an Zusagen der Landesregierung, wie dem jüngst vorgestellten Aktionsplan Bio (siehe Infobox). „Die Maßnahmen darin haben zum Ziel, die Versorgung mit regionalen Öko-Erzeugnissen auszubauen. Der Schutz bestehender Öko-Betriebe sollte daher oberstes Ziel haben“, schreibt beispielsweise Naturland.

Was sind die Kritikpunkte?

Der Bereich, in dem die Stadt die Feuerwache plant, liegt im Vogelschutzgebiet, im Landschaftsschutzgebiet, im FFH-Gebiet, im Naturpark Stromberg-Heuchelberg und gehört zu einer der neun ausgewiesenen Biomusterregionen. Das gilt sowohl für den bevorzugten „Standort 3“ gegenüber des Bromberghofs, als auch für „Standort 2“ einige Meter weiter in Richtung Ochsenbach/Spielberg, gegenüber des Schülke-Hofs. Naturland verweist zudem auf das neue Landwirtschafts- und Naturschutzgesetz, das aktuell im Landtag zur zweiten Lesung ansteht. „Der Flächenverbrauch wird als wichtige Mitursache für den Verlust an Biodiversität betrachtet“, erklärt Landes-Geschäftsführer Martin Bär.

„Außer den Fragen der Finanzierbarkeit, der gesetzlichen Hilfsfristen und der Verkehrsanbindung und -sicherheit sind auch die Fragen des Landschafts- und Naturschutzes sowie der Bestand und die Entwicklungsperspektiven des landwirtschaftlichen Betriebes Kurz zu beachten“, moniert Jan Schwarting, Geschäftsführer des Bauernverbands. Der Betrieb von Matthias Kurz, zu dem auch der Bromberghof gehört, umfasst 12 000 Hühner und 70 Rinder. Die Flächen rund um die geplante Feuerwache sind auch eine potenzielle Erweiterungsfläche für den Betrieb.

Die Geflügelwirtschaft befürchtet sogar: „Sollten die staatlichen Flächen an die Stadt Sachsenheim zum Zwecke eines Baus für ein Feuerwehrhaus veräußert werden, ist der Betrieb von Matthias Kurz auf Dauer nicht lebensfähig.“ Die Legeleistung werde geringer, die Mortalität der Tiere steige an. „Eine wirtschaftliche Betreibung der Legehennen ist nicht mehr gewährleistet“, sagt Geschäftsführerin Helga Futterknecht, auch mit Blick auf zu erwartenden schärfere Vorgaben bei Immissionsschutz oder Düngen. Sorgen macht sich der Verband auch um die Tiere: Die Sirenen würden einen Fluchtinstinkt auslösen. Bei der Flucht in den Stall könnten Tiere erdrückt werden. „Die Konsequenz der Tiere: Das Freiland wird fast gar nicht mehr genutzt.“

Martin Bär, Geschäftsführer von Naturland Baden-Württemberg, verweist auch auf die Zertifizierung nach EU-Öko-Verordnung und Naturland-Richtlinien: Laut diesen „ist die gleichmäßige, regelmäßige Auslaufnutzung entscheidend“, nicht nur das reine Vorhalten eines Freilaufs. „Für den Betrieb Kurz besteht hier somit die reale Gefahr der Aberkennung des Bio-Status.“

Welche Lösungsansätze gibt es?

„Gerade in Sachsenheim stehen andere Möglichkeiten für den Bau des Feuerwehrhauses zur Verfügung“, schreibt der Geflügelwirtschaftsverband. Bauernverband und Naturland fordern explizit die Suche nach einer Lösung im Innenbereich. Dies ist aber für das Vorhaben, drei Feuerwehrabteilungen zu vereinen laut Untersuchungen der Feuerwehr nicht möglich. Die Feuerwehr argumentiert grundsätzlich mit den einzuhaltenden Hilfsfristen. Diese könnten nur in einem sehr begrenzten Bereich um die besagten Standorte überhaupt eingehalten werden.

Der Bauernverband verweist auf BZ-Nachfrage aber auch auf die bisherige Struktur von drei Abteilungen in Hohenhaslach, Ochsenbach und Spielberg. „Sicherlich ist dies aufwändig, teuer und eventuell mit Einschränkungen verbunden. Bislang war der Betrieb von diesen Standorten aber auch möglich.“

Info: Der Aktionsplan Bio der Landesregierung

Der aktualisierte Aktionsplan Bio sieht den Ausbau des ökologischen Landbaus vor. Die Landesregierung will erreichen, dass bis 2030 etwa 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche nach den Regeln des ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden. 2019 waren es 13,2 Prozent. Erstmals seien für den Öko-Aktionsplan im aktuellen Doppelhaushalt eigene Haushaltsmittel in Höhe von neun Millionen Euro eingestellt. Die Forschung werde ausgebaut. Zum Konzept gehört auch eine Imagekampagne, die im August starten soll.

mlr.baden-wuerttemberg.de

 
 
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